Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0276: Das ist Fußball?


Ich mag ja Fußball schon. Ein bisschen. Bundesliga ist mir etwas zu aufwändig, aber bei EM oder WM bin ich auf jeden Fall dabei. Und klugscheiße natürlich mit, wie jeder andere auch. Aber jemanden, der diesen Sport nicht kennt, unser Nationalspiel zu erklären, ist nicht einfach. Hörspielfolge.

Download der Episode hier.
Opener: „Soccer Sucks“ von BigkKinny
Closer: „The Difference Between Soccer and Football“ von Lots of ramdom videos and junk
Musik: „Let’s Play Some Football“ von Stuart Ross / CC BY-SA 3.0

+Skript zur Sendung
F: „Wie? Du hast in Deinem ganzen Leben noch kein einziges Fussballspiel gesehen? Wie gibt’s das denn? Du weißt, dass das der beliebteste Sport der Welt ist, oder?“
G: „Na ja, ich bin in Amerika aufgewachsen. Das gilt „Soccer“ als ein Sport für Weicheier. Und „Football“ ist der Sport, wo man den Ball in die Hand nimmt.“
F: „Ja klar, weiß ich. Würde es Dich stören, wenn ich das Spiel trotzdem anschaue?“
G: „Kein Problem, ich bin ja selber gespannt, wie Fußball so geht!“

F: „Weißt Du was? Ich erkläre Dir das so nebenbei, ok? Denn Fußball macht mehr Spaß, je mehr man davon versteht. O.k.?“
G: „Och, das wäre ja nett. Ein bisschen ‘was weiß ich ja auch schon!“
F: „Cool. Was denn?“
G: „Der Platz ist ein Rasen. In jeder Mannschaft sind 11 Leute. Einer bleibt immer in einem Tor stehen. Jede Mannschaft versucht, den Ball in das Tor des Gegners zu schießen. Und am Ende ziehen sich alle das T-Shirt aus.“

F: „Das sind im Prinzip die Basics. Ich schalte ‘mal an, ok?“
G: „Cool. Ah, da kommen die Spieler aus dem Keller auf’s Spielfeld. Aber die wohnen da nicht immer, oder? Und, hey, komisch – die haben ja alle nur Söhne!“
F: „Wie, Söhne? Ach, das sind nicht deren Kinder, das sind einfach junge Fußballfans vom jeweiligen Verein. So, gleich wird das Spiel angepfiffen. Jetzt geht’s los!“
G: „Du, wer ist denn der kleine dicke Mann am Rand? Der mit dem Anzug und dem roten Kopf?“
F: „Das ist der Coach der Gastmannschaft.“
G: „Und der trainiert die?“
F: „Genau, das ist der Trainer.“
G: „Der schaut aber nicht aus, als ob der fitter wäre als die Spieler.“
F: „Muss der auch nicht. Der kennt sich halt besser mit der Strategie aus. Darum brüllt der auch so!“

G: „Ach, die Spieler machen das ihr ganzes Leben und der sagt ihnen, wie’s geht? Was sagt der denen beim Training dann so? Lauf schneller! Oder: Schieß fester! Oder: Schieß dahin, wo der Torwart nicht ist! Und der Spieler dann so: Ah, danke, coole Idee! Da wäre ich ja nie darauf gekommen!“
F: „Was? Na ja, so in der Art“
G: „Dachte ich mir. Als ich die ganzen Frisuren der Spieler gesehen hab’, dachte ich mir gleich, dass das nicht die Hellsten sind.“
F: „Hm? Auf jeden Fall regt sich der Trainer auf, weil seine Leute mit hängender Spitze spielen. Das sollen die wohl nicht.“
G: „Hängende Spitze? Das passt ja auch nicht zu so einem Männersport. Aber ich seh’ an deren Kleidung gar keine Spitze!“

