Buchbesprechungen To-Go

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Wintersternschnuppen von Kim Culbertson


Dass der Winter meine allerliebste Jahreszeit ist und ich quasi alles in mich aufsauge, was in irgendeiner Art Winterstimmung verbreitet, ist kein Geheimnis und so fühlte ich mich auch direkt wie magisch von diesem wunderschönen Cover angezogen. Das verliebte, eingekuschelte Pärchen, mit den sanften Farben im Hintergrund passen für mich perfekt zusammen und versetzen mich immer wieder aufs Neue in Winterstimmung. Etwas, das der Geschichte hingegen leider nicht gelungen ist. Zumindest nicht in dem Maße, das ich mir erhofft hatte.

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Erschienen: Oktober 2016 im cbt-Verlag | Originaltitel: The Possibility of Now | Taschenbuch/Ebook | Seiten: 384
Übersetzung: Clara Mihr | 3 von 5 Fläschchen
Meine Meinung als Podcast:


Aber worum geht es überhaupt?
Nachdem Mara kurz vor einer Matheklausur einen Nervenzusammenbruch hatte, nimmt sie sich eine Auszeit von der Eliteschule und zieht für ein paar Wochen zu ihrem Vater nach Tahoe. Die Berge, der Schnee wie auch ihr Vater sind ihr fremd und so beginnt für Mara nicht nur eine spannende Zeit des Kennenlernens sondern auch des Umdenkens. Denn die Listen und Pläne, die Maras Leben bislang Struktur und Ordnung gegeben haben, haben in den winterlichen Bergen keinen Platz und je mehr Mara umdenkt, desto unsicherer wird sie sich über ihre bisherigen Ziele. Ist es wirklich das Wichtigste, die Beste in der Schule zu sein? Hat das Leben nicht noch mehr zu bieten als lernen? Ski fahren, Zeit mit Freunden verbringen und sich verlieben sollten doch schließlich auch Zeit eingeräumt bekommen. Oder?

Wenn der Kopf in den Winterurlaub reist
Ich habe mich so sehr auf das Buch gefreut, dass ich, kaum dass ich Wintersternschnuppen in der Hand hielt, meiner Lesezeit am Abend entgegenhibbelte. Als der Einstieg in die Geschichte dann auch noch im Nu gelang, war ich überglücklich. Der Schreibstil der Autorin hat mir das allerdings auch leicht gemacht. Die moderne Sprache und die bildhaften Beschreibungen der Umgebung haben mich schnell für sich eingenommen, mich in Gedanken aus dem Regenwetter hinein in die schönste Schneelandschaft katapultiert, die man sich nur vorstellen kann und dafür gesorgt, dass ich mich dort wohlfühle.

Charaktere brauchen Raum
Bei all der Mühe, die sich Frau Culbertson damit gemacht hat, die richtige Atmosphäre zu schaffen, hat sie leider vergessen, ihren Charakteren ebenfalls ein angemessenes Maß an Aufmerksamkeit zu schenken. An dieser Stelle fehlte es mir einfach an allen Ecken und Enden. Ich-Erzählerin Mara habe ich als sehr zielstrebig und perfektionistisch wahrgenommen und obwohl sie immer darüber redet, lockerer werden zu wollen und das Leben mehr zu genießen, kommt dieses Vorhaben in ihrem Wesen einfach überhaupt nicht an. Auf jeden Schritt, den sie vorwärts in Richtung Entspannung und Lebensfreude gemacht hat, folgten gefühlt zwei Schritte zurück zu den alten Mustern des Perfektionismus. Und während sich bei Mara wenigstens irgendetwas getan hat, waren die Nebencharaktere einfach nur .. da. Mit ihrem Vater, den sie während ihrer Auszeit besser kennenlernen wollte, verbringt sie kaum Zeit und wenn sie dann doch endlich mal ein paar Minuten für einander haben, bekommt er den Mund nicht auf. Maras Freunde hingegen haben zwar etwas zu sagen, doch wird ihnen neben all den Gedanken über Schule und Ziele wenig Raum zugestanden, wodurch sie sich überhaupt nicht richtig entfalten konnten.

Zarte Liebe auf Skiern
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht zu sehr auf die Hauptdarsteller dieser zarten Liebe eingehen, da es in Wintersternschnuppen tatsächlich eine kleine Dreiecksgeschichte gibt und ich niemandem die Freude am Mitfiebern nehmen möchte. Relativ unverfänglich ist es jedoch zu sagen, dass es weder schnulzig noch wahnsinnig gefühlvoll wird. Das, was wir hier gemeinsam mit Mara erleben sind die ersten Schmetterlinge im Bauch, das erste Schwärmen, die erste Unsicherheit, die erste Liebe. Und gerade weil es hier wirklich keine in rosarot getunkten Seiten und keine großen Liebesbekundungen gibt, habe ich den Charakteren ihre erste Liebe vollkommen abgenommen. Zwar hätte ich auf das Liebesdreieck gut und gerne verzichten können, weil es für mich weniger mit Gefühlen als mit Lückenbüßerei zu tun hatte, aber in Anbetracht dessen, dass wir hier von den ersten Erfahrungen in Sachen Liebe reden, kann man Mara wohl auch etwas Naivität zugestehen.

Zusammengefasst heißt das nun
Ich hatte mir von Wintersternschnuppen erhofft in eine wunderschöne Winterlandschaft mitgenommen zu werden und das hat geklappt. Die Bilder, die Frau Culbertson in meinen Kopf gepflanzt hat, waren wirklich wunderschön und ich kann verstehen, warum die Charaktere diesen Anblick so sehr lieben. Allerdings wurde ich vom Rest ziemlich enttäuscht, sodass ich weder großen Spaß daran hatte, mit Mara, ihrem Vater und ihren neuen Freunden Zeit zu verbringen noch zufrieden das Buch zur Seite gelegt habe. Hier gab es einfach zu viel Potenzial, das leider nicht genutzt wurde, als dass ich darüber hätte hinweg sehen können.

Weitere Meinungen zu dem Buch: Book Blossom | Luisas Bücherwelt | Kitsune’s Welt der Bücher

Der Beitrag Wintersternschnuppen von Kim Culbertson erschien zuerst auf Kunterbunte Flaschenpost.


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 January 12, 2017  n/a