Vom Ende und der Zeit danach

Wie oft habe ich schon die Geschichte von der Auferstehung gehört? Mindestens mit jedem Lebensjahr einmal und dann noch in unzähligen Varianten. Das Kreuz in der Kirche erinnert daran, dass Jesus stirbt, dass Gott auf die Welt kommt und in ihr stirbt. Eigentlich eine dramatische Geschichte. Doch wir wissen ja: Er kommt wieder. Nach drei Tagen ist alles wie zuvor. Das Reich Gottes bricht an. Hallelujah! Und dieses Jahr? Dieses Jahr ist Ostern kein Spielfilm, den man* sich immer wieder anschaut. Dieses Jahr ist Ostern live. Wie die Zeit ausgeht? Keine Ahnung. Was danach kommt? Grob bekannt, aber in seinen Einzelheiten ungewiss. Ich ertappe mich manchmal dabei, wie ich beim Fußball vorspulen will, um das Ergebnis zu sehen. Unmöglich. Dieses Jahr lässt sich das Buch nicht von hinten lesen. Dieses Jahr müssen wir dadurch. Ja, Jesus ist auferstanden und damit wissen wir mehr als die Jünger und Jünger*innen damals. Aber was wir teilen, ist die Ungewissheit, wie es weiter geht.

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episode 5: Input: Zwischen


Zwischen ist so ein schönes Wort. Denn es beschreibt Übergänge, die mein Leben ausmachen. Das Studium gleitet in den Beruf über. Ein Zustand, den ich durchaus schätzen gelernt habe. Der aber an Tagen, die ich in den Räumen verbringe, die sieben Jahre lang mein Zuhause waren, Wellen der Nostalgie und des Selbstmitleides auslöst. Inzwischen verändert sich auch dieser Raum, wird umgebaut, und scheint sich damit dem gesamten Prozess, den man so als Uni-nach-7-Jahren-Beenderin durchmacht, anzupassen. Eine Übergangsphase, ein Umbau, unfertig. Zwischen alt und neu, zwischen Vergangenheit und Zukunft (wenn man das so episch sagen will). Ich überlege, ob es nicht immer nur ein Dazwischen gibt, ob dieser Mythos vom „Ankommen“ nicht völliger Quatsch ist. Immer kommt etwas Neues auf uns zu, immer liegt etwas anderes hinter uns, der Horizont (schon wieder so ein episches Wort) zieht. Es gibt Tage, da fällt das weniger auf, da erscheint mir das natürlich und selbstverständlich, immer auf was Neues zu schielen, mich auf Dinge vorzubereiten und die dann hinter mir zu lassen. An anderen Tagen ist das Dazwischen schwer zu ertragen. Wo bin ich denn zu Hause? Wo will ich eigentlich hin? Warum liegen so viele Sachen schon hinter mir? Warum bin ich nie zufrieden mit dem, was gerade ist? Dazwischen. Im Alten Testament bedeutet Gottes Name „Ich bin da.“ Und dass „da“ überall und nirgendwo ist, zeigt er immer wieder ziemlich eindrucksvoll im „Zwischen“. In den Zweigen des Dornbusches, der Feuer fängt, bei den Jüngern, die, nachdem Jesus gestorben war, kopflos durch die Gegend liefen. Und gerade ja auch zwischen den Zeiten, irgendwo zwischen Damals – Jetzt – Ewigkeit. Deshalb: Gott, auf ein Wort im Zwischen.


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 April 9, 2020  2m