Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0291: Tarzan und Jane


Tarzanfilme und die Tarzanserie im Fernsehen waren für mich als kleiner Junge wirklich aufregend. Und Maureen O’Sullivan war auch eine prima Jane. Aber keine Minute glaube ich, dass ihr Aufeinandertreffen so lief wie in den Filmen. Ich bin mir sicher, dass war so wie in diesem Hörspiel!

Download der Episode hier.
Opener: „U Jane Me Tarzan“ von cougarprof
Closer: „Carol Burnett – Q & A Tarzan Yell“ von chicagovidmaker
Musik: „Hard to Be Human Again“ von Mekons / CC BY-NC-ND 3.0

+Skript zur Sendung
Warum musste Jane bloß auf diese dämliche Dschungelexpedition ihres Vaters mitkommen? Bloß wegen dieses Joints, mit der sie auf der Party aufgeflogen war? Und jetzt sollte sie für drei Monate auf jeglichen Luxus verzichten und sich von Malariamücken auffressen lassen? Was sollte ihr das nur lehren. „Mein Vater ist ein selbstgerechter Tyrann!“ So dachte Jane Porter bis zu dem Tag, an dem die gesamte Expedition weg war und sie alleine in einer kleinen Lichtung mitten im Dschungel des Kongo stand.

Bis dieser fast nackte Mann kam und sie hoch in einen Baum trug. Das änderte alles…

J: „Ich muss auf das Schärfste protestieren! Sie können mich nicht einfach gegen meinen Willen auf diesen, diesen Riesenbaum tragen! Wie soll ich denn hier je wieder runterkommen! Das ist ja eine… das ist eine… Eine Entführung ist das, jawoll! Das ist kriminell!“

Der junge, muskulöse Mann nähert sich Jane vorsichtig und schnuppert interessiert an ihren Haaren.

J: „Unterlassen Sie das sofort! Sie belästigen mich! Ich will sofort wieder auf den Boden zurück gebracht werden. Das hier, das ist lebensgefährlich! Oh, und meine Jeans! Die ist ja völlig zerrissen! Die war von Baldessani! Die hat über € 300,- gekostet! Meine Lieblingshose…“

J: (weinerlich) „Ich will wieder runtergebracht werden. Ich will, dass mein Vater wieder da ist! Ich will das hier nicht… Ich will wieder zurück nach London! (weint)

Der Mann im Lendenschurz reagiert auf Janes Tränen mit Verblüffung. Das erkennt man seiner Reaktion. Er meint nur:

T: (Grunzlaute)

…und wischt Jane die Tränen von der Backe.

J: „Wer sind Sie überhaupt?“

Das Gesicht des Fremden verzieht sich zu einem breiten Grinsen.

J: „Ich bin Jane! Und Sie?“

Aus dem Grinsen wird ein fragender Blick.

J: „Ich Jane! Du..“
Sie tippt dem jungen Mann auf die Brust.

T: „Tarzan?“

J: „Ich Jane. Du Tarzan!“
T: „Ich Jane! Du Tarzan!“
J: „Nein, nein, nein! Du Tarzan! Ich Jane!“
T: „Du Tarzan! Ich Jane!“

Sie klopft fester auf die Brust ihres Gegenübers.
J: „Tarzan! Tarzan! Du Tarzan! Nicht Jane! Ich Jane!“

Tarzan macht es ihr gleich, klopft auf ihren Brustkorb…
T: „Tarzan! Tarzan! Nich Jane! Ich Jane!“

J: „Oh, mein Gott! Das wird ja heiter! Da sitze ich neben einem haarlosen Affen und der spricht kein Wort Englisch! Ich bin verloren! Was, wenn der mich hier vergewaltigt? Das kriegt ja keiner mit!“
T: „Tarzan das nicht machen. Tarzan kann Englisch. Tarzan nur Jane verarschen.“

Eine Pause entsteht. Selbst die Tiere des Dschungels werden still. Eine Banane fällt vom Baum. Man kann das hören…

J: „Du hast mich verarscht! Das ist ja eine bodenlose Frechheit! Apropos Boden! Ich will hier runter! Sofort!“
T: „Boden in Dschungel gefährlich. Leopard, Löwe, Schlange, Spinne, Warzenschwein und Schnupfenkeime. Baum sicher. Nur Cheetah und Tarzan.“
J: „Ach so. Aha. Dann danke. Sag’ mal Tarzan, gibt’s hier irgendwo einen Ort wo mein Handy Empfang hat?“
T: „Ja. Kinshasa. Große Stadt. Handy-Empfang da.“
J: „Das ist ja großartig! Wie weit ist es bis Kinshasa?“
T: „Mit Jeep 14 Tage. Mit Tantor 10 Tage. Mit Liane 7.“

