Ein Koffer Wörter

Ein Poetry Slam für die Hosentasche, geht das? Kommt drauf an. Ein Koffer Wörter hat: Poetry. Quatschige Quatschtexte. Jede Menge Selbsthass. Ein Koffer Wörter hat nicht: Nerviges Lehramtsstudierendenpublikum mit Becks-Gold-Flaschen in der Hand. Applausometer. Covid-19-Aerosole. Such's Dir aus.

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episode 13: Udo und andere Zwerge


Wasserfall

Die Mutti quietscht am Steuerrad
Das Heck bricht aus, sie fängt es grad
Noch ein und ruft verzückt: „Wie schön!
Habt Ihr den Wasserfall geseh’n?!“

Man sollte wissen, dass die Dame
Mit Familie und dem Krame
Den der Mensch zum Reisen braucht
Im Norden weilt, wo Nebelhauch
In Fjorden wallt, auch Baum und Strauch
Mit weißem Schleier sanft verhüllt
Und wilde Täler milde füllt.
Kurzum: Hier ist ein Wasserfall
Ein Fall von „Gähn“! Denn überall
Ergießt sich kühle Flüssigkeit
Aus Fels und Quell und macht sich breit.

Insofern sei dem Rest der Brut
Verzieh’n, wenn sich kaum Regung tut
In ihren Augen, und man kalt
Und hart sich in die Sitze krallt
„Ach Mutter!“ stöhnt’s von hinten her,
„Ein Wasserfall, ich werd nicht mehr…!
Tu uns und dir ein Gutes und
Gefährde uns nicht ohne Grund.
Wenn du das Lenkrad nächstes Mal
Verreisst, dann nicht für’n Wasserfall!“

Die Mutti schmollt und schaut erbost
Nach rechts, wo wild das Wasser tost.
Und schweigt, bis sich ihr Mund verzieht,
Als sie ’nen Troll beim Duschen sieht.

Hallöchen, mein Name ist Matthias und heute mach ich eine Sendung über Zwerge. In der bereits gehörten Reimansammlung, das werden die Wachen unter Euch festgestellt haben, ging‘s allerdings nicht um Zwerge, sondern um einen Wasserfall und einen Troll. Drauf geschissen, sag ich mal! Ich hab meinen Tolkien gelesen. Ich kenne den Unterschied. Nur liebe Hörerin, lieber Hörer: Es gilt eine Sendung zu füllen und da ist mir der Unterschied zwischen Trollen, Zwergen und anderen Gudruns aber sowas von schnuppischnowski! Ich hätte noch Zwergengedichte O-H-N-E Ende auf Lager, aber die sind so schlecht, die willst du nicht hören! Ich hab hier einen ganzen Ordner mit Gedichten auf dem Computer, die sind so schlecht, ich könnte einen Krieg gewinnen, einfach, indem ich ein paar Ausdrucke hinter den feindlichen Linien verteile. Irgendwann, wenn ich mal betrunken oder vollkommen übermüdet bin, wird ich mal ein paar von den Dingern vorlesen. Aber heute, heute(!) gibt an dieser Stelle ab jetzt nur noch zertifizierten und absolut hochwertigen Zwergencontent, Word!

Zwergenaufstand

Was wär das schön am Fjord von Bergen
Gäb’s nicht Ärger mit den Zwergen
Die dort, an der Küste lauernd,
Die Touristen hauen. Dauernd!

Selbst die ollen Trolle schmollen
Wenn die Zwerge Ärger wollen.
Das Geschäft mit Kreuzfahrtschiffen
Lahmt, weil Zwerge in den Riffen

Hocken und mit Stockfisch werfen.
Alter! Das geht auf die Nerven!
Und es stinkt! So dass schon Schiffe
Vor den Übergriffen kniffen.

Darum hat die Handelskammer
Angestachelt vom Gejammer
Trotz Protestes aller Zwerge
Zwergenbann verhängt in Bergen.

Ich war ja in Norwegen dieses Jahr. Zu Besuch, versteht sich. Zwerge und Trolle sind dort allgegenwärtig. Trolle vor allem und vor allem natürlich in den Souvenirshops in der Nähe der großen Touristen-Hot-Spots. Wobei Hot-Spots in Norwegen zu Zeiten von Covid-19 natürlich eine etwas andere Besdeutung hat als, sagen wir, im Vatikan an einem stinkformen Osterfest. Teilweise war es so leer, man hätte ich ganze Mannschaft zum Essen einladen können und hätte sich das sogar fast ein bisschen leisten können. Und du kommst natürlich zum Nachdenken, während du durch die Regale mit den Trondheim-Tassen und den putzigen Trollfiguren für umgerechnet 50 EUR streifst. Die Züge einiger der vom Regal starrenden Trolle wiesen durchaus Ähnlichkeit mit Gesichtern von Politiker*innen auf, die ich schon im deutschen TV gesehen habe.

