Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...
https://morgenradio.de
Expl0391: Zeitreisen? Geht doch!
Auch wenn die Physik es wahrscheinlich nicht zulässt, gibt es verdammt viele Zeitreise-Geschichten. Die eigentlich immer an der inneren Logik ersticken. Aber Professor Anders wird uns heute bei seiner Präsentation beweisen, dass man eben doch in die Vergangenheit reisen kann. Aber sollte man denn?
Download der Episode hier.
Musik: Musik: „No Time to Play“ von Reole / CC BY 3.0
Es ist Februar 2026. Im Audimax einer großen Universität beginnt eine Präsentation. Das Team um Professor Doktor Anders hat die gesamte Hauptstadtpresse eingeladen. Der Saal ist voll. Professor Anders schließt seinen Laptop an und testet den Beamer. Man sieht seinen Desktop, er hat die Tardis als Bildschirmhintergrund. Er doppelklickt auf „Pres_01_26.ppt“ Die Leinwand wird weiß – das erste Slide ist leer.
(Clip: PeopleTalking)
P1: Meine Damen und Herren – darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?
(Leute werden leise.)
P1: Ich möchte Ihnen heute die Früchte jahrelanger akademischer Forschung von meinem Team und mir vorstellen. Die Physik hat sich schon seit ihren Anfängen immer mit dem Konzept Zeit beschäftigt. So ganz genau wissen wir immer noch nicht, was das ist. Seit Einstein wissen wir, dass Raum und Zeit eins sind. Durch die Ergebnisse der Quantenforschung in den letzten zehn Jahren, wissen wir, dass Zeit nicht linear ist, sondern 11-Dimensional. Aber ist es möglich, in die Vergangenheit zu reisen?
P1: Heute möchte ich Ihnen unsere Entwicklung präsentieren: Eine funktionierende…
(Clip:Transporter)
Auf der Bühne erscheint neben Professor Anders plötzlich, wie aus dem Nichts ein zweiter Mensch.
P2: Halt! Fahren Sie nicht fort mit Ihrer Präsentation!
P1: Was? Wer sind Sie überhaupt? Und was machen Sie auf meiner Bühne?
P2: Ich bin Du! Aber ich komme vier Jahre aus der Zukunft! Du darfst der Menschheit nicht zeigen, wie man in die Vergangenheit reist! Diese Präsentation wird die Welt für immer verändern! Das ist der größte wissenschaftliche Durchbruch aller Zeiten!
P1: (verwirrt) Du bist ich? Wieso trägst Du so einen hässlichen Vollbart?
P2: Was? Wieso? Das… das ist modern so im Jahr 2030.
P1: Igitt! So etwas lasse ich mir nie wachsen!
P2: Doch, wirst Du. Aber lenk’ nicht ab! Beende die Präsentation! Wirf Dein Laptop weg! Zerstöre alle Dateien!
P1: Aber Du sagst doch, es ist der größte wissenschaftliche Durchbruch aller Zeiten?
P2: Ja! Aber mit unseren Daten kann jeder Winzstaat eine Zeitmaschine bauen. Und die werden alle wie wild durch die Zeit reisen und alle Ereignisse ändern! Milliarden Menschen werden nicht geboren, ganze Kulturen gehen unter, andere bleiben. Städte verschwinden plötzlich, die Beatles spielen morgen live, Deutsch ist eine romanische Sprache! Es ist ein Riesenchaos! Die Zeitreisekriege toben!
P1: Deutsch eine romanische Sprache? Aber ich verstehe jedes Wort.
P2: Das ist mein iBrain 6S-Implantat von Apple. Das übersetzt simultan.
P1: Das issja cool!
P2: Ja, gell? Und ich kann nebenbei auf meiner Netzhaut im Solarnet surfen!
P1: Echt? Du, warte mal.
P2: Wenn ich jetzt meine Präsentation nicht halte, dann gibt es keine Zeitreisen.
P1: Das wäre ein Segen für die Menschheit.
