Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0401: Cowboy


Man mag ja denken, in den oberbayerischen Dörfern ist alles noch wie vor hundert Jahren. Blauer Himmel, glückliche Kühe und weit und breit keine Kriminalität. Doch weit gefehlt! Auch hier haben die modernen Zeiten Einzug gehalten. Und somit gibt es neben Kriminalität eben auch Superhelden. Hörspielfolge.

Download der Episode hier.
Musik: „Cowboy“ von Gre En Famille / CC BY-NC-SA 3.0

+Skript zur Sendung
Es ist ein ganz normaler Nachmittag in dem kleinen, malerischen, oberbayerischen Dorf. Oma Gruber ist mit ihrem Korb zurück vom Einkaufen. Als sie in den kleinen Weg einbiegt, der zu ihrem kleinen Haus führt, passiert das völlig Unerwartete. Jemand hatte sich im Gebüsch versteckt, springt hervor und ruft:

G: Geld her, Oma. Oder es knallt!

Der Ganove trägt Turnschuhe, Jeans und einen grauen Hoodie. In dessen einer Tasche täuscht er mit dem Zeigefinger den Besitz einer Schusswaffe vor. Oma Gruber schaut ihn nur an.

G: Hey, Oma, hast Du nicht gehört? Geld her, oder es knallt!
O: Des homs doch scho amoi gsagt. Aber I hab nix ghert.
(Pause)
G: Äh. Wie bitte?
O: I hob gsogt, das Du des scho amoi gsogt host.
G: Was?
O: Das es knalln duad. Aber ghert hob I nix.
G: Laber nicht so ein Scheiß, Alte! Her jetzt mit Deiner Kohle. Sonst ich Dich erschiessen tue. Peng, verstehste?
O: Wos? Sie woin mei Geid? Einfach so?
G: Du mir geben Geld. Du überleben. (gespreizt) Host mi?
O: Mei, des is aber gschert!
G: Geschert? Ich bin nicht geschoren, ich bin ein Krimineller. Der Dein Geld will, Oma!
(Pause)
O: Ah, jetzatle. Ein Krimineller. Jetzat hob I’s. Es duad mir echt leid. Wissans, I bin des ned gwohnt mit Kriminellen. Des hats in unsam Doaf ned. Des hods bloß in da Stodt.
G: Ja, das ist mir auch aufgefallen. Darum auch der Plan mein Geschäftsfeld hierhin zu diversifizieren. Ich erhoffe mir dadurch eine Profitmaximierung.
O: Ah. Wosd ned sogst. Woasd, mia hom hia oan Supahoidn. Darum hamma mia koane Kriminellen. Verstehst?
G: Einen Superhelden. Hier. In diesem Kaff. Ohne Scheiß?
O: Du vastehst mi scho richtig. Wahscheinz is der a glei do. Der spiat des iagendzwie.
G: Einen Superhelden. So einen Ironman. Oder Thor. Wie bei den Avengers.
O: De woas I ned. Jetzat vasteh I Di ned. Unsa Supahoid is a Cowboy.
G: Ein Cowboy? Euer Superheld ist ein Cowboy. Aha.
O: Heastas, da kimmt er scho.
(Musik)

Plötzlich springt – wie aus dem Nichts – ein Mann zu den beiden. Er trägt ein Kostüm. Das Kostüm einer Kuh. Bayerisches Fleckvieh würde ich sagen von hier aus. Komplett mit Hörnern, Euter und Hufen. Es wird sehr still auf Oma Grubers Weg. Alle drei schauen sich abwechselnd an. Eine Fliege landet auf dem Kostüm von Cowboy. Man kann das hören.

C: Halte ein, Schurke! Ich verhafte Dich im Namen des Gesetzes. Du hast das Recht zu schweigen. Alles was Du sagst, kann bei Gericht gegen Dich…
G: Halt, halt, halt, halt. Moment ein Mal. Versteh ich das richtig: Du bist der Superheld?
O: Des is da Cowboy.
(Pause)
G: Ah, verstehe. Cow. Boy. Kuhjunge. Brilliant.
C: Können wir dann weitermachen?
G: Du bist also halb Mensch, halb Kuh?
C: Jepp.
G: Wie ist das denn passiert? Bist Du mit Chernobyl-Milch gesäugt worden?
C: Nein, aber das tut doch gar nichts zur Sache…
G: Ne, warte, warte – ich hab’s: Es ist der Rinderwahnsinn!
C: Nein. Es kam auf einer Kuhweide zu einem folgenreichen Ereignis: Ich bin von einer radioaktiven Kuh gebissen worden.
G: Im Ernst?
C: Ja. Ist eine lange Geschichte.
G: Das kann ich mir vorstellen. Ich fass’ es nicht… (lacht) Eine radioaktive Kuh!
O: Jetzat loch ned a so. Unsa Cowboy duad Di etzat vahaftn!
G: (lacht) Im Ernst? Mit seinen Superkräften? Die er von einer Kuh hat?
C: Genau! Wenn Du die Konfrontation suchst…
G: Was dann? Dann spritzt Du mich mit Milch bewusstlos?
C: Nein, aber…
G: Na, komm her, Kälbchen! Lassen wir die Kuh fliegen!
C: Fliegen können Kühe…
G: Komm’ schon! Du willst doch auch wissen, wem die Kuhglocke geschlagen hat. (lacht heftiger)
C: Passen Sie auf…
G: Na, komm’ – schlag’ mich zu Sahne! (lacht hysterischer)
C: Wirklich, Sie müssen atmen!
G: Ich weiß’ noch einen: Du willst mich gleich unterbuttern, stimmt’s?
C: Ich warne Sie noch einmal.
G: Das wäre mir ja echt ein Horn im Auge! (lacht superhysterisch)
O: Glei bassiert’s wieda.
C: Ja, immer passiert das.
G: Na, das kann ja noch richtig euter werden. (lacht noch mehr. Fällt um…)
O: Jetzat isses bassiert.
C: Ja. Immer passiert das.

Cowboy zieht aus seinem Euter Handschellen und ein Handy. Die Handschellen legt er dem Kriminellen an. Dann wählt er eine Nummer.

C: Ja, servus, Schorsch. Ich wieder, der Cowboy. Ja, wieder einer aus der Stadt. Ja. Mhm. Handschellen hab’ ich ihm schon verpasst. Ja, kannst ihn einsammeln. Bei der Oma Gruber auf dem Weg. Nein, ich glaub’ eine Viertelstunde hält das schon. Lass’ Dir nur Zeit. Ja, sicher. Du gehst nicht zum Stammtisch? Ach, Dein blöder Rücken. Ja, schade. Bis später dann! Servus!


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 March 11, 2016  12m