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episode 89: Konfliktlösung durch Mediation


 

Manuela Zehender arbeitet als Mediatorin. (Achtung, nicht zu verwechseln mit Meditation! ;)) Da sie sich vor allem auf Startups und Teams in Unternehmen spezialisiert hat, haben wir sie als Gesprächspartnerin eingeladen, um mehr über Mediation zu erfahren – und über Konflikte und Konfliktlösung zu sprechen.

„Man kann einen Konflikt auch verdrängen – aber das ist nicht nachhaltig. Der Konflikt kommt immer wieder hoch und irgendwann knallt es richtig!“

In eurer Vorstandssitzung oder eurem Teammeeting fliegen mal die Fetzen? Das ist ganz normal! Wenn es jedoch einen tieferliegenden Konflikt gibt, der euch belastet und den ihr alleine nicht gelöst bekommt, könntet ihr darüber nachdenken, eine Mediatorin oder einen Mediator hinzuzuziehen. Wie das abläuft, hört ihr in dieser Folge mit Manuela:

Inhalte 01:48 Was ist Mediation? 07:36 Wie läuft eine Mediation ab? Die 5 Schritte der Mediation 23:30 Manuelas Tipps für bessere Kommunikation und Konflikt-Präventation 29:42 Eine Mediatorin anheuern – wie läuft das ab? 34:42 Eine Begegnung, die Manuela besonders in Erinnerung geblieben ist Links

Manuelas Website: mz-mediation.de

Passende Podcastfolgen:

080: Wie dein Verein von Coaching profitieren kann
046: Tipps für effektive Teamsitzungen
040: Leadership mit Michael Wihlenda (World Citizen School)
036: Selbstfürsorge, Selbstorganisation und Selbstreflexion mit Sarah (Mehr gute Zeit)

Passende Kurse: 

Teamkultur im Verein
Teamleitung im Verein

Transkript

00:00:11
Katrin von erzähl davon: Willkommen im erzähl davon-Podcast, heute wieder mit Gast. Die Manuela ist hier, Hallo Manuela.

00:00:17
Manuela Zehender: Hallo!

00:00:18
Katrin von erzähl davon: Und Manuela hat einen spannenden Beruf. Wir haben uns kennengelernt, vor ein paar Monaten auf einer Gründer Messe und dann habe ich erfahren, dass du von Beruf Mediatorin bist. Also du machst nicht Meditation, nicht OM und Entspannung, sondern Mediation – nur um schon mal direkt dieses Missverständnis aus dem Weg zu räumen. Und als du dich vorgestellt hast, sagtest du, du arbeitest auch zum Beispiel für Start-ups. Also wenn Start-ups Konflikte haben, Gründerteams und so weiter und dann dachte ich „Teams, das passt doch auch zu unseren Vereinen und sozialen Organisationen“. Da kann es ja auch schon mal Konflikte geben. Deswegen freue ich mich sehr, dass du hier bist und dass wir heute über Mediation sprechen. Was das eigentlich ist, wie das funktioniert und vielleicht auch so ein bisschen über Konflikte generell, wie kann man die vermeiden? Wie kann man im Team gut zusammenarbeiten, damit es vielleicht gar nicht erst so weit kommt, dass man so einen richtigen Knatsch hat?

00:01:10
Manuela Zehender: Sehr schön. Ja, ich freu mich auch mega drauf, weil ich finde es ein Thema, was wirklich so alle angeht, egal wo ich bin eben im Team oder auch in der Familie oder im Arbeitsleben. Es ist Konflikte gibt es einfach überall und sie sind auch völlig normal und sie sind auch total wichtig, damit wir weiterkommen und uns mit den anderen abstimmen können. Aber manchmal kracht es einfach zu doll und dann muss man schon lernen, wie man selber vielleicht damit umgeht und man es, wenn man es halt nicht mehr alleine schafft, weil man zu doll drin verstrickt ist und gar nicht mehr richtig sachlich drüber nachdenken kann, dann tuts manchmal schon ganz gut und man holt sich einfach jemand Dritten an Bord und nimmt so ein Mediator, der dann hilft, in dem Konflikt zu vermitteln und Lösungen zu finden.

00:01:48
Katrin von erzähl davon: Ja. Was genau ist denn ein Mediator? Also jemand, der bei einem Konflikt vermittelt, das kann man wahrscheinlich so grob sagen, oder?

00:01:55
Manuela Zehender: Genau das ist so die ganz einfache Lösung und Erklärung. Im Endeffekt geht es um einen Prozess, den dieser Mediator dann leitet. Und er gibt keine Lösungsvorschläge, sondern er hilft, dass beide Beteiligten wieder miteinander in so einen Modus kommen, wo sie gemeinsam an einer Lösung arbeiten können. Wenn man das jetzt zum Beispiel mit einem Rechtsspruch oder einem Schlichter vergleicht, ein Richter und auch ein Schlichter sind beide welche, die geben dir die Lösung vor, die sagen A muss das machen, B muss das tun, Ausgleichszahlung oder sonst was. Und in der Mediation gebe ich als Mediator nichts vor, sondern mache den Weg frei. Einfach, dass die anderen selber an der Lösung arbeiten. Und der große Vorteil ist, dass es einfach viel nachhaltiger ist und dass man viel mehr dahinter steht. Ganz einfaches Beispiel ist, wenn man ein kleines Kind zwingt, irgendwas zu tun und es versteht nicht, um was es geht und hat nicht selber mitentschieden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es schiefgeht. Aber wenn ich ihm erkläre, das und das ist das Problem, hättest du vielleicht eine Idee? Wie könnten wir das denn lösen? Dann hat es eine Idee und dann wird es die Idee verfolgen. Und dann? Dann läuft es. Also das ist so dieser ganz große Aha-Effekt der Mediation. Warum ich die auch so toll finde. Und wenn man es dann noch finanziell sieht, dann ist es viel, viel günstiger, als wenn ich jetzt wirklich vor Gericht gehen müsste, bei so krassen Sachen natürlich. Also das geht oft schneller, es ist günstiger und es ist nachhaltiger.

00:03:19
Katrin von erzähl davon: Das klingt sehr gut, ja.

00:03:22
Manuela Zehender: Ich bin auch wirklich davon überzeugt. Als ich diese Ausbildung angefangen hatte, da hätte ich nicht gedacht, dass mich das so packt und ich auch von dieser Art und Weise so überzeugt bin. Es wird nicht in jedem Fall gehen. Es gibt manchmal durchaus Dinge, die nicht so funktionieren, aber es schadet nie, wenn man damit anfängt und so die Durchschnittserfolgsrate bei Mediation liegt bei 80 % und das finde ich schon ganz beachtlich.

00:03:43
Katrin von erzähl davon: Ja, nicht schlecht. Wie bist du denn genau zur Mediatorin geworden? Du hast gerade schon Stichwort Ausbildung gesagt. Ich glaube, es gibt keinen Bachelorstudiengang Mediation oder gibt es so was schon?

00:03:54
Manuela Zehender: Es gibt tatsächlich einen Master im Studium. Aber eigentlich muss ich fast ja so zehn Jahre zurück anfangen. Da hatte ich meinen ersten Job und war im Vertrieb und es kam irgendwie immer wieder Kollegen zu mir, wenn sie mit anderen Probleme hatten, obwohl mich dieses Thema überhaupt nichts anging. Die kamen einfach zu mir, warum auch immer, weil ich offensichtlich irgendwas ausstrahlte. Und tatsächlich war mir oft auch schnell klar, was das Problem wirklich war zwischen den Leuten. Ich habe da wohl irgend so etwas, so ein Talent in mir, solche Dinge zu erkennen und auch wahrzunehmen, was zwischen Menschen passiert. Und ja, das ist mir dann irgendwann im Laufe der Zeit immer klarer geworden und dann habe ich eben eine Ausbildung gemacht. Bei Mediatoren muss man drei Arten unterscheiden: Du kannst dich einfach Mediator nennen, das ist nicht geschützt.

