Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0371: Der Sündenfall


Die Schöpfungsgeschichte hat sich ja vor ca. 6000 Jahren genau so zugetragen, wie in der Bibel beschrieben. Sagen manche. Leider klafft da nach dem 3. Kapitel eine große Lücke im Buch Genesis. Ich freue mich, die endlich schließen zu können! Hören wir also Adam und Eva zu!

Download der Episode hier.
Bildbeitrag: „Emil Nolde – Verlorenes Paradies“ von cea+ / CC BY 3.0
Opener: „Stories from the Bible – The Creation“ von Strana Mechty
Musik: „Make It New“ von Major Major / CC BY-NC-SA 3.0

+Skript zur Sendung
Nach der Standpauke Gottes geleiten die Cherubim die ersten beiden Menschen aus dem Garten Eden. Die Laune ist bei allen Beteiligten ziemlich bewölkt. Vorsichtig ausgedrückt.

Eva: Mann, Mann, Mann! Der hat aber echt schlechte Laune!
Adam: Ja, echt. So kenne ich ihn gar nicht!
Eva: Du bist doch immer mit ihm im Paradies rumflaniert! War er da auch so chlolerisch?
Adam: Überhaupt nicht! Echt ein netter Gott. Wenn ich rumgelaufen bin und den Pflanzen und Tieren Namen gegeben habe, dann hat er sich immer königlich amüsiert!
Eva: Ach? Wie das?
Adam: Beim Axolotl musste er kichern. Beim Dodo konnte er sich kaum halten. Aber richtig gelacht hat er bei der Breitarsch-Antilope!
Eva: Die gibt’s?
Adam: Klar gibt’s die!
Eva: (kichert) Und die…
Adam: Hat einen breiten Arsch! Sorry, ist mir halt so eingefallen! Spontan! Ist ja auch kein leichter Job! Weißt Du, wieviele Tiere es gibt?
Eva: Ist ja schon gut! Mir gefällt das! Und… irgendwie… (traurig) ist das ja jetzt auch wurst…

(Pause)

Adam: Ja. Jetzt wo wir aus dem Paradies geflogen sind!
Eva: Ja. Und überall diese Cherubim rumschwirren mit ihren Schwertern.
Adam: Ja, ist echt bedrohlich.
Eva: Meinst Du, mit denen kann man reden?
Adam: Nee. Keine Chance. Die Cherubim sind die Oberstreber unter den Engeln. Mit Erzengeln, mit denen kann man reden. Einer von denen, Gabi genannt, ist sogar echt nett!
Eva: Und schlafen die ‘mal und wir können uns dann reinschleichen?
Adam: No way!
Eva: Oder vielleicht Bestechung?
Adam: Bestechung? Mit ‘was denn, Eva?
Eva: Na, etwas was wir haben und die wollen halt!
Adam: Wir haben nichts, was die wollen, liebe Eva! Weil wir nichts haben. Gar nichts!
Eva: Na ja, wir haben diese Klamotten aus Fell, die uns der Boss gemacht hat. Und die Unterwäsche aus Feigenblättern, die wir selber gemacht haben.
Adam: Cherubim brauchen ganz, ganz sicher keine Unterwäsche aus Feigenblättern! Die haben ja nicht einmal Geschlechtsteile!

(Pause)

Eva: Es schaut echt schlecht aus, oder?
Adam: Total scheiße. Absoluter Nullpunkt. Kacke. Mist.
Eva: Stimmt schon, wir haben gar nichts.
Adam: Nullinger. Nada.

Es wird sehr ruhig am Eingang zum Paradies. Eva und Adam stieren in die Ferne. In fünf Metern Abstand liegt eine Schlange im Gras und vergießt Schlangentränen. Man kann das hören.

Adam: Du, Eva?
Eva: Ja?
Adam: Weißt Du, was ich nicht verstehe?
Eva: Was denn?
Adam: Er hat doch gesagt: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde, denn von ihr bist du genommen.“
Eva: Ja, und Staub bist Du und zu Staub wirst Du zurückkehren!
Adam: Weißt Du, was ich echt nicht verstehe?
Eva: Das wir aus Erde sind? Das ist doch echt eine komische Vorstellung, oder?
Adam: Das meine ich nicht.
Eva: Sondern?
Adam: Was, zur Hölle, ist denn bitte Brot?

