Das erste Mal über das Filmemachen nachgedacht habe ich als Fünfjähriger. Bei einem Tarzanfilm. Klar war mir, dass die natürlich in Afrika im Dschungel drehen. Aber wie hatten sie bloß das Lianenschwingen gedreht. Hat sich der Kameramann da auch durch den Dschungel geschwungen? Aber nachdem viele Filme verrante, wie das so geht mit dem Filmemachen, wird man schlauer. Hier also meine fünf Lieblingsfilme zum Filmen.
Download der Episode hier.
Beitragsbild: By Ralf Roletschek (talk) – Own work; de:User:Ralf Roletschek, Fahrradmonteur.de, GFDL 1.2
Opener, Closer: “Make ‘Em Laugh” ~ Singin’ in the Rain (1952) von ozabbavo77
Musik: „Hollywood Blvd. Remix“ von Blacknbloom / CC BY-SA 3.0
Und darum gab es bald Filme über das Filmemachen. Und eigentlich gibt es sogar recht viele davon. Ich habe mit hier ‘mal fünf Lieblinge ausgesucht.
Liebling 5: Boogie Nights (1997)
…ist ein Film über das Machen von Pornofilmen. Und zwar in den Zeiten vor AIDS. Als die Pornoindustrie eigentlich überhaupt so richtig entstand. Er ist so knallbunt und durchgedreht wie die Mode der Siebzigerjahre und nimmt seine Charaktere trotzdem durchaus ernst. Ohne aber zu verschweigen, wie hohl, dumpf und taub das ganze Business ist. Die Besetzung ist unglaublich. Sicherlich Mark Wahlbergs und Burt Reynolds’ bester Film. Aber Julianne Moore, Don Cheadle und Philipp Seymour-Hoffman sind auch mit an Bord. Sicher kein Werk, das sich auf die Seite der Pornografie stellt, aber auch nicht dagegen. Es ist eher der Lebensstil der Menschen hinter der Kamera, der hier das Thema ist.
Rotten Tomatoes: 97%
IMDB: 7,9 Sterne von 10
Liebling 4: Tropic Thunder (2008)
Eine Komödie, dessen Humor vielleicht nicht jeden erreicht. Meiner Meinung nach Ben Stillers Meisterwerk. Drehbuch, Regie und Hauptdarsteller! Und auch nicht zu vergessen: Robert Downey Junior, der in diesem Film als Amerikaner einen Australier spielt, der einen Schwarzen spielt, der einen Asiaten spielt. Fragt nicht…
Es geht um eine Gruppe von Schauspielern, die einen Kriegsfilm drehen sollen und nicht merken, dass sie in echte Konflikte verwickelt werden. Der Film ist immer dann besonders gut, wenn er einen Blick in die Persönlichkeitsstörungen der Schauspielergilde blicken lässt. Der eingebildete Superstar, der dumme Actionstar, der endlich richtig schauspielern will, der durchgedrehte Produzent – Tom Cruise in seiner lustigsten Rolle usw. usw.
Rotten Tomatoes: 83%
IMDB: 7,0 Sterne von 10
Erkannt? Klar: Liebling 3: Singing in the rain (1952)
Dass dieser Film in Deutschland „Du sollst mein Glückstern sein“ heißt, wollen wir schnell verdrängen. Denn jeder kennt die berühmte Tanzszene mit Gene Kelly im Regen. Wie er mit seinem Schirm tanzt. Wahrscheinlich das beste Filmmusical aller Zeiten. In den schönsten Bonbon-Farben, die mein geliebtes Technicolor zu bieten hat. Mit wunderschönen Songs – es stört hier gar nicht, dass normale Menschen spontan anfangen zu singen.
Aber es geht dabei auch ums Filmemachen. Gene Kelly spielt Don Lockwood, einen Stummfilmstar. Sein Studio sieht im Tonfilm keinerlei Zukunft. Doch es ist das Jahr 1927 und „The Jazz Singer“ ist ein umwerfender Erfolg. Also sollen er und Lina Lomont – seine angestammte Filmpartnerin – sofort ein Filmmusical wie den „Jazz Singer“ machen. Bloß hat die Diva eine Piepsstimme. Da wird Debbie Reynolds eingestellt, um sie zu synchronisieren. Und Donald O’Connor – den man einfach lieben muss – um allen die Flötentöne beizubringen.