00:04:45
Katrin von erzähl davon: Okay. Dann so ähnlich wie Coach oder so was? Man kann sich ja theoretisch Coach nennen, ohne eine Coachingausbildung zu machen.

00:04:51
Manuela Zehender: Und dann ist der nächste Stepp, du nennst dich zertifizierter Mediator. Das ist das, was ich jetzt momentan habe. Und zertifiziert darfst du dich nur dann nennen, wenn du die Ausbildung so machst, wie es das Mediationgesetz vorschreibt und da gehört eine bestimmte Anzahl an Ausbildungsstunden, bestimmte Themenbereiche, bestimmte Anzahl an Supervisionen – Supervisionen sind so Reflexionsgespräche, also wenn du selber eine Mediation gemacht hast, hinterher noch mal nachzudenken, was war an welcher Stelle gut, was schlecht und das musst du bei einem Supervisor machen – und du musst dich auch regelmäßig weiterbilden, wenn du das nicht machst, ist ein Zertifikat weg. Und dann gibts noch einen Schritt weiter. Das ist, wenn du dich beim Bundesverband für Mediation oder einer der verschiedenen Bundesverbände für Mediation als Mitglied anschließt, dann musst du innerhalb von einer bestimmten Zeit auch bestimmte Anzahl an Mediationen vorweisen und dokumentieren. Und da bin ich jetzt gerade dran, weil dafür hast du schon ein paar Jahre dafür Zeit. Das ist so mein nächster Step. Und ich hatte ja schon angesprochen, es gibt ein Masterstudium, auch das kannst du machen, da ist halt viel mehr Theorie dabei. Und ich hatte das damals abgewägt, was für mich der Vorteil ist, ob, ob sich der Aufwand lohnt, sehr viel Theorie zu lernen, weil ich eben auch mich erkundigt hatte bei anderen, die es schon gemacht haben und auch Coaches, die meinten Praxis ist wirklich wichtiger. Und das merke ich halt auch jetzt immer wieder. Dann hast du plötzlich dieses „Das hatte ich doch schon mal!“ oder „Oh, es ist wieder so eine kritische Situation wie damals“. Das kann dir keiner in der Theorie beibringen.

00:06:21
Katrin von erzähl davon: Klar.

00:06:22
Manuela Zehender: Und in der Ausbildung machst du einfach jeden Tag einen Fall. Es geht immer mit Rollenspielen und das Coole ist, du bist mal Mediant, also einer, der einen Konflikt hat und mal bist du Mediator und beides ist gleich wichtig. Wenn du mal spürst, wie sich das eigentlich anfühlt als Mediant, weil wir hatten zum Beispiel an meinem ersten Ausbildungstag, der war so beeindruckend für mich, da durfte ich, um den Unterschied mal darzustellen zwischen Richter und Mediator, Richter sein. Dann kam so ein Pärchen also zu mir, die sich gestritten hatten wegen einer Truhe und die Scheidung und ich gedacht okay, cool, ich habe es euch echt voll die gerechte Lösung gefunden. Ich habe das denen dann gesagt und hinterher durften die sagen, wie haben uns dann gefühlt und die waren beide megaunglücklich. Und ich dachte so, Moment mal, ich hab doch jetzt da eigentlich was voll Gutes gemacht. Und dann haben wir den gleichen Fall in der Mediation gemacht. Tja, und das war ein anderes Ergebnis.

00:07:18
Manuela Zehender: Und die Leute waren happy wahrscheinlich.

00:07:21
Manuela Zehender: Ja, happy? Aber zufriedener und konnten eben beide das, was ihnen wirklich wichtig war – und darum geht es doch bei Mediation – auch ausdrücken. Und der jeweils andere konnte das mal hören und auch im besten Fall verstehen. Ja, und dann fühlt sich das schon mal ganz anders an!

00:07:36
Katrin von erzähl davon: Wie bereitet man sich denn jetzt vor? Also wahrscheinlich habt ihr irgendwelche Tools und Methoden gelernt in der Ausbildung. Weil wahrscheinlich ist jeder Fall ja ganz individuell, wenn es irgendwie zu einem Streit kommt, in einem Team oder in einer Familie oder so was. Aber wahrscheinlich hast du dann irgendwie so einen Werkzeugkoffer, den du dann benutzen kannst, um dann diesen Konflikt auseinanderzunehmen, zu verstehen, zu vermitteln?

00:07:56
Manuela Zehender: Genau. Werkzeugkoffer ist genau das richtige Wort. Also eine Mediation ist im Endeffekt ein Prozess, der in grob gesagt fünf Phasen verläuft, die der Mediant jetzt so aber nicht mitkriegt. Aber es ist meine Aufgabe, diesen Prozess einzuhalten, weil wenn ich den nicht einhalte, dann wird es nicht so funktionieren, wie man sich das wünscht. Das Wichtigste ist am Anfang, ich skizziere das jetzt einfach mal kurz, dass du ein gemeinsames Ziel erarbeitet hast. Weil nur wenn alle ein gemeinsames Ziel wirklich vor Augen haben, kann das funktionieren. Weil dann kannst du auch darauf immer wieder verweisen. Und sei es einfach nur die Zusammenarbeit wieder zu klären. Oder gerade in einem Verein oder einer Organisation hast du ja in der Regel ein großes, höheres Ziel, also da ist es wahrscheinlich relativ einfach. Und im nächsten Step geht es dann darum, wirklich alle einmal anzuhören und die einzelnen Themen von jedem herauszukitzeln.

00:08:51
Manuela Zehender: Und dann kommt die dritte Phase und das ist eigentlich die Megaspannendste. Und wenn das klappt, dann hast du da auch so einen Gänsehautmoment. Und das ist so echt Wahnsinn, weil in dem Moment und da ist es meine Aufgabe, einfach die richtigen Fragen zu stellen und dieses dahinter mir mal anzugucken, weil das ist den wenigsten selber bewusst und selbst wenn es ihm bewusst ist, sind sie oft nicht in der Lage, das auszudrücken. Weil da geht es dann tatsächlich auch mal um die Gefühle und um das, was jeder wirklich braucht. Und das ist sehr individuell. Und gleichzeitig irgendwie bei den Leuten auch wieder ähnlich. Also so typische Bedürfnisse, die ein Mensch hat, sind das Bedürfnis nach Sicherheit in vielen Fällen oder nach Wertschätzung, Anerkennung, oft auch Gleichberechtigung. Aber da gibt es ein riesen Sammelsurium an Dingen, aber einige sind halt häufiger die, die wirklich verletzt werden und wenn ein solches Bedürfnis, das du hast, nicht erfüllt wird, dann bist du verletzt und dann kommt es zum Konflikt. Aber wer von uns spricht schon davon?

00:09:54
Katrin von erzähl davon: Das braucht wahrscheinlich eine große Portion Mut, dahin zu gehen und zu sagen, ich fühle mich verletzt, weil du das und das gemacht hast.

