Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0390: 7 Besser-Trailer


Trailer sind ja problematisch. Sie können den Film schon einmal komplett erzählen oder einfach irreführend sein. Die meisten schauen sich furchtbar ähnlich. Und sind einfach schlecht gemacht. Aber eigentlich ist es noch schlimmer, wenn der Trailer super gemacht ist und man dann mit diesem Gefühl im Kino sitzt, veräppelt worden zu sein. Die sieben größten Trailer-Enttäuschungen.

Download der Episode hier.
Closer: “Jar Jar Binks Must Die!” von easyplex
Musik: „Good To Go“ von Josh Woodward / CC BY 3.0

+Skript zur Sendung
Das mit den Trailern ist ja eine zwiespältige Sache. Manche verraten einfach zu viel über den Film. Man hat das schale Gefühl, den Film eigentlich schon gesehen zu haben. Dann hat sich auch ein spezieller Stil – besonders für’s Actionkino – durchgesetzt, der die Filme so verwechselbar macht.

Aber das größte Problem sind für mich Trailer, die viel besser sind als der Film, den sie bewerben. Denn dann kann man sich schon ‘mal ärgern, die Kinokarte überhaupt gekauft zu haben. Hätte doch der Trailer gereicht…

Hier also sieben Beispiele von Trailern, die viel besser waren als der Film. Besser-Trailer.

Eins: Star Trek into Darkness
JJ Abrams kann ja Trailer und dieser war einer der Besten seines Jahrs. Er ist ziemlich genau in zwei Teile geteilt. Einem ersten Teil, der ruhig beginnt. Mit einem sachlich klingenden Voice Over. Alle bekannten Gesichter werden kurz gezeigt. Kirk, Spock, Uhura, McCoy, Scotty und dazwischen Szenen, die meist in Blau gehalten sind. Dann spricht Khan, der Bösewicht in diesem Film, und es beginnt diese mittlerweile typische Actionsequenz. Also immer schnellerer Beat, bedrohliche Hintergrundmusik und immer hektischere Cuts. Am Ende fällt die Enterprise ins Wasser.
Kein Meisterwerk, aber handwerklich solide.

Der Film war dann aber enttäuschend. Leblos ins Szene gesetzt, lieblos geschauspielert und alle Ideen schon einmal dagewesen. Der echte „Zorn des Khan“ ist um Welten besser.

Zwei: 300
Dieser Trailer war so beeindruckend, weil er visuell so ungewöhnlich war. Für 300 hatte Zack Snyder einige Stilelemente erfunden, die irritierend ungewohnt waren. Die eingeschränkten Farbpaletten, der übertriebene Kontrast, seine typischen Wechsel von schneller Action zur Superzeitlupe und zurück. Und eine ungewohnt schräge Backgroundmusik. E-Gitarren statt Symphonie-Orchester.
Doch viel mehr brachte der Film dann auch nicht. Eine eigentlich werksgetreue Verfilmung des Comics von Frank Miller, denn das war auch an unnötigen Stellen brutal und überraschend geistlos.

Drei: Blair Witch Project
Das Blair-Witch-Project war eine Sensation. Der erste der bekannten Filme in einem Genre, das man „Found Footage“ nennt. Also Filme, die so tun, als wären sie von den Akteuren gedreht worden, die man auf der Leinwand sieht. Oder von Überwachungskameras. Das spart einen Haufen Geld, denn eine mittelteure Videokamera aus dem nächsten Media-Markt reicht ja erstma.

Und der Trailer zum Blair-Witch-Projekt zeigt ganz genau, was einem im Film erwartet. Unwillkürlich glaubt man tatsächlich, dass es sich um Amateuraufnahmen handelt. Von Menschen, die am Ende des Horrorstreifens kein gutes Ende nehmen.
Aber: Der Trailer ist spannender als der Film dazu.

Denn diesem sah man das kleine Budget leider zu deutlich an. Den hätte man komprimiert in 30 Minuten genial gefunden. So kam halt zwischendurch gähnende Langeweile auf.