Kazad-dûm

Der kleine König saß bequem
In Mazarbul, doch das Ekzem
Auf seinem Hintern juckte bald,
Im wurde heiß, ihm wurde kalt,
So dass der ganzen Zwergenschar
Um ihn herum bald bange war:
„Der Alte brütet etwas aus…“
Da poltert‘s schon aus ihm heraus:
„Ich hör es murren!“ poltert er,
„Das Volk der Zwerge braucht mich mehr
Als je zuvor! Als seinen Herrn!
Kommt! Lasst uns einen Troll wegsperrn!“
„Die Trolle, mein Gebieter, sind“,
Sagt einer kriecherisch geschwind,
„Die Trolle sind schon lange fort.
Sie sollten weg, jetzt sind sie dort,
Wo keiner sie mehr sehen kann
Und bauen uns ´ne Autobahn.“
„Scho‘ recht…“ Der kleine König hebt
Die Hand, die Zwergenmenge bebt,
„Holt einen dieser Trolle her!
Und lasst ihn frei, mit viel Geplärr!
Und dann, wenn alle es gehört,
Dann hetzt das Arschloch und zerstört
Sein Haus, sein Auto, seinen Pass
Und jagt ihn fort. Das schürt den Hass
Und bringt uns Credibility
Im Reich der Zwerge ein. Und wie!“
Gesagt, gejagt. Der Troll ist bald
Ein Klumpen Matsch, so ist das halt
Im Reich der Zwerge immerdar,
In Kazad-dûm, in Moria.

Als viele Jahre später dann,
Längst hatte man die Autobahn,
Der König spät zum Essen kam,
Da faucht ihn seine Tochter an:
„Grad musste ich im Fernsehen sehn,
Dass Trolle an der Grenze stehn!
Sehr arm und hungrig schaun sie aus!
Ey, das verdirbt den Abendschmaus
Und jegliche Gemütlichkeit!
Komm Vater, schau und jag die Leit‘
Zum Deibl, wo sie hergekroch‘n!
Mir is Wurscht, in welches Loch ’n!“
Hatten sich die Biester also
Rasch vermehrt, der König stahl, so-
Bald es ging sich aus dem Haus
Und sandte seine Schergen aus.
Sie waren schnell zurück, sehr bleich,
Bis einer schließlich, merklich weich
Die Knie, zum Zwergenkönig trat
Und ihm die böse Botschaft sagt:
„Es sind unendlich viele, Herr!
Nach meiner Zählung sogar mehr
Als siebzehn, ach! Als achtzehn gar
Und alle schrecklich undankbar
Für all die Arbeit, die wir ihnen
Immer gaben, uns zu dienen!
Einige markieren auch
Krankheit, halten sich den Bauch,
So als hätten‘s überfressen
Sich die Mägen! Währenddessen
Unsere Experten sagen:
‚Schmarrn! Die hänn do nix im Magen!‘
Und das Schlimmste: Überall
Die Journaille, sog I mal,
Und sobald du einen Troll
Nur ein bisschen zwickst, wird voll
Draufgehalten! Und gesendet!
Wois do jeda, wie des endet!
Zack – sind alle Grenzen offen
Und die Linken schwer betroffen!“
„Na! Na! Na!“ Der König lehnt
Sich zurück. Er reibt und dehnt
Sich die Finger. Denkt kurz nach,
Schmunzelt und schlurft ins Gemach.
„Lasst sie mal ein bisschen toben.
Trolle streicheln. Lasst die Wogen
Sich verziehn im Lauf der Zeit.
Bittschön, ja? I kenn die Leit.
Irgendwann hab‘n sie genug
Und wolln nur ia Ruah zuruck
Dann ist uns‘re Zeit, wir jagen
Alle Trolle fort und sagen
Dass sie unsre Töchter schänden.
Damit lossn wos dann bewenden.
Des hat passt scho immerdar
In Kazad-dûm, in Moria.

Zwerge, oder? Saubande, sog i mal! Aber Zwerge gibt’s eigentlich überall.
Icxh kenn z. B. einen, der hängt direkt bei mir in der Kneipe an der Ecke, bei Traudel hinter der Theke. Und wie das gekommen ist, das weiß jeder hier in der Straße. Viel Spaß jetzt mit „Traudels Law“ und bis die Tage!

Traudels Law

„Ich hatte Doppelkorn bestellt!“
Brüllt Udo, ganz der Mann von Welt.
„Und du kommst mit ’ner Plörre an,
Mit der man Blumen gießen kann!
Eins sag ich dir, dat geht zurück,
Hol ma den Chef nach vorn, du Stück!“

„Is schlecht grad“, sagt die Kellnerin,
„Der liecht tot inne Küche drin.
Und willste nich daneben liegen
Trinkste aus und machst die Biege!“
Ist natürlich alles Käse:
Flugs hängt Udo im Gebläse
Über’m Herd und Udos Blut
Tropft plörrig in die Ofenglut


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 October 2, 2020  10m