00:10:02
Manuela Zehender: Und dann sagt noch jemand „Du bist ein Arsch“. Ja, ja. Und das ist aber halt nicht zielführend. Und deswegen ist es dann meine Aufgabe, was dahinter steckt, aufzudecken, zu artikulieren. Und in gewisser Weise bin ich eine Art Übersetzer für die eine Person gegenüber der anderen. Also ich muss das dann einfach auch so oft noch mal formulieren, bis es bei der anderen Person auch Klick macht. Und vor allem halt wichtig, dass die Person, die ich gerade reformuliere, sich wirklich 100 % wiedergegeben fühlt und richtig verstanden fühlt. Wenn ich diese Person schon verstehe, dann ist schon ganz viel von der Sache – naja, ganz geklärt noch nicht – aber es ist schon ein ganz großer Schritt vorausgegangen. Und wenn ich verstanden habe und dann die andere Person dazu bringe, auch zu verstehen, dann hast du diesen Gänsehautmoment, weil dann sagt man so, jetzt guck mal Person A die Sachen von Person B an und andersrum und dann ist es manchmal wirklich so ein Echt, was? Darum geht’s dir? Und wenn das passiert ist, kriege ich jetzt gerade tatsächlich Gänsehaut. Abgefahren. Dann sind die bereit, wieder von ihrem Reptiliengehirn, in dem sie nur Aggressionen hatten und böse waren, nach vorne zu kommen und sachlich über ihr Problem eigentlich zu reden und dann an einer Lösung zu arbeiten. Und das ist dann die Phase vier wirklich mit Brainstormingmethoden einfach mal völlig kreativ Lösungen in den Raum zu werfen, auf die vorher keiner gekommen wäre. Ich bin da aber auch nur dabei, also ich gebe keine Lösungsansätze vor. Wenns mal mega hackt oder so kann man sagen, in anderen Organisationen oder Unternehmen hat man schon mal das und das, aber das ist eigentlich nicht meine Aufgabe.

00:11:40
Katrin von erzähl davon: Also quasi genau das Gegenteil von einem Richter, der einfach abwägt und entscheidet und sagt, du bekommst das Sorgerecht und du darfst alle zwölf Wochen besuchen oder so was, sondern selber zu überlegen, wie man irgendwas macht.

00:11:51
Manuela Zehender: Genau. Und auch in dieser Lösungsfindungsphase wirklich für einen wertfreien Raum zu sorgen, der keine Lösungsidee gleich am Pranger stellt oder so, sondern alles darf kommen. Und dann kommt eben die Phase fünf und da geht es dann auch wieder ums miteinander verhandeln, weil dann muss ja aus diesen Ideen irgendwo eine tatsächliche Lösung gestrickt werden. Und je nach Größe von dem Fall ist es dann auch noch meine Aufgabe, eine Art Protokoll zu schreiben und auch eine sogenannte Mediationsvereinbarung, auf was einigen sich denn die beiden Parteien am Schluss? Also was ist jetzt bei einer Scheidung zum Beispiel sehr typisch, weil sehr viele Scheidungen und da ist ja die Trennung schon vorhergesehen, aber da wird auch sehr oft eine Mediation in Anspruch genommen, weil das einfach auch da wieder ein ganz anderes Gefühl hinterlässt, wie wenn der Richter entscheidet. Also wenn ich eine erfolgreiche Mediation hatte, dann wird der Richter nicht mehr dagegen entscheiden, sondern dann besiegelt er das noch fertig.

00:12:53
Katrin von erzähl davon: Das heißt, das ist wahrscheinlich wichtig, um das Ganze noch mal richtig abzuschließen, dass man das auch aufschreibt und wahrscheinlich irgendwie unterschreibt oder so, dass man sagt, ich bin damit einverstanden, dass wir uns auf das und das geeinigt haben.

00:13:04
Manuela Zehender: Genau und dann hast du auch die Pflicht, das zu tun.

00:13:06
Katrin von erzähl davon: Und dann ist der Konflikt quasi offiziell gelöst, weil man quasi nur noch einen Stempel drunter setzen kann.

00:13:14
Manuela Zehender: Genau. Und je nach Sache, wo ich dann auch mal nach einem Viertel oder halben Jahr nachhake. Jetzt, wenn ich in einem Team, in einem kleinen Unternehmen was habe, dann werde ich eher weniger so eine krasse Mediationsvereinbarung schreiben, aber man macht halt ein Protokoll und dann ruft man schon mal an und kann sein, verabredet auch noch einen Termin, eine Stunde und fragt, wie war es denn jetzt die letzten Monate? Hat sich was geändert? Hakt es noch an einer anderen Stelle? Also es ist oft hilfreich, aber das ist, glaube ich bei Coaches zum Beispiel auch so. Das macht schon Sinn, den danach auch noch weiter zu begleiten.

00:13:47
Katrin von erzähl davon: Und ich fand das spannend, dass du gesagt hast, man guckt quasi auf das dahinter, was sind da irgendwie für Gefühle oder für Bedürfnisse, die da irgendwie sich melden? Hilft das denn quasi nur für den konkreten Fall? Oder hilft es dann, dass man dann vielleicht auch einen Tacken reflektierter ist und vielleicht in Zukunft nicht in so schlimme Konflikte rein schlittert, weil man vielleicht ein bisschen reflektiert hat, zum Beispiel mein Sicherheitsbedürfnis hat sich da gemeldet und deswegen ist da dieser Konflikt entstanden. Oder ist das wirklich immer nur quasi für punktuellen Fall, dass es so individuell ist, dass man das nicht übertragen kann?

00:14:23
Manuela Zehender: Uns triggern in der Regel immer wieder die gleichen Sachen.

00:14:26
Katrin von erzähl davon: Okay.

00:14:27
Manuela Zehender: Also wenn wir uns jetzt mal überlegen, an welchen Sachen wir uns immer wieder mit unserem Partner zum Beispiel reiben, es geht immer wieder ums Gleiche. Also die Sache an sich mag immer wieder anders sein, aber das Eigentliche dahinter ist immer das Gleiche, das ist deine Persönlichkeit, wie die gestrickt ist und das, was du brauchst. Und wenn du jemand brauchst, der in der einen Situation hohe Sicherheit braucht, ist die wahrscheinlich sehr, sehr hoch, dass das auch für eine andere Situation gilt. Und kommt natürlich darauf an, wie reflektiert du als Mensch bist. Wie viel nimmst du jetzt aus dieser Meditation mit? Was kannst du dir davon wirklich merken? Also das ist wirklich sehr Menschen abhängig, würde ich sagen. Es gibt ja auch Leute, die wollen sich damit selber gar nicht konfrontieren. Und die meisten Menschen sind tatsächlich schwer in der Lage, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen, wirklich auszudrücken, was in ihnen gerade steckt. Das können die meisten Menschen eigentlich nicht. Das ja das Coole, deswegen gibt es ja Leute wie mich. Wenn das alle Leute könnten, dann bräuchte man so jemanden wie mich ja nicht.

00:15:27
Katrin von erzähl davon: Ich habe gerade überlegt, wir haben jetzt so Unternehmen als Beispiele schon genannt, wir haben schon die Scheidung als Beispiel genannt. Wenn ich jetzt an Vereine usw. denke, da sind die Leute ja in der Regel, die kommen da zusammen, weil sie zum Beispiel das gleiche Ziel haben. Angenommen, Tierschutz ist ihnen sehr wichtig, dann gehen sie halt in diesen Tierschutzverein und engagieren sich da. Und vielleicht kannten sich vorher gar nicht, sind vielleicht auch nicht befreundet, sind vielleicht auch irgendwie in einem anderen Alter oder so nicht Leute, die ich so jetzt zum Beispiel in einer Uni kennenlernen würde. Und das ist ja wahrscheinlich noch mal eine andere Situation, als wenn ich zum Beispiel in einer Familie oder als Paar so einen Konflikt habe, wenn ich mir auch persönlich irgendwie sehr nahe bin, beeinflusst das die Mediation auch. Also wenn man jetzt sagt, wirklich zum Beispiel ein Liebespaar versus ein Team, was so zusammengewürfelt wurde aufgrund des Ziels aber die jetzt so persönlich gar nicht so eine enge Bindung haben?