Rotten Tomatoes: 100% – keine wichtige, negative Kritik
IMDB: 8,3 Sterne von 10
Liebling 2: Ed Wood (1994)
Wenn man sich so Tabellen anschaut von Filmen, die so schlecht sind, dass sie schon wieder gut sind, landet eine Sci-Fi-Horror-Krimifilm immer ganz weit oben. Der berühmte „Plan 9 from Outer Space“. Dessen Handlung zu bizarr ist und verwirrend, um sie hier wiederzugeben.
Aber es geht ja auch nur um den Kopf hinter diesem Meisterwerk der gut gemeinten, aber schlecht gemachten Abendunterhaltung. Um Ed Wood. Ein Film-Afficionado, ein Hollywood-Verrückter, der gegen alle Widerstände an seinem Traum festhält: Ein berühmter Regisseur zu werden! Und immer wieder scheitert. Und immer wieder weitermacht.
Mein Lieblings Tim-Burton-Film. Mit dem großartigen Martin Landau, der hier Bela Lugosi spielt, der einen außerirdischen Vampir spielt. Und mit Sarah Jessica Parker und Patricia Arquette. Und mit dem zu Unrecht vergöttlichten Bill Murray.
Rotten Tomatoes: 92%
IMDB: 7,9 Sterne von 10
Liebling 1: Sunset Boulevard (1950)
Auf Deutsch: Boulevard der Dämmerung. Mein Lieblings-Billy-Wilder-Film. Sein Meisterwerk, finde ich. Eine Mischung aus Film noir und schwarzer Komödie, packend und tragisch zugleich. Und wriklich intelligent und mehr als nur doppelbödig.
Wieder geht es um Stummfilm und Tonfilm. Denn die Hauptfigur ist ein ehemaliger Stummfilmstar. Die einstmals sagenhaft berühmte Norma Desmond, für die sich nun niemand mehr interessiert. In ihrer heruntergekommenen Villa umgarnt sie den aufstrebenden Joe Gillis, gespielt von William Holden. Der schreibt ihr ein Drehbuch auf den Leib. Denn beide sind sicher, dass dieses neue Werk ihr großes Comeback wird.
Der Witz an dem Film ist, dass dieser Stummfilmstar Norma Desmond von Gloria Swanson gespielt wird, die genau das gleiche Schicksal teilt wie die Figur, die sie darstellt. Ein Stummfilmstar zu sein, der bessere Zeiten gesehen hat. Und der Regisseur des Films heißt Max von Mayerling. Ein berühmter Stummfilm-Regisseur aus Deutschland. Und wird gespielt von Erich von Strohheim, einem berühmten Stummfilm-Regisseur aus Deutschland.
Der beste Film über Hollywoods goldene Zeit. Über die Zeit des Studiofilms. Am Faden der fesselnd erzählten Geschichte bekommt man ein genaues Gefühl dafür, wie damals Filme entstanden. Wie groß die Sets waren und was für eine Riesenmeute so einen Film machte. Und wie hinter den Kulissen die Fäden gezogen werden. Und die Schicksale der Schauspieler völlig irrelevant sind. Wie das alles eine bösartige Maschine ist, die Menschen verschluckt. Und das es wenige Chancen gibt, dabei nicht völlig verrückt zu werden.
Rotten Tomatoes: 98%
IMDB: 8,5 Sterne von 10
Ehrenhaft erwähnen möchte ich noch zwei Kandidaten, die aber nicht jedermanns Geschmack sind. Zum einen mein Lieblings Coen-Brüder-Film „Barton Fink“. Hier geht es um die Unterschiede zwischen Broadway und Hollywood. Und wie der Zweite Weltkrieg das Filmemachen verändert.
Und zum anderen „Inland Empire“, zu deutsch „Eine Frau in Schwierigkeiten“. Das ist ein David Lynch-Film. Und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Kurz gesagt ein Film über das Machen eines Films, der schon einmal verfilmt wurde. Und dessen Hauptdarstellerin irgendwann nicht mehr so richtig zwischen Film und Realität unterscheiden kann.