Vier: The Hobbit
Wird es Peter Jackson wieder schaffen, uns wieder nach Mittelerde zu versetzen? Auch wenn es nur der Hobbit ist und nicht mehr der Herr der Ringe. Eigentlich hatte ich ja letzteren schon für unverfilmbar gehalten, also wollte ich ihm eine Chance geben.

Und der Trailer hatte alles, was auch den Herrn der Ringe auszeichnete. Die Zwerge waren ausgesprochen überzeugend. Und Martin Freeman spielte den Bilbo so charmant und überzeugend, dass ich jede Hoffnung hatte, das würde gelingen.

Tat es aber nicht. Ein Fantasy-Desaster. Mit schrecklichen Figuren. Zauberer mit Karnickel-Streitwägen und Goblinkönigen, die noch Boss Nass gut aussehen lassen. Und dann die Achterbahnfahrt in der Goblin-Stadt. Nee, danke.
Und über Teil 2 und 3 decken wir den Mantel des Schweigens. For ever.

Fünf: Quantum of Solace
Nachdem alle James Bond für überholt & veraltet hielten, kam Casino Royale. Und hat alle Konventionen gebrochen. Das war ein ganz anderer Bond. Und er funktionierte prima. Nicht unbedingt ein sympathischer Bond, aber ein spannender Film.

Und der Trailer zum Nachfolger versprach all’ das wieder. Selbe Ästhetik, selber Bond. Dann ein spannendes Voiceover von Bond’s Chefin. Und: Der Clip erzählt eine zusammenhängende Geschichte. Der man folgen will. Und kann.

Der Film nicht. Der erzählt, äh… was? Ich kann gar nicht mehr sagen, um was es überhaupt ging. Entweder weil ich’s vergessen habe oder verdrängt. Oder weil ich’s einfach nicht kapiert habe.

Casino Royale ist einer der allerbesten Bonds. Und Quantum of Solace einer der allerschlechtesten.

Sechs: Matrix Reloaded
Matrix war Kult. Matrix war neu. Matrix war clever. Matrix war so anders gedreht. Hatte so eine nigelneue Geschichte so nagelneu verpackt, das er die Filmsprache für immer verändert hat.

Und der Trailer zum zweiten Teil war vielversprechend. Klar, es waren diese neuen visuellen Special Effects, die wir sehen wollten. Und die sieht man im Trailer zum Nachfolger ja auch. Bloß, das sie sogar noch besser aussehen. Und noch größer wirken. Nichts, was mich normalerweise ins Kino lockt, aber beim Trailer zu Matrix Reloaded wurde mir der Mund wässrig.

Schade, dass der Film sich zu sehr darauf versteift, seine philosophischen Elemente weiter zu entwickeln. Und noch immer eine Ebene drauf zu kleben. Und immer mehr und mehr Agent Smithes, bis es nur noch lächerlich ist. So schlecht ist der zweite Teil, das er vielleicht der enttäuschendste Teil 2 ever ist. Dessen Schatten auch den Glanz des Originals ein bisschen verdeckt.

Sieben: The Phantom Menace
Der schlimmste aller besser Trailer. Nicht einmal, weil der Trailer sooo spitze war. Oder wir es hätten ahnen können. Denn Jar-Jar Binks kommt im Trailer ja auch schon vor.

Aber – hey – wir hatten 22 Jahre gewartet, eine neue Geschichte aus dem Universum zu hören, das George Lucas für uns geschaffen hat. Und da waren so viele coole Sachen drin! Yoda sah viel besser aus als ein blöder Rucksack aus einer Muppet-Puppe. Darth Maul sah prima aus. Und hatte ein doppelseitiges Lichtschwert. Liam Neeson! Ewan McGregor! Natalie Portman! Podrace!

Und dann sitzt man im Kino. Um was geht es bitte? Handelsrouten? Midichlorianer? Jungfrauengeburt? Ach, es wurde schon von vielen über diesen Film gejammert, das kann ich mir hier sparen. Aber niemals war für mich die Differenz zwischen Trailer und damit Vorfreude und der Enttäuschung im Kinosessel größer. Es wäre gut gewesen, zu gehen.


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 February 25, 2016  12m