00:16:21
Manuela Zehender: Bei einem Paar ist es ja auch wichtig, dass sie ein gemeinsames Ziel haben. Wenn ein Paar gar kein gemeinsames Ziel hat, wird diese Paarbeziehung auch nicht wirklich lange halten. Mediation ist immer dann sinnvoll, wenn Menschen in irgendeiner Art von Beziehung längerfristig stehen. Also wenn ich jetzt ein Mensch nur ein einziges Mal begegne und da ist irgendwie ein Konflikt, lohnt sich das jetzt nicht unbedingt da dran zu arbeiten, wenn ich den nicht mehr sehe. Also von daher sehe ich jetzt bei einer Paarbeziehung und einem Verein, wo die Menschen auch längerfristig in einer Beziehung zueinanderstehen, jetzt keinen so großen Unterschied.

00:16:53
Katrin von erzähl davon: Okay, ich meinte wegen dem, dass ich in dem Verein mit der anderen Person nur zusammenarbeite wegen des Vereins, aber so privat quasi würde ich mit der jetzt nicht noch in meiner Freizeit mit denen was unternehmen oder so was. Versus, bei einem Paar, da verbringt man ja schon sehr viel Zeit, man ist irgendwie sehr vertraut miteinander usw., ob das irgendwie dann einen Unterschied macht, dass es dann bei dem einen besser funktioniert als bei dem anderen oder?

00:17:15
Manuela Zehender: Die Mediation durchzuführen?

00:17:16
Katrin von erzähl davon: Genau, dass man irgendwie anders rangeht.

00:17:18
Manuela Zehender: Ne.

00:17:19
Katrin von erzähl davon: Aber diese fünf Schritte, bei jedem Fall geht man quasi diese fünf Schritte immer durch.

00:17:23
Manuela Zehender: Genau, das ist die Grundstruktur. Man muss natürlich ein bisschen abwägen, wenn ich jetzt wirklich in einem größeren Konzern bin, da ist das Thema Gefühle natürlich jetzt nicht so beliebt. Da muss man das ein bisschen dann anders handhaben. Aber ich finde, in einem Verein oder einer Organisation, wo man sich ja dann doch aufgrund eines eher Herzensprojektes näher steht, es ist, glaube ich, ein bisschen anders, da darf man, finde ich schon offener sein. Aber wenn das jemand anders sieht und du merkst das in so einer Mediation, du kannst ja niemand zwingen. Eine Mediation ist immer freiwillig und jeder Mediant darf das zu jedem Zeitpunkt abbrechen. Das ist ein ganz wichtiges Grundprinzip.

00:18:01
Katrin von erzähl davon: Okay.

00:18:02
Manuela Zehender: Also Mediation gelingt auch nur, wenn wirklich beide Parteien mitmachen wollen. In der Regel ruft mich einer an und fragt und sagt Sie sind doch Mediatorin und ich habe hier das, das können Sie das machen? Dann ist meine nächste Frage „Weiß denn der andere Bescheid?“ Oft kommt dann ein Nein. Dann sage ich „Gut, dann reden sie bitte mit der Person“ oder die Person darf auch mich anrufen. Aber sonst macht das Ganze keinen Sinn.

00:18:24
Katrin von erzähl davon: Klar, weil du bist ja die neutrale Person und wenn ich das Gefühl habe, du bist automatisch auf der Seite von dem anderen, weil der dich angeheuert hat, wie so einen Anwalt oder so was, den der dann anschleppt. Klar, dann bin ich wahrscheinlich auch nicht bereit, mich dir gegenüber zu öffnen und dann wirklich zu erzählen, was da jetzt genau mein Problem ist oder irgendwie konstruktiv mitzuarbeiten.

00:18:41
Manuela Zehender: Und diese sogenannte Neutralität, man nennt es in der Mediation Allparteilichkeit. Das ist so ein weiteres Grundprinzip, neben der Freiwilligkeit und Vertraulichkeit ist das eben auch noch ein ganz, ganz hoher Punkt. Es geht darum, was unter den dreien oder auch mehreren gesprochen wird, das verlässt nicht den Raum, es sei denn, man verabredet was anderes.

00:19:00
Katrin von erzähl davon: Das heißt Vertrauen ist einfach superwichtig, dass ich weiß, ich kann mich jetzt hier in diesem Raum öffnen und da jetzt ganz ehrlich sein und da jetzt wirklich dran arbeiten und muss dann nicht Angst haben, dass irgendwie du das dann von dem Konzern an die Bildzeitung verkaufst und die dann ne Schlagzeile machen, dass der Konzernchef irgendwie-

00:19:17
Manuela Zehender: Genau, meine Vertraulichkeit, die ist ja quasi schon vertraglich dann geregelt. Aber natürlich ist es gerade in einem Konzern eben schon die Frage, wie viel gebe ich vor meinen Kollegen preis? Weil die wissen das hinterher trotzdem, auch wenn die Mediation vorbei ist. Und das ist dann schon eine Abwägung. Und da gibt es, glaube ich, schon einen Riesenunterschied zwischen sehr konservativ geführten Unternehmen und der eher moderneren Organisationsform von selbstgeführten, agilen, kollegial geführten Unternehmen, wo ja Dinge wie, ich bringe auch meinen Hund mit oder so oder, wir haben die Betriebskita hier und alle sehen meine Kinder. Wenn ich mit dem Kind von Kollegen rede oder seinen Hund streichel, dann habe ich einen anderen Kontakt zu ihm, als wenn ich das nicht tue. Aber da weiß ja jeder selber, in welcher Art Konzerne auch arbeiten möchte. Aber im Verein, glaube ich, ist das alles viel weniger drastisch und darf man, glaube ich, auch wirklich offener sein.

00:20:13
Katrin von erzähl davon: Ja. Du hast am Anfang gesagt, dass – sorry, falls ich jetzt deine Zitate hier durch den Fleischwolf drehe – dass Streiten und Konflikte, dass das irgendwie wichtig ist, dass das dazugehört und dass es halt normal ist und erst ab einem bestimmten Punkt, wenn es zu groß ist, dass man dann halt quasi Hilfe braucht, das zu lösen. So ungefähr hast du es gesagt. Kannst du mal erzählen, was du damit meinst? Mit diesem Konflikte sind gut und wichtig und normal? Und wo ist denn dann der Punkt, wo man sagt, das kriegen wir jetzt nicht mehr alleine hin? Oder wie kann man das erkennen, ab wann es sich irgendwie lohnt, Hilfe von außen dazu zu holen?

00:20:50
Manuela Zehender: Also Konflikte sind deswegen normal, weil wir alle verschieden sind. Und verschieden – da komme ich jetzt auf diese Bedürfnisse zurück – wir alle tragen unterschiedliche Bedürfnisse oder diese Bedürfnisse in unterschiedliche starker Ausprägung in uns. Wenn du jetzt jemand gegenüber hast, der genau in allen Dingen genau die gleichen Bedürfnisse hat wie du, dann ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es zum Konflikt kommt. Aber diese Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Und immer wenn du also Menschen hast, die in anderen Situationen andere Dinge brauchen als du, wird es irgendwann mal rappeln. Es sei denn, du bist total abgeklärt und dir macht nicht viel was aus. Und je mehr du selber in der Lage bist, eben deine eigenen Gefühle auszudrücken, auch zu erkennen und auch zu erkennen, was du selber brauchst, desto weniger brauchst du Hilfe von außen, um den Konflikt zu lösen. Aber natürlich müssen beide, die in dem Konflikt mit dabei sind, auch bereit sein, eben darüber zu sprechen, jetzt völlig unabhängig, ob da ein Mediator dabei ist oder nicht. Kann gut sein, wenn einer der beiden sich leichttut, die Dinge auszudrücken, kann er sie vielleicht aus dem anderen auch rauskitzeln, weil er es selber schon schafft, diese eine Metaebene, ein Stückchen höher zu gehen und das Ganze von oben zu anzuschauen. Aber wenn sich damit jetzt wirklich beide schwertun und beide das nicht so richtig können Gefühle ansprechen und so. Dann ist die Frage, wie es wirklich weitergeht. Dann kann sein okay, man legt den Konflikt ad acta und schafft es, ihn zu verdrängen, das geht ja auch oft, aber richtig nachhaltig ist es halt nicht. Dann wird es in der nächsten Situation ein bisschen ähnliche ist-

00:22:21
Katrin von erzähl davon: Das kommt dann halt früher oder später wieder hoch und dann vielleicht noch schlimme.

