Von drüben und drüben

Auch 30 Jahre nach der Deutschen Wiedervereinigung gibt es noch immer Missverständnisse zwischen den Deutschen in Ost und West, schlichtweg, weil man zu wenig über den anderen weiß. Deshalb haben sich Doreen Jonas – Jahrgang 1973 – und Mario Köhne – zehn Jahre jünger – darangemacht, aus ihren Jugendjahren zu erzählen. Und die können unterschiedlicher kaum sein: Sie ist aufgewachsen in Oebisfelde, im DDR-Sperrgebiet unmittelbar an der innerdeutschen Grenze. Er wurde in Lingen groß, im niedersächsischen Emsland, nur wenige Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt. Ein Blick „von drüben und drüben“ von MDR SACHSEN-ANHALT.

https://www.mdr.de/mdr-sachsen-anhalt/podcast/von-drueben/von-drueben-und-drueben-100.html

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Schnäppchen? im Osten gabs das nicht


Kein Shopping-Fan: Ab 01:13 Minuten

Mario Köhne berichtet davon, dass es im Westen eigentlich immer alles zu kaufen gab. Doreen Jonas erzählt im Gegenzug, wie es ist, sich anstellen zu müssen, weil es mal wieder Wassermelonen gibt. Oder, weil der Händler gefütterte Winterschuhe bekommen hat. Ob sie davon geprägt wurde? "Ich bin keine Schnäppchenjägerin. Ich bin da relativ unaufgeregt", sagt sie heute. Das liegt aber auch daran, dass es Schnäppchen in der DDR einfach nicht gab. Das lag schon an den vorgegebenen Einheitspreisen. Und: "Es gab im Osten nur Jäger nach Dingen, die es nicht gab."

Dederon-Beutel, Netze und Wäschekörbe für den Einkauf: Ab 14:03 Minuten

Notgedrungen war die DDR in mindestens einem Punkt der Zeit voraus: Plastiktüten gab es beim Einkauf nicht. "Wir hatten Körbe, Dederon-Beutel oder Netze", erzählt Jonas. Aber auch bei Mario Köhne im Westen wurde selten mit Plastiktüten eingekauft. Wenn ein Großeinkauf gemacht wurde, standen im Kofferraum Wäschekörbe bereit. Dort wurden die Lebensmittel verpackt und konnten so einfach ins Haus gebracht werden.

Klamotten von Älteren auftragen: ab 22:21 Minuten

Das gab es tatsächlich in beiden deutschen Staaten: Die jüngeren Geschwister oder Cousinen und Cousins mussten die Kleidungsstücke der Älteren auftragen. Aber auch da gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Staaten. Köhne fühlte sich mit solchen Klamotten eher unwohl. Jonas dagegen freute sich riesig: "Meine Cousinen hatten immer hippe Sachen aus West-Berlin." Auch lange Hemden ihres Onkels hat sie aufgetragen. Zur Not wurde umgenäht oder gekürzt.

Und heute?: ab 35:46 Minuten

Köhne meint, Menschen aus dem Osten wertschätzen es das heutige Angebot viel mehr. Jonas sagt: "Heute genieße ich es, wenn ich weiß: Das kann ich jetzt bekommen." Das liege aber auch daran, dass man keine großen Geldsorgen habe. Und die Folge endet - ganz im Klischee - mit einer Bananen-Geschichte.


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 October 13, 2020  44m