F: „Aus!“
G: „Echt? Schon aus? Das war ja weniger langweilig, als ich dachte!“
F: „Nein, nicht das Spiel! Der Ball ist aus.“
G: „Ach? Und wie geht das Spiel ohne Ball? Tun die dann so, als ob sie einen hätten?“

F: „Was? Nee, der wird eingeworfen und ist dann wieder im Spiel. Boah, cool, hast Du gesehen, was der für einen Wahnsinnshaken schlagen kann!“
G: „Wie, die dürfen sich boxen?“
F: „Boxen? Wie? Nee, die dürfen sich nicht boxen…“
G: „Aber warum liegt der da dann am Boden und schreit so? Der hat sich sicher wehgetan!“
F: „Quatsch! Das war eine Schwalbe. Der Gegenspieler hat ihn überhaupt nicht berührt!“
G: „Eine ‘Schwalbe’ hat ihm so wehgetan? Das gibt’s doch nicht. So ein Zufall! Aber schau’, wie der schreit! Der weint ja fast! Kann denn nicht jemand einen Notarzt holen! Das ist ja furchtbar!“
F: „Dem geht’s gut. Siehste, schon steht er auf. Der Schiri ist nicht drauf reingefallen!“
G: „Aber das ist ja eine Wunderheilung!“
F: „Nix da, der hat nur so getan als ob, der wollte einen Freistoß rausholen.“
G: „Aber das ist ja Betrug!“
F: „Ach ‘was, das machen alle!“
G: „Wie? Die kriegen Millionen und sind alle Betrüger? Das erklärt, warum es in Europa so aussieht, wie’s aussieht!“

F: „Was? Aber… Ah, schau! Jetzt kriegen sie doch einen Freistoß. Der heißt Elfmeter…“
G: „Weil der Ball elf Meter vor’m Tor liegt. Das leuchtet mir sogar ein.“
F: „Und kuck’ der Torwart geht ein bisschen zur Seite. Jetzt muss der Angreifer sich für’s kurze oder lange Eck entscheiden, dass setzt ihn unter Druck.“
G: „Im Ernst? Sind die überhaupt zur Schule gegangen? Denn das Tor ist ein Rechteck und alle vier Ecken haben genau 90 Grad.“

F: „Boah, so knapp daneben! Aber war halt auch eine Gurke!“
G: „Wo war eine Gurke?“
F: „Na, der Schuss war eine Gurke!“
G: „Verstehe. Man unterscheidet also Schusstechniken nach Gemüsenamen! Was gibt’s noch? Paprika? Rettich? Petersilie? Nee, warte: Knoblauch! Wenn der Schuss stinkt!“

F: „Was? Der lässt es laufen!“
G: „Wer lässt es laufen? Das ist ja ekelhaft! Können die nicht einfach eine Pinkelpause machen?“
F: „Na, der Schiri lässt das Spiel laufen. Obwohl das Abseits war.“
G: „Wieso denn Abseits, der ist doch ganz gerade auf’s Tor zugelaufen. Wenn das verboten ist, dann kriegen die ja nie den kleinen Ball in das große Tor!“

F: „Nee, Abseits ist so’ne Regel. Muss man wissen. Is’ ne Regelübertretung der angreifenden Mannschaft, die eintritt, wenn ein angreifender Spieler einen Pass erhält, sich aber beim Zeitpunkt des Abspiels nicht zumindest zwei verteidigende Spieler (inkl. Torwart) näher der eigenen Grundlinie befanden.“
G: „Wow! Und das ist der beliebteste Sport der Welt. Und ich dachte, Fußball sei einfach…“

F: „Kuck, da sieht man, wie sich der Spieler aus der Manndeckung befreit hat!“
G: „Manndeckung? Manndeckung? Direkt auf dem Platz? Vor laufender Kamera? Und warum zeigen die das nicht?“
F: „Wie, was meinst Du? Nee, Quatsch. Das ist wenn der Verteidiger immer nur an einem Gegenspieler klebt.“
G: „Na ja, ungefähr etwas in der Art habe ich auch gemeint…“

