Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0424: Die Präsidentschaft


Mein Plan zur Weltherrschaft sieht ja vor, dass die Staatsoberhäupter der Welt irgendwann meine intellektuelle Überlegenheit anerkennen und mir kollektiv ihre Ämter übergeben. Wenn es Uwe Hengstler gelingen würde, amerikanischer Präsident zu werden, dann wäre das ein gewaltiger Schritt in die richtige Richtung!

Download der Episode hier.
Stark inspiriert vom genialen: Not The Nine O’Clock News – American Election Candidate
Opener: „TRUMP SONG“ von Animation Domination High-Def
Closer: „Donald Trump – The Racist Song“ von Maurice Spears
Musik: „Président“ von SAC À BOULONS / CC BY-NC-ND 3.0

+Skript zur Sendung
Äh, ist das Ding da an? (klopft an Mikro) Ist das an?
Sie können das nicht sehen, aber der Jörg nickt. Wahrscheinlich ist das Dings da an. Das Mikrofon, meine ich. Dann fange ich ‘mal an, o.k?
Der Jörg nickt schon wieder.

Also, dann. Sehr verehrte Damen und Herren von Amerika! Ich bin der Uwe. Hengstler Uwe. Sie können mich einfach Uwe nennen. Meine Freunde nennen mich auch Uwe. Nur meine Mama nicht. Die nennt mich immer Torfkopp. Aber im Scherz. Glaube ich.

Also ich möchte hier und heute bekannt geben, dass ich mich für die Präsidentschaft der USA bewerben tue. Ich möchte Präsident der USA werden.

Ich kenne mich auch echt gut aus mit Amerika. Gerade eben, nur als Beispiel, trage ich eine Blue Jeans und ein T-Shirt! Ich habe schon ein paar Mal bei McDonalds gegessen, also die Küche kenne ich auch. Meine Lieblingsserie als Kind war Bonanza. Das spielt ja auch in Amerika. Und den Text von „Born in the USA“, den kann ich auswendig. Also ich bin bei uns in der Kneipe so ‘was wie der Amerika-Fachmann. Das macht gar nichts, dass ich in Peistung geboren bin.

Ja, ich weiß, ich bin ein bisschen spät dran. Das hat der Jörg auch gesagt, aber die Bayerische Oberlandbahn fährt halt nur jede Stunde von Peistung nach München, sorry!

Das war ein Witz.

Na ja, ich bin ein bisschen spät dran. Das heißt, es gibt schon andere Kandidaten. Das ist natürlich ärgerlich. Das verkompliziert die ganze Sache unnötig. Tut mir leid. Sorry, wie ihr in den USA sagt!

Aber Witze sind wichtig. Hat der Waldemar gesagt. Der wohnt in den USA. Der hat mir die Präsidentschaft auch angeboten. Der hat gesagt: „Bei den Kandidaten dieses Mal, warum willst nicht auch noch Du Präsident werden?“ Hat er gesagt.

Ich hab’ mich dann erst einmal bedankt. Wegen der Ehre und so. Und weil ich meinen Job im Pils Pub verloren habe, würde mir das auch ganz gut passen. So terminlich, meine ich. Also, ich hätte echt Zeit, der mächtigste Mann der Welt zu sein.

Waldemar fand die Idee dann irgendwie gut und hat mir ein paar Tipps gegeben. Weil der ja in den USA wohnt. Wichtig ist es, hat er gesagt, das man locker ist. Und witzig. Ich kenne auch einen Witz. Sagt die Lehrerin zu Fritz: „Man bohrt doch nicht mit dem Zeigefinger in der Nase!“ Sagt der: „Tschuldigung. Mit welchem denn?“ Ach, kennst Du schon. Der Jörg kannte den schon.

Und dann hat der Waldemar gesagt, ich muss eine Radiowerbung machen. Ohne das bin ich aufgeschmissen. Und dann kann ich nicht gewinnen. Und das mache ich gerade. Und der Jörg macht das jetzt für mich. Für nicht einmal € 300,- Euro. Irgendwie sind der Jörg und ich in den letzten fünf Stunden richtige Freunde geworden. Nicht? Der Jörg schüttelt den Kopf. Schade.

Also, dann erzähle ich ‘mal, was ich so tun würde, wenn ich der Präsident der USA bin. Das allererste, was ich tun würde… Ich würde meine Sachen packen und nach Washington ziehen. Und dann das Weiße Haus erst einmal anmalen lassen. Weil so ist das ja schon rassistisch, oder? Zuerst dachte ich, Pink wäre eine tolle Idee. Aber jetzt finde ich, wir malen das in allen Farben an. Und dann kann sich jeder eine raussuchen. Und wir nennen das dann Villa Kunterbunt. (lacht) Wie bei der Pippi Langstrumpf, verstehste? Ja, er nickt. Jörg kennt Pippi Langstrumpf auch.

Und dann hätte ich ja einen Hubschrauber. Und dann würde ich die reichen Leute in Amerika fragen, ob sie mir nicht etwas von ihrem Geld abgeben würden. Weil die haben ja echt viel Geld. Die merken das gar nicht. Der Bill Gates z.B., der hat soviel Geld, der kann die Hälfte abgeben und ist dann immer noch reich. Wenn ich die Hälfte von meinem Lohn abgebe, kann ich mir nicht einmal mehr Zigaretten leisten. Wurst. Es geht ja nicht um mich. Ich würde dann das Geld nehmen und mit dem Hubschrauber dahin fliegen, wo die armen Kinder wohnen. Und dann würde ich das einfach rauswerfen. Dann würde es Geld regnen. Das würde die Kinder sicher freuen.

