Warum wählte Kim Jong Un für sein zweites Treffen mit Donald Trump ausgerechnet Vietnam? Über die Möglichkeit von Friedensverhandlungen zwischen den beiden Koreas und auch über atomare Abrüstung hätten die beiden überall sprechen können. Aber Vietnam hat für den nordkoreanischen Machthaber zwei Vorteile. Es ist erstens der Ort einer US-amerikanischen Niederlage, und zweitens als wirtschaftsliberale Diktatur vielleicht das erfolgversprechendste Modell für Kim Jong Uns Reformen im eigenen Land. In Vietnam herrscht die ehemals kommunistische Kaderpartei in einem Einparteiensystem bei kapitalistischen Wirtschaftsstrukturen. Der Nordkoreaner ist mit seinem gepanzerten Privatzug auf dem langen Schienenweg nach Vietnam gekommen, um eine große Wirtschaftsdelegation mitbringen zu können. Vielleicht passt das vietnamesische Wirtschaftssystem auch für ihn. Dann könnte der südkoreanische Konzern Samsung, der vier Fabriken in Vietnam betreibt, auch Nordkorea als Werkbank nutzen. Wirtschaft geht ohne Demokratie. Das wissen wir aus der eigenen Geschichte.