00:22:25
Manuela Zehender: Genau. Du hast dann diese Regentonne, die halt immer voller wird und immer voller wird und irgendwann ist es das letzte Mal, dann läuft sie halt über und dann knallt’s richtig. Friedrich Glasl ist einer der wichtigen Gurus im Bereich Konflikte und der hat das sogenannte Eskalationsstufen-Modell entwickelt und das sind insgesamt neun Stufen. Die fangen an, es gibt Spannungen zwischen Menschen, das ist ja alles noch völlig einfach und und dann geht es halt weiter bis am Schluss, es kommt dann das komplette Desaster sozusagen, da wird dann alles kurz und klein geschlagen. Und dazwischen gibt es eben viele Abstufungen. Und bei den ersten drei, da schafft man es dann noch wirklich, eine Win-Win-Situation herzustellen. In der Mitte ist dann eher Win-Lose und am Schluss verlieren einfach alle. Das heißt, die Einsatzmöglichkeiten eines Mediators oder auch selber an dem Konflikt ranzugehen sind natürlich je früher, desto besser wie bei allem. Es ist wie bei einer Krankheit genau so je früher erkannt, desto schneller und einfacher geht es, das zu lösen.

00:23:30
Katrin von erzähl davon: Und hast du Tipps, die du vielleicht dann auch anderen mit gibst, damit es dann in Zukunft besser ist? Oder so, wie man es vielleicht dann schafft, du hast ja gerade schon gesagt, so ein bisschen zu verstehen, quasi was der andere eigentlich, was dein Problem ist oder was seine Bedürfnisse sind? Hast du vielleicht Tipps, die du unseren Hörerinnen und Hörern mitgeben kannst, was die vielleicht machen können, wenn sie merken, es knautscht gerade so ein bisschen bei uns?

00:23:51
Manuela Zehender: Da sage ich jetzt einfach nur Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation, Sprechen drüber. Und dieses Verstehen, was du gerade sagtest, dass ist wichtiger. Versuche zuerst zu verstehen und dann solltest du verstanden werden wollen. Die meisten Menschen wollen erst verstanden werden. Versuche du selber diesen ersten Schritt zu machen. Versuche du den anderen zu verstehen, dann ist er schon mal ganz anders drauf und dann wird er auch dich einfacher verstehen. Also das ist so ein ganz kurzer Tipp, aber das ist essenziell.

00:24:21
Katrin von erzähl davon: Ja. Im Verein kann ich mir so viele Situationen vorstellen, wo es knatschen kann. Wir haben das selber schon öfter gehört, dass es zum Beispiel darum ging, was sind unsere nächsten Schritte? Und die einen hatten dann die Vision – also die ganz große Vision ist natürlich die gleiche – aber die einen sagen, lass uns das machen und dann sagen Nein, lass uns doch was Neues ausprobieren. Generell bei was Neues ausprobieren, wir haben das sehr oft, dass es darum geht, dass Leute zu uns kommen und sagen, wir haben Lust, irgendwie Social Media oder so was zu benutzen und dann kommen halt die alten Vorstände und sagen Nö, ist alles Humbug, das Internet setzt sich nicht durch, das brauchen wir nicht. Ganz so schlimm nicht. Aber natürlich auch ganz individuell zwischen einzelnen Leuten, dass es vielleicht gar nicht darum geht, dass da jetzt was anderes gemacht werden will, sondern dass man einfach nur sagt, der ist mir zu bossy in der Art und Weise, wie er die Teamsitzung leitet, das mag ich nicht, oder ich bin sauer, weil die Person ihre Aufgabe nicht erfüllt hat, wir hatten letztes Mal gesagt, dass die das und das machen soll und jetzt hat es nicht gemacht und jetzt hängt unser Plan hinterher oder so. Da gibt es ja so so viele Ebenen, wie man in Konflikte kommen kann, sag ich mal. Und du hast ja jetzt schon gesagt, Kommunikation ist so das Wichtigste. Gibt es denn noch weitere Sachen, wie man vielleicht in der Teamkultur sag ich mal oder in der Art und Weise, wie man das Team so ein bisschen leitet, die man da machen kann, gerade vielleicht, wenn man in so einer Leitungsposition ist, also wenn man irgendwie Teamleiter ist oder so mehrere Leute hat, die man so ein bisschen anleitet, gibt es da noch Sachen, die man machen kann für diese Kommunikation, um einen besseren Raum zu schaffen?

00:26:02
Manuela Zehender: Musst du halt als der Führende in dieser Sache selber ein gutes Vorbild sein, das selber auch wollen und selber auch zulassen. Also da ist ein Verein manchmal schon auch ähnlich wie ein Unternehmen oder wie jede andere Organisation, weil die Hauptvision kommt in der Regel schon von oben und die, die drunter sitzen, folgen dann eben dieser Vision. Und wenn du merkst, du passt nicht zu der Vision, dann gehst du am besten raus, also wenn du da zu stark dagegen bist. Aber es geht schon um dann die Führungskraft – es muss ja nicht mal die Führungskraft sein – aber diese führende Visionsinhaberposition, sagen wir mal so. Und wie dann ein Verein aufgebaut ist, wer dann welche Sachen tut und wer dann wem sagt, was er zu tun hat, ist ja auch sehr individuell verschieden.

00:26:54
Katrin von erzähl davon: Und vor allem manchmal rutscht man in einem Verein ja auch in so eine Führungsrolle und hat da selber gar keine Erfahrung drin. Also es ist jetzt nicht wie im Unternehmen, wo man dann befördert wird, dann kriegt man noch Führungskräftetraining oder so, sondern man hat da einfach nur irgendwie mitgemacht und auf einmal ist Not am Mann „Hey, kannst du nicht hier das Projekt leiten?“ Und plötzlich sitzt man da so drin und hat da vielleicht vorher so was noch nie gemacht. Und das ist ja auch schön, weil gerade, also ich arbeite noch viel mit Studierenden zusammen und für die ist das ja eigentlich eine super Gelegenheit, das mal auszuprobieren in so einem Verein, bevor es dann ernst wird in der Arbeitswelt und dass sie sich da mal quasi reinschnuppern können, wie ist das so? Wäre das was für mich? Auch möchte ich dann später eher die Fachperson sein, die so vor sich hinarbeitet und die Probleme löst? Oder macht mir das Spaß, irgendwie so ein Projekt zu leiten, so ein Team zu leiten? Und da mit gutem Vorbild voranzugehen, ist wahrscheinlich eine gute Erinnerung, dass man da auch mal überprüft, wie man selber handelt und ob man das selber noch verbessern kann.

00:27:49
Manuela Zehender: Genau. Ich glaube, da lernt man sehr viel. Ob man auch eher der ist, der vorne dran steht oder lieber der Erste, der mitmacht. Das ist eigentlich wirklich das A und O, dass du dich selber kennst. Aber wenn du selber weißt, wie du tickst und was dir wichtig ist, dann weißt du auch, wo du dich wie einzusortieren hast.

