Buchbesprechungen To-Go

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Nächstes Jahr am selben Tag von Colleen Hoover


Es gibt Bücher, die kaufe ich blind. Einfach, weil da der Name eines ganz bestimmten Autors oder einer bestimmten Autorin auf dem Cover steht. Die Bücher von Colleen Hoover zum Beispiel sind solche Blindkäufe. Bei ihr weiß ich, was ich bekomme und dass sie mich mit ihren Geschichten verzaubert, mitreißt und begeistert. Auch dieses Mal?

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Erschienen: März 2017 im dtv Verlag | Originaltitel: November 9 | Format: Brochiert/Ebook | Seiten: 376
Übersetzer: Katarina Ganslandt  | Bewertung: 5 von 5 Fläschchen
Meine Meinung als Podcast:


Aber worum geht es genau?
Es ist der 9. November als Fallon mit ihrem Vater im Diner sitzt, ihre Beziehung zueinander immer weiter zerbricht und ein unbekannter junger Mann neben sie in die Nische rutscht, um ihr beizustehen. Es ist der 9. November, als Fallon und Ben beschließen, den restlichen Tag gemeinsam zu verbringen, bevor Fallon noch am selben Abend von Los Angeles nach New York zieht. Es ist der 9. November, als die beiden beschließen, sich jedes Jahr am 9. November zu treffen, den Tag miteinander zu verbringen und sich danach wieder für ein Jahr zu verabschieden. Und es ist der 9. November, der alles in ihrem Leben verändert. Allen voran sie selbst.

Ein Tag im Jahr
In den meisten Büchern, die ich so lese, werde ich an die Hand genommen, um so gemeinsam mit dem Protagonisten brav einen Tag nach dem anderen zu durchleben, jede noch so kleine Kleinigkeit in mich aufzunehmen und vom ersten Moment an Zeuge seiner oder ihrer Entwicklung zu sein. Colleen Hoover ist allerdings dafür bekannt, dass sie ihre Geschichten nicht nur im Hier und Jetzt spielen lässt, sondern auch mit Rückblenden und anderen Stilmitteln spielt. Für Nächstes Jahr am selben Tag hat sich Frau Hoover etwas ganz Besonderes ausgedacht, denn hier dreht sich alles nur um einen ganz bestimmten Tag im Jahr – dem 9. November. Das ist der einzige Tag, an dem sich die Protagonisten begegnen, an dem wir ihren Gedanken lauschen können, ihre Entwicklung mitbekommen und erfahren, was sie das restliche Jahr über getan haben. Uns ergeht es also nicht besser als Ben und Fallon, die sich auch mit dem begnügen müssen, was sie am 9. November alles über den jeweils anderen in Erfahrung bringen und ich muss zugeben, dass mir das sehr gut gefallen hat. Vor jedem Treffen war ich beinahe genauso nervös wie die beiden und ich war gespannt, inwieweit sich jeder von ihnen verändert hat und ob sie an ihrem ursprünglichen Plan festhalten wollen.

Die vorübergehende Fallon & Schriftsteller-Ben
Es bleibt mir an dieser Stelle nichts anderes übrig als zu sagen, dass Frau Hoover auch dieses Mal wieder Figuren geschaffen hat, die mir bereits nach kürzester Zeit ans Herz gewachsen sind. Man merkt recht bald, dass es beiden nicht sonderlich gut geht, wobei wir uns bei Ben an den Grund dafür erst ganz langsam herantasten. Bis dahin lernt man ihn als jungen Mann kennen, der kein Blatt vor den Mund nimmt, der die Dinge mit dem Herzen betrachtet, wunderschöne Dinge sagt, mit jeder Faser seines Seins liebt und innerlich einen stummen Kampf mit sich selbst ausfechtet. Fallon sieht man im Gegensatz zu Ben von Beginn an an, worunter sie leidet, was dazu geführt hat, dass ich für diese junge Frau bereits nach relativ kurzer Zeit nicht nur Mitgefühl empfunden und mit ihr mitgelitten habe, sondern ihr Verhalten, ihr mangelndes Selbstvertrauen und ihre Ängste auch jeder Zeit nachempfinden konnten. Bei der Schicksalskarte, die Fallon hier gezogen hat, könnte man meinen, dass sie nur aus Selbstzweifeln und Schmerz bestehen würde, was man ihr in Anbetracht der letzten zwei Jahre auch nicht übel nehmen würde, doch das tut sie nicht. Sie hat ihren Humor, ihren Biss und ihre Stärke keineswegs eingebüßt, so dass ich eine sehr liebenswerte, spritzige, amüsante und herzliche junge Frau kennengelernt habe, die ich nicht nur gerne begleitet habe, sondern auch gerne als Freundin haben würde. Was mir bei Ben und Fallon neben ihrer Herzlichkeit und dem Witz allerdings am meisten gefallen hat, ist die Selbstlosigkeit, der Respekt und das Verständnis, mit dem sie sich und den Träumen des anderen begegnen.

