Polen kann in der Europäischen Union viel erreichen- zum Beispiel die gemeinsame Klimapolitik bremsen. Oder Sonderwünsche durchsetzen. Das Land versucht nämlich, seine Kohleindustrie zu schützen, von der seine Energiegewinnung wesentlich abhängt. Die polnische Regierung treibt außerdem Pläne voran, ein eigenes Atomkraftwerk zu bauen. Das beäugen die westlichen Nachbarn in Berlin durchaus kritisch. In anderen gesellschaftspolitischen Feldern nähert sich Polen allerdings durchaus Entwicklungen in Westeuropa an. So ist dort jetzt, wenn auch mit einiger Verspätung, die Debatte über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche entbrannt. Bisher war es verpönt, Kritik an der Kirche und ihren Repräsentanten zu üben. Granat dafür war die nationalkonservative Regierungspartei Pis. Aber jetzt geraten bislang unantastbare polnische Helden ins Zwielicht. Zum Beispiel ein Pfarrer aus Danzig, der den antikommunistischen Widerstand der Gewerkschaftsbewegung Solidarnosc während des Kalten Kriegs unterstützt hatte. Sein Denkmal soll entfernt werden. Die Kirche verliert Einfluss. Und dieser Verlust verändert Polen.