00:28:06
Katrin von erzähl davon: Das passt total gut zu einer Podcastfolge, die wir demnächst machen. Die haben wir schon ein bisschen vorbereitet mit Julia Meder, das ist eine Coachin. Die arbeitet immer mit so einer inneren Motivanalyse, ich weiß nicht, ob du die Methode kennst. Und da guckt man quasi auch, was einem selber wichtig ist oder was einem nicht so wichtig ist. Luisa nicht am beide das ausgefüllt und wir werden dann die Tage mit Julia uns noch mal treffen und das besprechen und dann sagt sie uns quasi, wie man das auch in Teams quasi nutzen kann, wenn man so merkt, was einen ausmacht usw. Und ich glaube, das ist auch für dieses Konfliktthema superwichtig. Also nicht nur so generell für dieses, wie kann ich meine Arbeit, mein Leben, was ich mache, so gestalten, dass es mir Spaß macht und meinen Werten und meinen Motiven entspricht, sondern auch, um zu verstehen, wie die anderen ticken und um dann Konflikten vorzubeugen oder die Konflikte dann lieber zu früh als zu spät zu lösen. Das passt voll gut zeitlich, weil demnächst das andere Interview auch noch kommt.

00:29:02
Manuela Zehender: Das passt zeitlich und irgendwie auch thematisch. Also vom Coaching und Mediation haben schon in bestimmten Bereichen auch Überschneidungen. Also gerade geht es schon noch viel um Gesprächstechniken, weil als Coach kitzelt du ja im Endeffekt auch Dinge aus Menschen raus, die ihnen vorher nicht so bewusst waren, weil nicht steckt ja alles schon in ihnen. Und in der Mediation ist es nicht so viel anders. Nur dass du es halt immer in Korrelation zu der anderen Person und zu der anderen Sache noch setzt. Aber es ist viel wie du hinterfragst, wie du Dinge formulierst, da ist schon viel auch ähnlich. Und ich glaube, eine Grundstruktur eines Coaches ist auch ein bisschen der personellen Grundstruktur eines Mediators schon in gewissen Dingen ähnlich.

00:29:39
Katrin von erzähl davon: Ja. Du hast jetzt ja schon ein bisschen was von dem Prozess erzählt. Angenommen, ich habe das Gefühl, ich komme jetzt hier mit meinem Konflikt nicht weiter, ich bin jetzt hier festgefahren, ich brauche jetzt eine Person von außen, wie würde das denn jetzt ablaufen, wenn ich zum Beispiel dich hinzuziehen möchte, damit du unseren Konflikt löst? Also ich rufe dich wahrscheinlich an, was brauchst du dann für Infos? Wie läuft das ab? Wie ist dieser Prozess?

00:30:04
Manuela Zehender: Ja, das mit den Infos ist immer so eine Sache. Genau. Ich werde dann angerufen und dann möchte ich natürlich schon wissen, um wen geht es? Wer ist die andere Person? Was ist ganz grob der Konflikt? Und ganz grob sage ich jetzt hier mit Ausrufezeichen, weil ich möchte nicht zu viel hören, weil dann ist meine Allparteilichkeit in Gefahr. Kann sein, ich stell mich dann schon auf die Seite von der Person, weil die das ist natürlich ihre Sicht.

00:30:27
Katrin von erzähl davon: „Die blöde Luisa, die hat das und das gemacht.“

00:30:29
Manuela Zehender: Und dann darf ich nicht fragen, warum? Was hat sie denn? Dann wird’s zu detailliert. Vor allem kommt dann auch schon diese ganze sag mir jetzt mal negative Energie schon am Telefon raus und ich will die nachher haben, wenn alle zusammensitzen. Weil wenn das verpufft ist, dann ist es deutlich schwieriger, wenn nicht gar unmöglich, dann wirst du mir nicht das Gleiche erzählen. Deshalb muss ich da sehr oft abbremsen und sagen Nein, will ich jetzt nicht hören. Bitte heben Sie sich das auf. Ist ein bisschen anders in der Wirtschaft. Wenn mich jetzt eine Führungskraft anruft und sagt, in meinem Team kriselt es, da muss ich ganz schön viel oftmals vorher fragen, auch welche Dinge in der Firma wie geregelt sind. Und also das ist schon mal was anderes. Aber jetzt gerade in dem Verein, wo das alles ein bisschen auf einem, sagen wir mal ja nicht so komplexen Ding ist wie im Wirtschaftsunternehmen, möchte ich eigentlich gar nicht so viel wissen. Okay, es sei denn, es ist ein sehr komplexer Verein und es ist wichtig, ein paar Strukturen vorher zu kapieren. Aber es ist auch wieder besser, diese wirklich in der Mediation dann zu klären, weil oftmals wenn mir dann jemand Strukturen erklärt und selbst dann wird plötzlich bekannt ach so, das weiß der andere gar nicht oder der hat das anders gesehen. Also das sind manchmal krasse Sachen, die da irgendwie plötzlich manchmal auftauchen. So sage ich jetzt nur wieder Kommunikation.

00:31:49
Manuela Zehender: Genau. Also dann kam dieser Anruf. Ich erfahre ein bisschen was. Ich frage nach „Weiß der andere Bescheid, mag der denn mitmachen? Möchte der sich vielleicht auch noch kurz melden, dass der die gleiche Chance hat wie Nummer eins?“ und dann verabreden wir einfach Zeit und Ort. In der Regel nimmt man sich dann so anderthalb Stunden. Wenn es jetzt mit dem ganzen Team ist, kann man mal ganzen Tagesworkshop machen, also das kommt wirklich sehr drauf an, um was es gerade geht. Dann trifft man sich und dann fangen wir an mit diesem Prozess. Und je nach Größe des Themas kann es sein, in der ersten Sitzung kommen wir gerade mal dazu, wirklich das Ziel zu klären und mir grob die Themen anzuhören. Und dann nach anderthalb Stunden ist man auch schon oft als Teilnehmer dann ganz schön fertig.

00:32:32
Katrin von erzähl davon: Und wie viele Sitzungen macht man dann so? Und macht man die quasi kurz hintereinander oder lässt man dazwischen mal so ein paar Tage oder Wochen verstreichen, um irgendwie was nicht drüber nachzudenken oder so? Wie ist das normalerweise oder ist das auch wieder superindividuell?

00:32:44
Manuela Zehender: Das ist je nach Thema, je nach Situation auch megaindividuell. Es gibt oftmals Dinge, da muss zwischendurch vielleicht noch mal was nachgeforscht, erarbeitet werden. Dann würde ich Medianten tatsächlich eine Art Hausaufgabe mitgeben, die wichtig ist. Also kann man nicht pauschal sagen. Kann sein, man trifft sich mal ein halbes Jahr lang alle fünf Wochen oder es ist nicht viel dazwischen zu machen, dass es wirklich nur diese Dinge zwischen Menschen aufzuarbeiten gibt, dann kann es auch mal an einem Tag schon sein. Also wenn es eine kleine Geschichte ist wie ein Ehepaar und kann sich nicht einigen, wo gehen wir in Urlaub zusammen hin, dann reichen auch zwei Stunden.

00:33:23
Katrin von erzähl davon: Hattest du den Fall schon mal?

00:33:24
Manuela Zehender: Das war ein witziges Rollenspiel während unserer Ausbildung. Also eine typische Scheidungsmediation, da brauchst du schon paar Termine, da musst du auch zwischendurch mal wieder den Anwalt oder irgendwelche anderen Leute fragen, den Steuerberater – also ja, das ist einfach viel komplexer.

00:33:42
Katrin von erzähl davon: Also sprich, man kann jetzt nicht erwarten, man lädt dich mal ein und plaudert ein, zwei Stunden und dann ist das Ganze gegessen, sondern man muss sich schon darauf einstellen, dass man wahrscheinlich mehrere Termine braucht und dass man dazwischen noch irgendwie Infos erfragen, von anderen Stellen selber was erarbeiten muss. Also das muss man sich wirklich drauf einlassen auf den Prozess.

