Buchbesprechungen To-Go

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Rat der Neun – Gezeichnet von Veronica Roth


Seit Die Bestimmung bin ich ein riesiger Veronica Roth Fan und so war es auch nicht weiter verwunderlich für mich, dass ich nicht nur neugierig auf ihre neue Dilogie war, sondern dem Erscheinungstermin auch ungeduldig entgegenfieberte. Als ich das Buch dann endlich in den Händen hielt, kursierten im Netz bereits einige Meinungen, die von total begeistert bis hin zu enttäuscht gingen, was meiner Vorfreue ehrlich gesagt einen kleinen Dämpfer verpasste. Aber natürlich habe ich mich dennoch an Rat der Neun – Gezeichnet gewagt und ob mich das Buch am Ende enttäuscht oder zufrieden zurückgelassen hat, erfahrt ihr jetzt.

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Erschienen: Januar 2017 im cbt Verlag | Originaltitel: Carve the Mark | Format: gebunden | Seiten: 608 | Reihen-Info: 1/2
Übersetzung: Petra Koop-Pawis & Michaela Link | 4 von 5 Fläschchen
Meine Meinung als Podcast:


Aber worum geht es?
Ein Planet, zwei Welten. Akos hat ein Schicksal, das er nicht kennt. Cyra eine Lebensgabe, die ihr täglich Höllenqualen beschert. Er gehört dem friedlebenden Volk der Thuvhesi an. Sie ist Teil der Herrscherfamilie von Shotet und Schwester eines brutalen Tyrannen. Er ist wild entschlossen und sie eine brutale Waffe. Als sich ihre Wege zum ersten Mal kreuzen, sind sie Feinde, doch schon bald müssen sie erkennen, dass sie ihre Rollen als Diener und Herrin hinter sich lassen müssen, wenn sie ihre Ziele erreichen wollen. Denn die einzige Chance, dabei nicht umzukommen ist, zusammenzuarbeiten.

Startschwierigkeiten
Ich muss gestehen, während der ersten hundert Seiten habe ich so manches Mal mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen. Komplizierte Namen, die sich in meinem Kopf immer falsch anhörten, brachten meinen Lesefluss gehörig ins Stocken und eine einleitende Handlung, die sich zog wie Kaugummi, stellten mich immer wieder stark auf die Probe. Dass ich zudem anfangs nicht so recht wusste, was ich mit Akos anfangen sollte, machte es da leider auch nicht viel besser. Ihn zu begleiten wirkte auf mich zu Beginn, so leid es mir tut, zusammenhangslos und nichtssagend, wenngleich sich für mich im Laufe der Geschichte der Sinn dann doch noch erschlossen hat.

Ein Leben in der Galaxy
Beide Protagonisten leben auf dem Planeten Thuvhe, wenn auch in verschiedenen Teilen. Durch ihre Beschreibungen und Erlebnisse habe ich nicht nur einen guten Eindruck der Umgebung bekommen, sondern fand das Entdecken des Schauplatzes und das Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen auch wahnsinnig interessant. Mit ihrer bildhaften Sprache gelang es Frau Roth mir sowohl kleine Details als auch bisher Unbekanntes in den Kopf zu pflanzen und mir dadurch das Gefühl zu geben, ein Teil dieser Welt zu sein. Diesen Effekt hätte ich mir auch während der Planetenreise gewünscht, auf die sich die Protagonisten gemeinsam begeben, doch hier blieb die Umgebung für mich leider seltsam blass. Neben all den Beschreibungen von Unterkünften, Maschinenraum und Abläufen geriet die Galaxy in den Hintergrund, weswegen ich Schwierigkeiten hatte, sie mir vorzustellen und damit entging mir natürlich der atemberaubende Anblick, der sich Cyra und Akos beim Blick aus dem Fenster bot. Ganz anders war es dann wieder, als zur Landung angesetzt wurde. Hier wurde die Beschreibung des Planeten in den Vordergrund gerückt und so habe ich diesen in all seinen Details vor meinem geistigen Auge gesehen und hatte wieder Spaß daran, mich gemeinsam mit Akos und Cyra auf Entdeckungsreise zu machen.

Facettenreiche Charaktere
Schon in Die Bestimmung war ich begeistert von den Charakteren, die Frau Roth erschaffen hatte und auch diesmal enttäuscht sie mich in diesem Punkt nicht. Sie hat ein Händchen dafür, die unterschiedlichen Figuren nicht nur mit vielen Facetten zu versehen und ihnen eine gewisse geheimnisvolle Aura und Unberechenbarkeit zu verleihen, sondern mir als Leser auch das Gefühl zu geben, dass jeder einzelne von ihnen wichtig ist, ganz gleich, wie klein oder groß seine Rolle auch sein mag. Allen voran begleiten wir natürlich die Protagonisten Akos und Cyra und es war wahnsinnig spannend, Zeit mit ihnen zu verbringen, mit jeder Seite mehr über sie zu erfahren, ihnen beim Erwachsen werden zuzusehen, ihren Überzeugungen und dem Wandel in ihrer Denke zu lauschen. Die Nebenfiguren ließen sich von den beiden allerdings nicht in den Schatten stellen. Durch sie nahm die Geschichte Fahrt auf und bekam die nötige Würze, die für den Verlauf der Handlung so wichtig war.

Keine leichte Lektüre für Zwischendurch
Nachdem ich die ersten hundert Seiten hinter mich gebracht hatte, entwickelte Rat der Neun – Gezeichnet Suchtpotenzial, wurde zum Pageturner, zum Highlight. In erster Linie lag das an den Figuren, die nicht einfach nur facettenreich, sondern geheimnisvoll und unberechenbar waren. Man war sich ihrer Reaktionen nie sicher, wodurch auch der Handlungsverlauf unvorhersehbar wurde. Dazu kam dann die Handlung selber, die mindestens so vielschichtig ist, wie die Figuren. Dabei spielen unterschiedliche Gaben und die Schicksale der Schicksalsgesegneten eine große Rolle. Diese beiden Zutaten ebnen den Weg für Intrigen, Ängste, Revolution, blutige Grausamkeiten und Selbstzweifel ebenso wie für Selbstfindung und neue Überzeugungen.

Kurzum
Obwohl ich anfangs starke Schwierigkeiten und Zweifel hatte, birgt Rat der Neun – Gezeichnet eine komplexe Welt mit Händchen und Füßchen, die zu packen weiß. Mit einer gut durchdachten Handlung, Fäden, die nach und nach zusammenfinden, sehr interessanten Charakteren, einem tollen Setting und einer flüssigen, bildhaften Schreibe hat sich Veronica Roth ein weiteres Mal in mein Herz geschrieben.

Weitere Meinungen zu dem Buch: Bibis Bücherparadis | Ankas Geblubber | Sternenbrise

Der Beitrag Rat der Neun – Gezeichnet von Veronica Roth erschien zuerst auf Kunterbunte Flaschenpost.


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 March 4, 2017  n/a