Das waren meine Ideen. Der Waldemar, der ja in Amerika wohnt, meint, es gibt da noch ein paar Themen, die wichtig sind und die ich ansprechen muss. Und meine Meinung sagen.

Die Amerikaner wollen ja eine Mauer bauen. Das klingt auch zuerst echt nach einer tollen Idee. Speziell, wenn man die auf der anderen Seite nicht mehr sehen will. Kann ja sein. Weil, wenn da eine Mauer ist, dann kann man die nicht mehr sehen. Aber wir in Deutschland, wir kennen das ja. Das fängt ganz harmlos an, mit Beton hier und Beton da. Und dann wird das immer aufwendiger. Was das alles kostet? Und kaum 20 Jahre später war das ganze Geld für’n Arsch. Dann will keiner mehr die blöde Mauer haben. Der Jörg lacht. Der kommt ja auch aus dem Osten. Von der anderen Seite, wo die Mauer war. Und als die Mauer da war, da haben wir uns nie gesehen!

Und zu Schusswaffen muss ich ‘was sagen. Sagt der Waldemar. Weil die Amerikaner gerne Pistolen haben. Da habe ich viel darüber nachgedacht. Der Ben Hur hat ja gesagt… Nee, nicht Ben Hur, der Schauspieler…. Charlton Heston, sagt der Jörg. Das stimmt wohl! Der hat gesagt: Es sind nicht die Pistolen, die Menschen umbringen. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Aber er hat recht! Darum dürfen alle Amerikaner ihre Pistolen behalten, wenn ich Präsident bin. Aber die Patronen werden verboten. Denn, wenn man ‘mal genauer darüber nachdenkt, sind es eigentlich die Patronen, die die Menschen umbringen. Bin ich selber draufgekommen.

Und dann bin ich für die Genforschung. Das ist wichtig. Meine Oma, nur als Beispiel, die hat erst eine künstliche Hüfte bekommen. Und dann noch eine. Und jetzt hat sie einen Rollstuhl. Und kann überhaupt nicht mehr gehen. Jörg, was ist? Komisch, ich glaube fast, der weint ein bisschen. Wahrscheinlich kann seine Oma auch nicht mehr gehen.

Dann bleibt noch die Frage nach der First Lady. Da hab’ ich auch schon eine Idee. Früher, als ich noch in Luckys Pils Pub gearbeitet habe, da kam da jeden Abend so eine Frau rein. Die hieß, glaube ich, eigentlich Petra. Aber alle haben sie Patty genannt. Die hatte so ein komischen Tattoo am Unterarm, sah’ aus wie ein Schädel aus dem eine Rose wächst. Na ja, auf jeden Fall, nach vier, fünf Pils hat die auch so mit mir geredet, nicht nur mit den anderen. Und einmal hat sie mir in den Hintern gezwickt. Also, wenn ihr die Patty kennt, oder wenn die vielleicht hier zuhört: Ich hätte da eine Stelle als First Lady frei!

So, was war noch. Ach ja, der Waldemar meinte, ich bräuchte noch einen Slogan. Was für ein Ding, hab’ ich gesagt. So ein Werbespruch, hat er gemeint. Und mein erster Vorschlag, den fand er nicht so gut. Obwohl ich „Uwe for Präsident“ schon gut finde. Ehrlich zumindest. Aber jetzt hab’ ich mir halt noch einen anderen ausgedacht: Weg mit den Löchern in den Donuts! Oder? Habt ihr schon einmal überlegt, was die euch da verkaufen? Da ist ein Loch drin! Wisst ihr, was ein Loch ist? Nichts! Ein Loch ist nichts! Ihr zahlt da für etwas, das zur Hälfte aus Nichts besteht. Amerikaner, lasst euch nicht mehr verarschen! Moment, auch nicht schlecht…

Als mir der Waldemar das vorgeschlagen hat, da hab’ ich noch gemeint, es gäbe da zwei Probleme.
Das erste ist, dass ich gar kein Amerikaner bin. Aber der Waldemar sagt, das macht nichts, die meisten Amerikaner haben nicht einmal einen Pass. Ich soll das bloß einfach niemandem erzählen. (Pause) Oops. Nicht weitererzählen, o.k.? Pscht! Unser Geheimnis, o.k.?

Und das andere Problem ist ja, dass ich dumm wie Brot bin. Sagt nicht nur meine Mutter. Sagt auch mein Chef. Sagen eigentlich alle. Der Hans meinte auch schon, er hätte sich schon mit Roggenbrötchen besser unterhalten als mit mir. Ich hab’ das dann auch versucht, aber das war eher langweilig.

Aber der Waldemar hat gemeint, das wäre überhaupt kein Problem. Dümmer als Donald Trump könnte ich auch nicht sein. Und mein Wahlprogramm ist besser als das von Hillary Clinton, hat er gesagt.

Der wird’s schon wissen. Weil der Waldemar, der lebt ja in den USA. Der kennt sich da aus.

Also, liebe Amerikaner. Wählt mich, den Uwe. „Weg mit den Löchern in Donuts!“

Jörg? Jörg? Ich wäre fertig. Jöhörg! Wo ist der bloß hin? Ich habe alles gesagt, Jörg. Du kannst jetzt die Stoptaste auf dem Kasettenrekorder drücken! Jörg! Jetzt bleib halt stehen!


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 April 15, 2016  15m