00:33:57
Manuela Zehender: Bei komplexen Dingen, ja. Aber wenn man mich jetzt nicht fragen würde, dann wäre die Sache ja trotzdem genauso komplex und dann müsste man das selber ja gleich lösen, also bräuchte man auch mehr Zeit dafür. Wenn man sich das so anguckt, denkt man hätte es schnell gelöst, aber um eine richtige Konfliktbearbeitung zu machen, muss man sich schon die Zeit nehmen und wirklich auch diese Zeit und den Raum geben, um das Ganze wirklich auch wirken zu lassen. Weil gerade diese Phase drei, wo ich schon sagte mit diesen Bedürfnissen, die geht manchmal ganz schön lang, weil es braucht eine Weile, um das rauszulassen und es braucht auch bei der anderen Person eine ganze Weile, um das aufzunehmen, verstehen zu können. Das geht nicht so zack, zack, zack, kurz. Da muss man sich schon wirklich Zeit nehmen.

00:34:39
Katrin von erzähl davon: Ja. Du darfst wahrscheinlich aufgrund dieser Vertraulichkeit usw. keine Storys nacherzählen. Aber hattest du schon mal einen Fall, wo du vielleicht gesagt hast Ach, das ist ganz einfach und dann war es doch viel komplexer, oder dass du gesagt hast Puh, das ist ne richtig harte Nuss und dann ging es irgendwie doch leicht von der Hand, den Konflikt zu lösen? Irgendwie noch eine schöne Geschichte, die du uns erzählen kannst?

00:35:00
Manuela Zehender: Ja, ich hatte letztens mit einem relativ jungen Unternehmen einen Termin und da hatte mich einer der beiden Geschäftsführer gefragt, weil er meinte, im Team kriselt es ein bisschen. Es zeichnet sich ab, dass es vielleicht schwierig werden könnte. Ja, und dann hatten wir einen ganzen Tag zusammen und am Schluss kam halt raus, dass es dem Team eigentlich an einer großen Vision mangelte, der Ball quasi zurückgegeben wurde an die Geschäftsführung. Das war dann schon ein großer Aha-Effekt und für mich jetzt auch nicht ganz so einfach, weil natürlich dann mein Auftraggeber nachher ein Teil derer war, die gehört haben Mist, ich muss etwas ändern. Und das war mir von vornherein nicht komplett bewusst. Ich hatte schon eine Vermutung, könnte schon so sein. Gerade in solchen Bereichen, oder wenn mich jetzt der Vorstand eines Vereins fragt, muss ich schon noch fragen „Können Sie damit umgehen, dass auch Sie vielleicht angegriffen werden, dass auch Sie was zu hören kriegen, was jetzt Ihnen vielleicht nicht so toll gefällt?“. So was kommt schon häufiger mal vor, weil oft die Leute, die dann Dinge auch veranlassen, noch mal ganz schön mit drin verstrickt sind und natürlich nicht unbeteiligt sind und das Opfer sind, sondern schon auch eine wesentliche Rolle mit dazu beitragen.

00:36:13
Katrin von erzähl davon: Und war der dann quasi mit dabei bei dem Prozess oder hast du mit dem Team gearbeitet und bist dann nachher rausgegangen und so „Ja, sorry, Sie sind das Problem“?

00:36:20
Manuela Zehender: Nee, nee, wir waren alle zusammen.

00:36:21
Katrin von erzähl davon: Okay, wart alle zusammen. Okay, gut, also wahrscheinlich war es dann für die Betroffenen schwieriger, das zu artikulieren, was ihr Problem ist, aber damit konnte er es wahrscheinlich besser nachvollziehen, weil er dann diese verschiedenen Stimmen gehört hat und nicht so „Tja, hier bitte schön ist die Lösung. Du bist das Problem, Du musst dich verändern.“

00:36:38
Manuela Zehender: Genau.

00:36:38
Katrin von erzähl davon: Ja, spannend. Aber das ist ja genau das auch mit diesem Vorbild und dieser Führung, was wir vorhin schon besprochen haben, dass quasi er jetzt an sich arbeiten muss. Und wenn er dann wieder sagt, da geht es hin, das möchte ich machen, möchtet ihr mitkommen? Und wenn die anderen dann sagen, das finden wir super, das möchten wir auch, dass es dann einfach wieder harmonischer miteinander funktioniert.

00:37:01
Manuela Zehender: Genau. Weil dann kannst du dich entscheiden, ob du dem Vorbild eines Vorstands oder eines Geschäftsführers oder so nachfolgen möchtest und selber voll dahinterstehen kannst.

00:37:09
Katrin von erzähl davon: Ja. Aber es könnte dann natürlich auch passieren im Worst Case, dass sie vielleicht sagen, ich sehe diese Vision nicht und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie wiederkommt, dass sie sich dann zum Beispiel entscheiden würden, das Team zu verlassen. Das könnte doch dann auch irgendwie dabei rauskommen, oder?

00:37:26
Manuela Zehender: Klar. Mediation ist jetzt auch nicht was, was dir irgendwie Frieden und Harmonie verspricht. Mediation ist etwas, was Klarheit und Wahrheit an den Tag bringt. Und die Lösung kann manchmal ganz schön wehtun, aber es ist hinterher klarer. Also wenn ich auch eine Anfrage bekomme, „Können Sie das lösen?“, ja, das kann ich ihnen nicht versprechen. Ich kann ihn versprechen, die Dinge werden klarer werden. Aber ich kann Ihnen hier nicht die friedenvollste Firma auf der Welt schenken. Das schaffe ich nicht, das ist aber auch nicht meine Aufgabe.

00:37:56
Katrin von erzähl davon: Ja. Ich glaube, das ist ein superspannender Beruf.

00:38:00
Manuela Zehender: Ich bin auch voll begeistert davon. Wie gesagt, ich hätte das nicht gedacht, dass mich das so packt. Aber ich habe schon so viele Ideen im Kopf, wie das noch weitergehen kann und mit was man das alles ergänzen kann. Ich bin auch Mitglied der Deutschen Stiftung Mediation, die es sich als Aufgabe gemacht hat, ich sage jetzt einfach mal Pionierarbeit im Bereich Mediation gerade für Deutschland in der Gesellschaft auch zu machen. Die haben so viele coole, spannende Projekte. Eins nennt sich zum Beispiel Mediation als Haltung und das ist in verschiedene Unterprojekte aufgeteilt. Da gibt es zum Beispiel ein cooles Programm, das heißt clever streiten für Kids. Das heißt, die haben eine Mappe entwickelt mit Rollenspiel, Anleitungen, Spielideen, wie man Kindern schon in der Grundschule und sogar im Vorschulalter, also mit fünf, sechs Jahren, diese Haltung, die in der Mediation so wichtig ist, beizubringen, weil eigentlich ist ja richtiges Konfliktverhalten auch was, das sollte man von zu Hause aus theoretisch schon mitbekommen, so wie Manieren beim Essen oder so.

00:39:01
Katrin von erzähl davon: Aber da kann man halt nicht davon ausgehen, dass jeder Mensch das so gelernt hat.