P2: Sagst Du. Aber ok. Aber dann kannst Du nie aus dem Jahr 2030 hierher reisen und die Präsentation verhindern.
P1: Oh…
(Clip Teleporter)
Während Professor Anders und Professor Anders sich angeregt unterhalten, erscheint, wie aus dem Nichts, eine dritte Person auf der Bühne.
P3: Halt! Du musst unbedingt Deine Präsentation zeigen!
P1: Oh, mein Gott. Noch einer! Bist Du auch ich?
P3: Ja, ich komme aus dem Jahr 2034!
P2: Warum hast Du den schönen Vollbart abgenommen?
P1: Und warum bist Du so dick? So dick werde ich nie!
P2 & P3: Doch. Wirst Du.
P1: Ihr macht mich ganz verrückt! Warum soll ich die Präsentation halten?
P2: Machst Du Dir keine Sorgen wegen der Zeitreisekriege?
P3: Doch, klar! Das war große Scheisse! Aber es war die vielen Opfer wert! Am Schluss waren alle so erschöpft, dass alle Staaten eine große Weltregierung gebildet haben. Und wir haben jetzt einen von allen Menschen gewählten Präsidenten! Und keinen stört es, dass er sogar zwei Randgruppen angehört!
P1&P2: Welchen Randgruppen?
P3: Na ja, er regiert, obwohl er weiß ist. Und ein Mann. Es herrscht Wohlstand. Und Frieden! Es gibt kein Militär mehr! Und keine Ungerechtigkeit! Und alle Umweltprobleme sind gelöst! Du musst die Präsentation machen!
P1: Na gut. Das wollte ich ja sowieso.
P2: Darf ich dableiben und zuschauen?
P3: Au ja, ich auch. Das ist schleißlich unser großer Moment.
P2: Ja, ab dann geht’s abwärts.
P3: Stimmt. Erst verläßt uns Erika wegen dem Saufen…
P2: Ja, und dann…
P1 (laut): Schluss! Hört auf! Das will ich gar nicht wissen. Also haltet den Mund!
Clip: Teleporter
Und wieder erscheint eine Person auf der Bühne. Wie aus dem Nichts und bla, bla, bla…
P4: Halt! Du darfst auf keinen Fall Deine Präsentation zeigen!
P1: Ooch nö. Hört das denn nie auf? Lass’ mich raten. Du kommst aus dem Jahr 2038, stimmt’s?
P4: Äh fast…
P1: Und Du bist auch ich?
P4: Ja.
P2: Aber Du hast ja eine Glatze?
P3: Und bist noch dicker als ich! Dabei wollte ich morgen mit dem Joggen anfangen!
P2: Ach, echt, Du auch?
P4: Die Haare sind halt ausgegangen und da dachte ich…
P2: Hast Du eigentlich endlich wieder eine Freundin?
P1: Ruhe! Kinder, Kinder so geht das nicht. Ihr könnt nicht alle durcheinander reden! Wollknäuel und Dicki – ihr haltet die Klappe. Und Du Billiardkugel: Warum soll ich die Präsentation nicht halten.
P4: Wenn Du das machst, erschüttert eine temporale Disruptionswelle die gesamte veränderte Zukunft und eine ganze, wichtige Familie wird nie existiert haben! Weder in der Zukunft, noch in der Vergangenheit! Das hat unberechenbare Auswirkungen!
P1: Und welche wäre das?
P4: Lach’ nicht.
P1: Schau ich aus, als wäre mir zum Lachen?
P4: Die Hiltons!
P1: Damit kann ich absolut leben.
P2 & P3: Wir auch.
Professor Anders, also der erste, drückt auf den Knopf seiner Fernsteuerung, um die Präsentation zu starten. Plötzlich, wie aus dem Nichts, verschwinden die vier Professoren. Und der Beamer. Und der Laptop. Es wird sehr still im Vorlesungssaal. Die Beleuchtung geht wieder an.
Man kann das hören…