"Das Heimweh geht nicht weg, aber man kann es mit der Zeit ertragen." Bea Green ist eine kluge, reizende ältere Dame, die sich mit einem Augenzwinkern als "bayerisch-jüdische Britin" beschreibt. Doch ihre Geschichte ist tragisch: Sie war eines von rund 10.000 jüdischen Kindern, die 1939 von ihren Eltern mit dem Kindertransport nach England geschickt wurden und so der Judenverfolgung in Deutschland entkamen. Damals - mit 14 Jahren - konnte die gebürtige Münchnerin die Entscheidung ihrer Eltern noch nicht verstehen. Sie fühlte sich fremd in einem Land, dessen Sprache sie nicht beherrschte und bei Menschen, die sie zwar gut behandelten, aber ihre Eltern nicht ersetzen konnten. Erst nach Ende des zweiten Weltkriegs fand sie heraus, dass diese überlebt hatten. Heute ist London Bea Greens Zuhause, aber "Heimat", gibt es für sie nur eine: München. Am 30. April 2015 ist sie dort zu Besuch, als Gast des Festakts zur Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums. Vermutlich wird das aber ihre letzte Reise sein, denn - auch wenn Bea Green immer noch vor Lebensfreude und Tatendrang sprüht - mit ihren stolzen 90 Jahren wird es allmählich doch etwas beschwerlich. Für die Zukunft wünscht sie sich, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben, dass der Antisemitismus endlich vorüber geht und dass sie ihren sechs Enkeln noch möglichst lange beim Aufwachsen zusehen kann.