Geliebt und unvergessen

Mit digitalen Nachrufen, die dauerhaft abrufbar bleiben, würdigt das Abendblatt verdiente Hamburger. Die Abendblatt-Redakteure Jule Bleyer und Edgar S. Hasse sprechen dafür mit Menschen, die den Verstorbenen oder die Verstorbene gut kannten und einen besonderen Zugang zu ihm oder ihr hatten. So erfahren die HörerInnen nicht nur, wer dieser Mensch war, sondern auch, wie dieser Mensch war.

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episode 25: Robert Jarowoy - "Geboren, um frei zu sein"


Wolfgang Ziegert erinnert an den Altonaer Kommunalpolitiker und früheren Anarchisten Freiheit und Gerechtigkeit – das waren seine großen Lebensthemen. Die neue Folge des Abendblatt-Podcasts „Geliebt & Unvergessen“ erinnert an den Altonaer Linken-Politiker Robert Jarowoy, der am 21. September im Alter von 67 Jahren starb. Wolfgang Ziegert, stellvertretender Fraktionschef der Linken in Altona und ehemaliger Lehrer am Hamburger Wirtschaftsgymnasium, würdigt den Buchautor, Politiker und Bio-Käsehändler als einen Menschen, der von einem tiefen Freiheitsbewusstsein geprägt war: „Wir sind geboren, um frei zu sein.“ Was Unfreiheit bedeutet, hatte Jarowoy in den 1970er Jahren selbst erlebt: Er verbüßte wegen seiner Mitgliedschaft in der links-terroristischen Vereinigung „Bewegung 2. Juni“ eine sechsjährige Haftstrafe. Vier Jahre davon saß der Anarchist in Isolationshaft. „Er hat diese Zeit genutzt, um viel zu lesen und zu schreiben. Das Schreiben gab ihm die Freiheit, sich aus den Verhältnissen herauszulösen“, sagt Wolfgang Ziegert im Abendblatt-Podcast. Jarowoy war wegen mehrerer Raubüberfälle verurteilt worden und sagte später, was er als junger Mensch getan habe, würde er heute nicht wiederholen. Nach der deutschen Wiedervereinigung trat der Hamburger Aktivist in die SED-Nachfolgepartei PDS ein – und damit in die spätere Linkspartei. Bis kurz vor seinem Tod leitete er die Altonaer Linken-Fraktion, plädierte immer wieder für demokratische Prinzipien, Bürgerbeteiligungen und nahm an zahlreichen Demonstrationen und Protestaktionen teil. Die Freiheit des kurdischen Volkes habe ihm besonders am Herzen gelegen, sagt Wolfgang Ziegert. Dass Jarowoy auch ein Genussmensch war, zeigt seine berufliche Biografie. Er hatte sich in einer Genossenschaft auf den Handel mit Biolebensmitteln und Bio-Käse spezialisiert. „Es war eine Lust, seinen Käse zu essen und dazu sein Käseblättchen zu lesen“, schmunzelt Wolfgang Ziegert. Denn regelmäßig schrieb Jarowoy passend zu den einzelnen Käsesorten nachdenkliche, heitere, informative Texte. Mal erklärten sie die Herstellung, mal die Herkunftsregionen und die sozialen Begleitumstände. Für einen Mann, dessen äußeres Markenzeichen der Rauschebart war, gab es eben keinen politikfreien Raum. www.abendblatt.de/podcast/geliebt-und-unvergessen/


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 October 2, 2020  21m