J: „Na prima. Also hänge ich hier alleine im Dschungel fest! Klasse!
T: „Tarzan findet auch Klasse!“
J: „Hey, Du! Schau’ mich nicht so an! Hast Du noch nie eine Frau gesehen?“
T: „Noch nie. Gorillafrau, ja. Menschenfrau nein. Mutter war Menschenfrau, aber schon tot seit Tarzan Baby.“
J: „Das tut mir leid, ich wollte nicht…
T: „Tarzan gefällt Frau. Tarzan gefällt Jane!“

J: „Danke. Aber Dir würde wahrscheinlich auch die Clementine von Persil gefallen, oder“
T: „Tarzan will Jane küssen!“
J: „Moment, das kommt ja überhaupt nicht in Frage! Das stellen wir hier gleich ‘mal klar! Unsere Beziehung ist rein katastrophaler Natur! Wenn ich nicht hier verloren wäre, würde ich Dich nicht einmal anschauen. Und sofort das Weite suchen!“
T: „Jane nicht mögen Tarzan?“
J: „Nicht mögen? Nicht mögen? Schau’ Dich doch ‘mal an! Du hast wahrscheinlich in Deinem ganzen Leben noch nie ein Stück Seife gesehen. Und kein Shampoo. Und keinen Conditioner!“
T: „Shampoo?“

J: „Ich meine, Deine Haare alleine, wie verfilzt und dreckig sie sind. Da haben die Läuse wahrscheinlich schon eine funktionierende Hochkultur drin entwickelt. Mit Straßen, Aquädukten, Marktplätzen und einer U-Bahn!“
T: „U-Bahn?“

J: „Und dann Dein Körper! Klar hast Du Muskeln… Aber der Dreck überall! Deine Knie und Ellbogen sind ja vor Dreck verkrustet! Und dieser abstoßende Geruch! Das ist ja wie in einem Schweinestall!“
T: „Gorillafrau mag Tarzan riechen! Gorillafrau nicht Tarzan auslachen!“

J: „Das ist ja schön! Dann rasier’ Dir doch eine! Denn rasieren kannst Du Dich ja auch!“
T: „Ja. Jeden Morgen! Mit Messer! Und dann mit Elefantenwasser.“
J: „Elefantenwasser? Was ist das denn?“
T: „Na, Wasser das au Elefant kommt!“
J: „Bläch! Das erklärt allerdings den Gestank!“
T: „Tarzan mag Jane. Jane riechen gut. Will Jane Tarzan küssen?“

J: „Küssen? Bist Du verrückt? Eher würde ich mich von einem Karpfen küssen lassen! Bild Dir bloß keine Schwachheiten ein, Du Affenmensch!“
T: „Jane Tarzan vielleicht umarmen?“
J: „Nein! Nie im Leben! Kapier’ das endlich! Ich finde Dich abstossend!“

T: (traurig) „Dann Jane Tarzan nicht heiraten?“
J: „Heiraten? Bist Du jetzt schlagartig noch debiler geworden, als Du schon warst? Wir kennen uns seit fünf Minuten und Du hast mich entführt, verarscht, beschnuppert, auf die Brust geklopft und redest daher wie ein Dreijähriger! Noch einmal, für Erbsenhirn persönlich: Du Tarzan, Du Pfui!“

T: (weinerlich) „Und Tarzan wollte Dir Baumhaus zeigen. Tarzan selbst gebaut.“
J: „Ein Baumhaus? Was wollte ich in einem Baumhaus? Ich weiß ja nicht einmal, wie ich hier wieder runterkomme!“
T: „Und seine Ländereien.“
J: „Wahrscheinlich ein Malariasumpf. Mit Gorillaprostituierten!“
T: „Nein, Ländereien in England. Von Schloß Greystoke!“

J: „Wie, Du hast ein Schloß in England?“
T: „Ja, Papa war Lord Greystoke. Dann von Gorilla zerrissen. Korak Tarmangani. Jetzt Schloß Tarzan Schloß.“
J: „Ach, das ist ja interessant. Äh, ich meine schrecklich. Furchtbar. Das tut mir leid! Sehr! Wirklich! Bist Du dann jetzt Lord Greystoke?“
T: „Ja. Lord Tarzan von Greystoke.“
J: „Ach was. Weißt Du ‘was? Ich glaube, ich war vorher etwas harsch. Tut mir leid.“
T: „Tarzan nicht pfui?“
J: „Nein, ich habe mich irgendwie an den Duft von Elefantenwasser gewöhnt. Ist gar nicht mehr so schlimm!“
T: „Jane dann Tarzan küssen?“

Und während sich die Lippen des jungen Liebespaares nähern, blenden wir langsam zurück und überlassen das junge Glück dem Dschungel. Ist es nicht schön, wo die Liebe so hinfällt?


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 September 25, 2015  14m