00:39:04
Manuela Zehender: Genau und gerade wenn man eben auch weiß, dass jetzt die Generation der heute 50-, 60-, 70-Jährigen das einfach auch nicht mitbekommen haben. Das war eine Generation, in der hat man über Gefühle einfach nicht gesprochen. Das macht man nicht. Und da sind wir heute in unserer Generation hier mit 20-, 30-, 40-Jährigen schon anders unterwegs. Aber ich habe selber zwei kleine Kinder, es ist schon schwierig, so zu Hause wirklich zu mediieren, sie sind auch noch ein bisschen zu klein. Aber man merkt schon, wenn man sich mit ihnen hinsetzt und sagt, was ist denn jetzt gerade genau passiert, wenn sie gerade mal wieder brüllen „Mama!“. Was ist denn genau passiert? Und was ist aus deiner Sicht passiert? Und die Deutsche Stiftung für Mediation hat eine coole Homepage und da ist gerade in diesem Programm ein sehr nettes Beispiel von einer Orange. Zwei Kinder streiten sich um eine Orange. Und dann kommt eben die Mutter auch dazu und fragt, was ist denn los? Was willst du denn mit der Orange machen? Dann sagt das eine Kind, ich will Saft haben. Ja, und du? Ich will die Schale raspeln, damit ich mir einen Kuchen backen kann. Hä? Plopp. Oh, cool. Dann können wir ja eigentlich beide das haben, was wir wollen. Brauchen uns ja gar nicht streiten. Also ein profanes Beispiel, aber bei Kinderkonflikten ist es ja oft so. Je eher ein Kind versteht sich in andere hineinzuversetzen, ist jetzt rein psychologisch Entwicklungszeit mäßig erst ungefähr ab fünf, sechs Jahren möglich, aber wenn du das trotzdem frühzeitig anfängst zu trainieren, dann kann das Kind das. Das ist wirklich wie Manieren beim Essen oder alle anderen Dinge, die man dem Kind beibringt. Dann hast du deinem Kind wirklich was fürs ganze Leben beigebracht. Weil mit Konflikten umgehen, das musst du tagtäglich.

00:40:47
Katrin von erzähl davon: Ja. Also, wenn man es als Kind nicht lernt und dann plötzlich im Job, da kann ich auch nicht brüllen und nach der Mama rufen, wenn man eben eine Aufgabe bekommen hat, die man nicht mag oder so.

00:40:59
Manuela Zehender: Genau. Und eben diese Mediation als Haltung sagt eben auch Konflikte sind normal. Es geht nur darum, wie begegne ich ihnen, wie gehe ich damit um? Kann ich das Positive raus ziehen? Weil ich kann mich ja selber weiterentwickeln. Die Sache entwickelt sich weiter, der andere entwickelt sich weiter. Das alles nur, weil es Konflikten gab, die ich dann eben auch ausgesprochen habe.

00:41:19
Katrin von erzähl davon: Ja. Also das ist jetzt ein Appell an alle, die jetzt zuhören, dass sie vielleicht sich da einfach mal mit ihrer eigenen Beziehung zum Thema Konfliktlösung auseinandersetzen sollen. Vielleicht auch mal überlegen, bin ich eher so ein konfliktscheuer Mensch oder kann ich mich da noch ein bisschen verbessern? Kann ich mich dann noch ein bisschen kennenlernen, weil ich glaube, das macht das Leben einfacher, oder? Wenn man besser mit Konflikten und Konflikten umgehen kann?

00:41:42
Manuela Zehender: Definitiv. Es gibt natürlich schon Menschen, die sind von Natur aus sehr, sehr harmoniebedürftig. Die werden alles, was Konflikt ist, gucken zu vermeiden, normal. Und dann gibt es die, die über alles diskutieren, die sich ständig gegen die anderen stellen. Das ist einfach auch ein bisschen in einem selber so drin. Aber der Appell geht an alle, den anderen verstehen zu wollen. Da ist egal, welche Grundstruktur ich habe, wenn ich das versuche, dann komme ich ein ganzes Stück weiter.

00:42:10
Katrin von erzähl davon: Hm, schön. Das war voll spannend, weil ich selber auch nicht genau wusste, wie so eine Mediation abläuft und das mit diesen Phasen und so war sehr spannend. Und wie gesagt, das klingt nach einem sehr spannenden Job. Und es klingt aber auch, als ob der Job vielleicht noch ein bisschen bekannter werden sollte, dass man vielleicht einfach das im Hinterkopf hat als Möglichkeit, wenn man sagt Ja, irgendwie knautschts, dass man nicht nur das Problem begraben will und man ignorierts oder wir krempeln die Hemdsärmel hoch und hauen uns einfach auf die Nase. Dass es da noch weitere Optionen gibt.

00:42:49
Manuela Zehender: Gerade auch in Vereinen, Organisationen geht man jetzt ja nicht unbedingt gerade vor Gericht, wenn es irgendwo im Verein hakt. Die Frage, was macht man da bisher? Das ist schon sehr wichtige Pionierarbeit. In den USA oder so ist es schon viel weiter bekannt, aber in Deutschland? Ich glaube, es ist in den Achtzigern ungefähr nach Deutschland geschwappt. Also es gibt schon eine ganze Weile auch hier und kommt ursprünglich aus der Scheidung, das ist so wirklich der Grundgedanke, wofür das mal damals sich ausgedacht wurde, dieser ganze Prozess und das Verfahren. Aber ja, es hat deutlich noch Ausweitungsbedarf. Deswegen, genau deswegen bin ich dieser Deutschen Stiftung für Mediation beigetreten, weil da sind an die 8000 Mediatoren mit drin und jeder macht das halt in seinem Bereich, wo er stark ist. Also gerade Erbrecht ist zum Beispiel auch ein ganz heißes Thema und und jeder hat da eben so seinen Fokus, was er machen möchte. Und für mich sind das eben Start-ups und Teams und kleineres und auch interkulturelle Konflikte, weil auch da birgt sich ja ein Riesenpotenzial, einfach aufgrund der unterschiedlichen Kulturen und des kulturellen Settings, was jeder mit sich bringt, von dem man aber auch nicht so genau weiß, eigentlich von dessen Existenz. Das merkt man immer dann, wenn eben eine andere Kultur begegnet, die anders tickt.

00:44:00
Katrin von erzähl davon: Da merkt man halt erst, das ist nicht normal.

00:44:02
Manuela Zehender: Genau, irgendwie ist alles normal.

00:44:06
Katrin von erzähl davon: Ja, danke schön, Manuela, dass du dir die Zeit genommen hast. Erzähl doch mal, wenn man jetzt im Raum Reutlingen eine Mediatorin sucht, wie kann man dich erreichen? Wo kann man mehr von dir lesen?

00:44:20
Manuela Zehender: Genau. Ich habe einen Webseitenauftritt, der heißt www.mz-mediation.de. Da findet man meine kompletten Adressdaten, kann sich gerne mal melden, wenn jemand auch mehr Informationsbedarf hat, einfach mal was missen möchte. Ich meine, ich freue mich, wenn jemand den Podcast hört und sagt, das klingt echt spannend, ich will mehr darüber wissen, soll er sich gerne melden. Wenn irgendwo ein Konflikt herrscht und jemand denkt, er kriegt es alleine nicht hin, sich einfach mal melden und fragen. Ich bin sehr, sehr dankbar, dass ich da heute drüber reden durfte über Mediation und dass das die Pionierarbeit wirklich noch mal einen ganzen Schritt auch vereinfacht hat. Deshalb vielen Dank an dich, Katrin.

00:45:03
Katrin von erzähl davon: Ja, gerne.

00:45:04
Manuela Zehender: Und dann freue ich mich aufs nächste Mal.

00:45:08
Katrin von erzähl davon: Ja, gerne! Danke an euch fürs Zuhören. Ich habe ja eben schon gespoilert, dass es noch einen weiteren Podcast geben wird. Ein Interview mit Coach Julia Meder über dieses Teammotiv-Ding. Und jetzt habe ich gerade festgestellt, dass es tatsächlich sehr gut zu diesem Meditations- und Konfliktthema passt. Das wird dann in ein paar Wochen kommen, also freut euch auf die Folge und wir hören uns dann beim nächsten Mal. Tschüss.

 

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Der Beitrag Konfliktlösung durch Mediation erschien zuerst auf erzähl davon - der Podcast.


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 September 29, 2019  45m