(Pause)

Eva: Ich habe, ehrlich gesagt, keinen Schimmer. Aber wahrscheinlich kann man’s essen.
Adam: Ja, wahrscheinlich. Ich hab’ auch ein bisschen Hunger. Wie kriegen wir denn dieses Brot?
Eva: Wird wohl aus einer Frucht des Feldes sein. Denn das hat der Boss ja auch geplärrt.
Adam: Frucht des Feldes, Frucht des Feldes…
Eva: Ja, ich hab’ auch keine Idee..
Adam: (versonnen) Keine Idee…

Es wird langsam dunkel am Eingang des Paradieses. Die Stimmung ist immer noch nicht besser.

Eva: Hey, Adam! Ich weiß’ was!
Adam: Und zwar?
Eva: Wir müssen das einfach alles erfinden, was wir brauchen!
Adam: Erfinden?
Eva: Ja! Er hat doch gesagt, wir sind jetzt wie er! Und er hat ja echt einen Haufen Zeug erfunden! Sonne, Mond, Sterne, Fische, Pflanzen, sogar Breitarsch-Antilopen!
Adam: Und diese Dodos, die überall rumlaufen!
Eva: Und die Dodos! Das müssen wir halt auch machen! Wir erfinden einfach Brot!
Adam: Wir und ‘was erfinden! Haben wir je schon etwas erfunden!
Eva: Na klar! Denk’ mal nach! Was ist die allererste Erfindung von uns Menschen?
Adam: Hm.
Eva: Na?
Adam: Die Unterwäsche! Wir haben die Unterwäsche erfunden! Das ist keine Idee vom Boss! Das waren wir!
Eva: Da hast Du’s! Wir haben die Unterwäsche erfunden. Und als nächstes erfinden wir das Brot!
Adam: Cool! Das ist eine gute Idee!
Eva: Danke, ich habe da sogar noch eine…
Adam: Du, sag’ mal, meinst Du, so ein Dodo ist eine Frucht des Feldes?
Eva: Du meinst, weil die Pflanzen fressen?
Adam: Zum Beispiel. Vielleicht kann man ja aus Dodos Brot machen.
Eva: Na ja, wären ja genug da.

Adam: Und was war Deine Idee?
Eva: Ok. Pass’ auf. Als wir vom Baum gegessen hatten, da hast Du mich doch mit diesem komischen Blick angekuckt, erinnerst Du Dich?
Adam: Ja. Und Du mich auch. Aber Du bist auch verdammt schön!
Eva: Du auch! Wir sind die schönsten Menschen auf dem Planeten!
Adam: Kunststück.
Eva: Na ja, da ist doch etwas Seltsames passiert mit Deinem Dingsda…
Adam: Welches Dingsda?
Eva: Keine Ahnung! Du denkst Dir doch die Namen aus! Denk’ Dir ‘mal einen schönen aus für Dingsda!
Adam: Ach! Das Dingsda! Ja, das war komisch. Jetzt ist es wieder ganz normal.
Eva: Wurst. Ich habe ja nicht so ein Dingsda.
Adam: Das ist mir auch schon aufgefallen.
Eva: Aber ich habe eine Klasse-Idee, was wir damit machen können!
Adam: Echt?
Eva: Ja, bin mir ziemlich sicher, dass das Spaß macht. Und das sich der ganze Mist mit der Vertreibung und dem Zoff mit dem Boss dafür lohnt.
Adam: Echt? Hat die zweite Erfindung der Menschheit einen Namen?
Eva: Noch nicht. Lass es uns ‘mal ausprobieren.
Adam: Vorher vielleicht ein bisschen Brot?
Eva: Nein, danke. Aber zieh’ doch ‘mal die Unterwäsche aus, bitte…

Closer:
Eva: Im Ernst?
Adam: Was denn?
Eva: Wieso darfst Du das mit dem Namen machen? Das ist ja furchtbar!
Adam: Wieso das denn?
Eva: Pimmel war ja schon so eine kindische Idee…
Adam: Das ist doch ein lustiges Wort!
Eva: Und dann „Muschi“ – geht’s noch?
Adam: Klingt doch kuschelig!
Eva: Aber „Bumsen“? Das ist der Abschuss! „Bumsen“? Im Ernst?
Adam: Ach, weißt Du ‘was? Hab’ mich doch gerne! Das soll ab jetzt jeder nennen, wie er oder sie will. O.k.? Mann, das fängt ja gut an! Das wird noch ‘mal ganz kompliziert, das kann ich Dir jetzt schon sagen!


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 January 29, 2016  11m