Buchbesprechungen To-Go

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Morgen lieb ich dich für immer von Jennifer L. Armentrout


Von Jennifer L. Armentrout habe ich bislang nur die Lux-Serie und den ersten Band der Dark Elements Trilogie gelesen und während diese beiden Buchreihen dazu dienten, in erster Linie den Leser zu unterhalten, hat sich die Autorin in Morgen lieb ich dich für immer Themen angenommen, die nicht ganz so unterhaltsam sind. Kinderheime und Pflegefamilien sollen Kinder auffangen, doch kann es bei totaler Überlastung und mangelnden Ressourcen auch passieren, dass Probleme gar nicht, oder erst viel zu spät auffallen. Gewalt, Missbrauch, Verwahrlosung und Hunger sind grausam und dass sich ein Jugendbuch den Kindern annimmt, die davon betroffen sind, finde ich nicht nur toll, sondern auch sehr wichtig.

Erschienen: März 2017 im cbt Verlag | Originaltitel: The Problem with Forever | Format: Brochiert/Ebook | Seiten: 544 | Übersetzer: Anja Hansen-Schmidt | Webseite der Autorin: Jennifer L. Armentrout | Bewertung: 3,5 von 5 Fläschchen
Meine Meinung als Podcast:

Aber worum geht es genau?
Nach vier Jahren Hausunterricht beschließt Mellory, dass es für sie an der Zeit ist, die öffentliche Schule zu besuchen. Ihr ist klar, dass das alles andere als ein Zuckerschlecken werden wird, aber sie ist fest entschlossen, es zu schaffen. Fest entschlossen, sich ihren Ängsten zu stellen und sich Schritt für Schritt einem normalen Leben anzunähern. Mellory ist auf Hürden und Rückschläge vorbereitet, doch damit, ihrem früheren Pflegebruder ausgerechnet in neuen Schule über den Weg zu laufen, hat sie nicht gerechnet. Mit einem Schlag sind all die Erinnerungen an die schreckliche Zeit in ihrer Pflegefamilie wieder präsent, die Albträume wieder da. Aber den Preis zahlt sie gern, wenn Rider dafür wieder ein Teil ihres Lebens wird. Aber auch er hat sich in den verändert ..

Wenn die Herkunft über die Zukunft entscheidet
Es ist kein Geheimnis, dass die Bildung und der soziale Stand von Familie und Umfeld einen großen Einfluss auf die Ausbildung und das weitere Leben eines Kindes hat und genau da setzt Frau Armentrout in Morgen lieb ich dich für immer an. Ist die Ausgangssituation von Mellory und Rider noch gleich, führen sie nach einem Unfall ein Leben in zwei völlig unterschiedlichen Welten. Während Mellory das Glück hatte, adoptiert zu werden, ist Rider immer noch auf das System angewiesen und droht, sich in der Persepektivlosigkeit, die mit finanziellen Nöten und einem Leben im Problemviertel unweigerlich einhergeht, zu verlieren. Mellory hingegen eröffnen sich durch ihre gut situierten Adoptiveltern Wege, von denen sie nie zu träumen gewagt hätte. Diese zwei Welten, die sich im direkten Vergleich gegenüberstehen, wurden mit all ihren Licht- und Schattenseiten nicht nur sensibel ausgearbeitet, sondern auch durchweg glaubhaft dargestellt, was die Geschichte wichtig und besonders macht.

Protagonistin mit Schwächen und spannende Nebenfiguren
Ich muss gestehen, es gab Momente, in denen ich das Buch für eine Weile schließen und Mellory ihren Gedanken überlassen musste, weil sie sich oftmals nur im Kreis drehte und mich damit wahnsinnig machte. Dabei ist sie gar nicht unglaubwürdig gezeichnet, naiv oder gar eine Nevensäge, nein, es ist viel mehr ihre Angst, die in mir an manchen Stellen den Wunsch ausgelöst hat, sie zu schütteln. Während ich die meisten ihrer Ängste durchaus nachempfinden konnte, ihr die Daumen gedrückt und sie angefeuert habe, wenn sie es dennoch versucht hat, gab es auch Ängste, die nicht ihrer Vergangenheit entstammen, sondern einfach dazu dienen, sich das Leben unnötig schwerer zu machen, als es eh schon ist. Das hatte Mellory ebenso wenig nötig wie die Geschichte. Im Gegensatz zu Mellory erfahren wir von Rider nur das, was wir durch ihre Augen sehen, wodurch er zwar lange ein wenig blass blieb, aber dennoch mein Herz eroberte. Als Leser weiß man bereits nach den ersten Seiten, was Rider für ein Schicksal erlitten hat und doch scheint ihn nichts davon abbringen zu können, für andere einzustehen. Nur für sich selbst nicht. Ihn zu beobachten und den Gesprächen mit Mellory zu lauschen hat mich während des Lesens oft traurig gemacht, aber auch sehr nachdenklich gestimmt. Doch nicht nur die beiden haben der Geschichte ihre Stempel aufgedrückt, sondern auch die spannenden Figuren um sie herum, wodurch beide Welten nur noch glaubwürdiger dargestellt wurden.

Nicht so gut, wie gewohnt
Ich würde dieses Buch so gerne ohne Wenn und Aber in den Himmel loben, weil es das allein durch die behandelte Problematik verdient hat, aber das kann ich leider nicht. Während mich die Themenwahl begeistert hat und mich auch die Figuren weitestgehend überzeugen konnten, war ich vom Schreibstil leider weniger angetan. Ich bin es von Frau Armentrout gewohnt, dass ihre Worte mich in Hochgeschwindigkeit durch die Geschichte ziehen, dass sie Leichtigkeit versprühen und lebendig wirken und genau das habe ich hier vermisst. Ich bin mir bewusst, dass gewisse Themen manchmal auch leisere und nachdenklichere Töne erfordern und das wäre für diese Geschichte auch vollkommen in Ordnung gewesen, wenn es hier dadurch nicht in einigen Abschnitten zu Längen gekommen wäre. In Morgen lieb ich dich für immer wurde alles daran gesetzt, die Geschichte glaubhaft an den Leser zu bringen und das ist Frau Armentrout auch wirklich gut gelungen, doch schaffte sie es nicht, die Gefühle, Zweifel und Ängst mit ihren Worten zu transportieren.

Kurzum
Mit Morgen lieb ich dich für immer hat Frau Armentrout ein Buch geschrieben, das schockiert, nachdenklich stimmt, von Ängsten, Träumen, Hoffnungen und Resignation erzählt und dabei sehr sensibel und gut durchdacht ausgearbeitet ist. Es hätte die perfekte Lektüre sein können, doch leider schaffte es die Geschichte rund um Mellory und Rider nicht, mein Herz so zu berühren, wie ich es mir gewünscht hätte.

Weitere Meinungen zu dem Buch: We lived thousends lifes | Lillis Buchseite | Corinnas World of Books

Der Beitrag Morgen lieb ich dich für immer von Jennifer L. Armentrout erschien zuerst auf Kunterbunte Flaschenpost.


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 April 8, 2017  n/a