F: „Wieder Freistoß! Auch ganz gut, da siehst Du mal, wie die Spieler eine Mauer machen.“
G: „Aber die stellen sich ja dem Ball in den Weg! So wird das wieder nichts mit dem Tor! Und warum sprüht der schwarze Mann denen Rasiercreme auf die Schuhe?“
F: „Da dürfen die nicht drüber. So, gleich geht’s los!“
G: „Tschuldige ‘mal, ich habe ja verstanden, dass das irgendwie eine homoerotische Note hat, dieses Spiel. Aber warum fassen die sich jetzt alle an die Eier?“
F: „Na, die schützen ihr wertvollstes Körperteil!“
G: „Ahhh soo. Hätte mir denken können, dass das bei Fußballspielern nicht das Gehirn ist…“

F: „Ooch… So eine Banane!“
G: „Ah. Verstehe. Also nicht nur Gemüse, sondern auch Obst!“
F: „Für die Pfeife haben die 10 Millionen Ablösesumme gezahlt!“
G: „Ablösesumme. Ablösung. Ah, wegen der Manndeckung, oder? Das er nicht so an dem anderen Spieler klebt. Das lassen die sich aber ganz schön ‘was kosten.“

F: „Ja, das ist halt der beste Vorstopper der Liga.“
G: „Vorstopper. Mhm. Der macht den Ball schon einmal ein bisschen langsamer, oder? Und der Nachstopper hält ihn dann ganz auf. Verstehe.“
F: „Nee, das sind halt alles Spezialisten. Der, der da gerade am Boden liegt, das ist zum Beispiel der Stürmer.
G: „Benannt nach der bekannten Nazi-Zeitschrift, schätze ich…“
F: „Ach Schmarrn. Der spielt halt ganz vorne, vor dem gegnerischen Tor.“
G: „Das ist ja auch eine wirklich naheliegende Idee. Vielleicht gäb’s mehr Tore, wenn das andere auch machen?“

F: „So, das war die zweite Halbzeit. Der Schiri lässt noch fünf Minuten nachspielen.“
G: „Weil die Spieler nicht brav waren, schätze ich…“
F: „Nee, wegen der vielen Verletzungspausen.“
G: „Aber die sind doch alle wieder aufgestanden! Die haben doch nur so getan!“

F: „So! Und das ist der Schlusspfiff! Das Spiel ist aus! War geil, oder? Voll spannend! Da hast Du aber Schwein gehabt, gleich so ein Spiel zu erwischen!“
G: „Spannend? 90 Minuten! Und das Ergebnis ist 0:0? Das ist spannend? Dir ist schon klar, das wir in der Zeit auch z.B. einen Horrorfilm schauen hätten können? Das wäre dann vielleicht spannend!“

F: „Aber der Schuss vom Huber in der 74. Minute, das war doch ein Wahnsinn! Der wäre um ein Haar reingegangen!“
G: „Ah. Das ist also der Reiz. Um ein Haar reingegangen!“
F: „Und? Haste Lust morgen ins Stadion? Da spielt mein Verein!“
G: „Danke. Ich glaube, da kann ich nicht. Da muss ich, glaub’ ich, 90 Minuten aus dem Fenster starren. Das ist nämlich auch spannend.“
F: „Du Banause! Millionen Menschen lieben diesen Sport!“
G: „Ist ja auch ok. Sorry, das war zynisch. Äh, das Bier und die Chips waren auf jeden Fall lecker! Danke für die Erklärungen.“
F: „Mit Dir kuck’ ich nicht mehr Fussball.“
G: „Soll ich Dir morgen ‘mal Eishockey erklären? Die spielen nämlich solange, bis einer gewinnt. Wie in allen andern Sportarten auch. American Football. Oder Tennis. Oder Lacrosse. Oder Golf. Oder Badminton. Oder Ping Pong. Oder Fangen. Oder Verstecken. Oder Minigolf. Oder Baseball. Oder Volleyball.“


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 September 4, 2015  14m