SingWithPassion.com - Der Singen-Lernen-Podcast

Singen lernen kann eine schwierige und nervenaufreibende Angelegenheit sein. In diesem Podcast räumt Profisänger Matthias Ernst Holzmann mit zahlreichen Mythen auf und gewährt interessante Einblicke in die Welt des Singens.

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Operngesang versus Popgesang – SWP-Podcast-002


Die Ausgangslage
Ebenso schwierig wie die Frage, was Singen eigentlich ist, stellt sich die Frage nach dem Unterschied zwischen Operngesang und Popgesang dar. Ist es nicht alles das Gleiche?
Beginnen wir mit dem Operngesang ...
Viele Leute verbinden mit Operngesang etwas Künstliches, Unnatürliches und beginnen zu knödeln, wenn sie ihn imitieren wollen. Warum ist das so?

Ich bin zwar selbst Opernsänger, aber da ich mich erst als Erwachsener damit beschäftigt habe und von Hause aus eigentlich "Popper" bin, habe ich ein recht gutes Gefühl dafür, wie "Otto Normalverbraucher" fühlt, wenn er Opernsänger/innen hört.

Bei mir war es so, dass ich einen sehr bekannten deutschen Lieder- und Opernsänger als völlig abartig empfand und nicht einmal die Worte finden konnte, um zu beschreiben, wie abartig genau.

Heute, 30 Jahre später, weiß ich, dass dies mein persönlicher Geschmack war und dieser Sänger wirklich gut war, auch wenn er mir noch immer nicht gefällt und auch wenn ich der Meinung bin, dass es viel bessere, viel weniger bekannte gibt. (Aber das ist eine andere Geschichte.)

Wie konnte es nun aber zu diesen Gefühlen kommen?
Persönlicher Geschmack, Unkenntnis und Hörgewohnheit
Mein persönlicher Geschmack verhindert es noch heute, dass mir dieser Sänger gefällt. Meine damalige Unkenntnis der Materie hat verhindert, dass ich seine Qualität erkennen konnte, trotzdem er mir nicht gefiel und meine Hörgewohnheiten (Popsongs der 70er und 80er) waren eben andere als Schubert oder Mozart.
Die Singmanier
Viele Opernsänger singen in "vornehmer" Singmanier. Und "vornehm" ist eben nicht "cool", und zwar in den 70ern und 80ern noch weniger als heute! (Es tut mir Leid, dass ich das den nach 1990 Geborenen sagen muss, aber wir waren damals viel cooler als Ihr heute seid! ;-))

Jedenfalls kenne ich keinen einzigen Pop- oder Rocksänger, egal aus welcher Epoche, der sich der "vornehmen" Singmanier bedient.

Was mir auch damals schon gefiel, waren italienische Tenor-Arien, insbesondere die "Hits": "Nessun dorma", "E lucevan le stelle", etc.. Das liegt wohl einerseits an den ungeheuren Hit-Qualitäten dieser Arien, andererseits aber auch an der italienischen Sprache. Der Nachkriegs-Deutsche hat ja ein gestörtes Verhältnis zu seiner Muttersprache. Schließlich spielt aber auch die weniger aufgesetzte Singmanier italienischer Opernsänger eine Rolle, die meinem Geschmack eher entgegen kommt.

Ich war noch nie ein Fan deutschen "Schnuten-Gesangs".
Die Stimmgebung
Beim Operngesang steht die Kehle in der Regel tief und das Gaumensegel wird angehoben, um die berühmte "Gähnweite" zu erzielen, die dunkle, laute Töne bei minimalem Kraftaufwand und minimaler Beanspruchung der Stimmlippen ermöglicht.

Bei Pop- oder Rockgesang ist die Stimmgebung in der Regel "flacher", nicht selten mit hoch stehender Kehle und mitunter sogar ungesund gepresst ("Boygroup-Sound").

Was man aber nie vergessen darf: Egal wie unökonomisch oder ungesund die Stimmgebung auch sein mag - sie produziert einen eigenen Sound und der kann gewollt und passend zum Song sein.

Endlos die Zahl der Songs, die wahrscheinlich nur deshalb Erfolge wurden, weil sie stimm-physiologisch "schlecht" gesungen waren. (Aber natürlich dennoch musikalisch.)
Die Phrasierung
Beim Operngesang geht es in der Regel um große Legato-Bögen, bei denen die einzelnen Töne möglichst nahtlos miteinander verbunden werden, ohne den Atemfluss und den Stimmband-Schluss zu unterbrechen. Eine solche Phrasierung würde bei Pop-, Rock- oder Jazz-Songs befremdlich klingen.

In Pop-, Rock- oder Jazz werden die Töne eher einzeln angesungen und mit Portamenti verziert, anstatt sie wie Perlen auf eine Kette zu ziehen.

Entsprechend bescheiden ist das Hör-Erlebnis, wenn die Phrasierung das Ufer wechselt. Wenn ein Opernsänger einen einfachen Popsong genauso singt wie eine Opernarie. Die Zahl derer,


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 March 20, 2015  10m