Und dann hat sie wieder getan, was sie immer tut
Ich habe inzwischen fast jedes Buch von Frau Hoover gelesen, das in Deutschland erschienen ist und bis jetzt konnte sie mich mit ihren Geschichten immer restlos begeistern. Das hat nun allerdings zur Folge gehabt, dass ich nicht nur mit gewissen Erwartungen an Nächstes Jahr am selben Tag herangegangen bin, sondern auch Angst hatte, dass Frau Hoover meinen Erwartungen dieses Mal vielleicht nicht gerecht werden könnte und mich nicht so zu berühren vermag, wie ich es von ihr gewohnt bin. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie glücklich und erleichtert ich war, als ich bereits nach kurzer Zeit gemerkt habe, dass ich mir völlig umsonst Sorgen gemacht hatte und ich auch dieses Mal wieder eine Geschichte in den Händen hielt, die das Potenzial hat, mich völlig für sich einzunehmen. Und das tat sie. Frau Hoover hat wieder einmal bewiesen, dass es ihr liegt, schwierige Themen auf den Leib ihrer Figuren zu schneidern, ohne diese unrealistisch wirken zu lassen. Sie hat bewiesen, dass sie das nötige Feingefühl hat, um Gefühle und Ängste so zu transportieren, dass ich als Leser nicht nur das Gefühl habe, die Protagonisten in und auswendig zu kennen, sondern auch jeden ihrer Schritte nachvollziehen kann. Und sie hat bewiesen, dass sie nicht müde wird, in mir die ganz ganz großen Gefühle auszulösen, die mit jedem 9. November näher rückten und mich zum Ende hin wie eine Walze überrollt haben, sodass ich als kleines Häufchen Elend weinend und schniefend auf dem Sofa saß. Ich war völlig fertig ob des unfassbaren Leids, das hier erlitten wurde, tief berührt von der Hoffnung, dem Lebenswillen und der Liebe, die beide gleichmaßen empfinden, obwohl das Leben sie bereits gebrochen hatte.

Kurzum
Nächstes Jahr am selben Tag ist natürlich wieder ein Geschichte der ganz großen Gefühle, aber sie ist auch noch mehr als das. Hier geht es darum, die Oberflächlichkeiten an den Nagel zu hängen und den Blick aufs Wesentliche zu lenken. Darum, für seine Träume zu kämpfen und sich von niemandem einreden zu lassen, dass man etwas nicht schaffen kann. Es geht ums erwachsen werden, um Selbstlosigkeit und Verlust. Und um das alles zu transportieren hat Frau Hoover wundervolle Figuren erschaffen und einen Rahmen um sie erbaut, der diese gleichermaßen schockierende, schmerzhafte und doch wunderschöne Geschichte perfekt gemacht hat.

Weitere Meinungen zu dem Buch: My Books Paradise | Andreea liest | Bücherwanderin

Der Beitrag Nächstes Jahr am selben Tag von Colleen Hoover erschien zuerst auf Kunterbunte Flaschenpost.


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 March 24, 2017  n/a