Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0273: Schönes Englisch!


Ich höre wirklich gerne andere Sprachen. Und finde nicht, dass einige romatisch klingen und andere hart. Russisch, Japanisch oder Chinesisch sind allemal so fasziniert wie das ständig gelobte Französisch. Und Englisch wird nie für seinen Klang gelobt. Dabei gibt es da sehr schön klingende Wörter. Die wir oft im Deutschen gar nicht haben.

Download der Episode hier.
Opener: „How English sounds to non-English speakers“ von Brian and Karl
Closer: „CUTE Things Those Germans Say“ von Wanted Adventure
Musik: „Paradise“ von The Fisherman / CC BY 3.0

+Skript zur Sendung
This is the first episode in English. To podcast in the one language mst common in the world – no, it is not Chinese – will give my project a broader audience. And my plans of world domination will make a huge jump forward.

Nee, ihr könnt euch entspannen. War nur ein Witz. So wie auch die Sprache im Opener kein echtes Englisch war, sondern nur so ähnlich klang. Sorry, hoffentlich habt ihr euch nicht geärgert.

Aber es ist auch etwas Wahres dran. Ein Grund, warum ihr mir zuhört, ist ja die Möglichkeit, nebenbei etwas zu erfahren, mit dem man in einem Smalltalk brillieren kann. Gebt es nur zu! Doch! Mhm! Ist ja auch in Ordnung: Dieser Service ist ja auch Teil der Idee hinter diesem kleinen Projekt.

Und wenn man ein unbekanntes und subtil passendes englisches Wort verwendet, das kommt sehr intellektuell. So wie in „Im Englischen gibt es dafür das Wort /beep, das haben wir ja im Deutschen gar nicht.“ Na, das ist doch ma aalglatt angegeben, oder? Eben. Darum hier eine Reihe wunderschön kingender englischer Wörter, die wir im Deutschen so nicht haben.

Wort 1: Melliflous…
A sound that is sweet and smooth. And pleasing to hear.
In Deutsch am ehesten eine Mischung aus wohltönend, einschmeichelnd, honigsüß und dahinfließend. Aber eben alles zusammen.

Wort 2: Ineffable
Too great or beautiful to be expressed or described in words.
In Deutsch also am ehesten „unaussprechlich“, aber eben mit dem Bezug zu etwas Großen, Schönen. Z.B. die ineffable Schönheit des Sonnenuntergangs.

Wort 3: Hiraeth
Homesickness to home that never was.
Also ein Heimweh nach einem Ort, denn es nie gegeben hat. Das Wort hat auch noch zusätzliches Angeberpotential, wenn man ergänzt: „Aber eigentlich ist das ja Walisisch.“

Wort 4: Nefarious
Das übersetzt Google mit „ruchlos“ und Leo mit „schändlich“. Beides ein netter Versuch. Allerdings schwingt da nicht mit, dass es praktisch das Gegenteil zu „Saintly“ ist. Aber eben nicht unheilig, sondern eher despicable oder loathsome. If you know, what I mean…

Wort 5: Sonorous
Na ja, das ist ein bisschen geschummelt. Es geht um einen bestimmten angenehmen, dunklen Sound hier. Aber das ist eigentlich mit „sonor“ schon recht gut zu übersetzen. Trotzdem schönes Wort.

Wort 6: Serendipity
Also, das gibt’s dafür nun wirklich nicht auf Deutsch. Und ohne meine Lieblings-Sci-Fi-Serie „Firefly“ hätte ich das auch nicht kennengelernt. Google übersetzt „Spürsinn“. Hah, weit gefehlt! Es ist vielmehr die Gabe eines Menschen, scheinbar zufällig glückliche, unerwartete Erfahrungen oder Entdeckungen zu machen. Und klingt das nicht herrlich rythmisch? Serendipity…

Wort 7: Limerence
Das ist eine harte Nuss. Limerence ist der Zustand, wenn man von einer anderen Person besessen ist, meist unfreiwillig, und das starke Bedürfnis hat, dass die eigenen Gefühle erwidert werden.
Es ist also sozusagen „Verliebt“, aber ohne die Liebe.
„Love, sexual attraction, and limerence can all exist without each other.“
Cool, oder?

Wort 8: Iridescent
Wenn etwas in allen Regenbogenfarben schillert. Oder in vielen Farbtönen einer Grundfarbe. Im Deutschen am ehesten „irisierend“, aber habt ihr das schon ‘mal gehört? Schillernd trifft’s auch ganz gut. Oder changierend vielleicht. Seifenblasen sind iridescent.

Wort 9: Syzygy
Das klingt doch herrlich. Und wenn man weiß, dass es mit S, G, und Z sowie drei Ypsilons geschrieben wird, bekommt man doch gleich Lust auf Scrabble! Das deutsche Wort dafür wäre Syzygium. Das ich aber auch noch nie gehört habe. Die Erklärung ist „Eine Ausrichtung von Himmelskörpern“. Ich hab’s auch nicht ganz kapiert, aber wenn Sonne und Mond in Syzygy sind, ist entweder Neu- oder Vollmond.

Wort 10: Phosphenes
Phosphenes sind die Lichterscheinungen auf der Netzhaut, wenn man sich z.B. die Augen reibt. Oder auf den Augapfel frückt. Gibt’s bei uns auch in der medizinischen Fachsprache als Phosphen, aber halt nicht in der Umgangssprache.

Wort 11: Oblivion
They drank themselves into oblivion. Also tranken sie sich in einen Zustand, in dem sie sich nicht mehr bewusst waren, was um sie herum geschieht. Die Übersetzung „Vergessen“, die sowohl Google und auch Leo vorschlagen, trifft’s nicht ganz. Man trinkt sich ja nicht ins Vergessen, oder?

Wort 12: Ephemeral
Etwas, das nicht lange weilt. Kurzlebig ist. Wobei auch Rauch ephemeral sein kann, also schnell vergeht. Kurzlebiger Rauch, nee, das geht nicht.

Wort 13: Vellichor
Das ist ein sehr spezielles Wort. Wenn ihr also in einem Buchladen mit gebrauchten Büchern seid, sagt ihr: „Diese seltsame Wehmut, die in Antiquarien herrscht, oder? Im Englischen nennt man diese Stimmung ‘Vellichor’, leider haben wir im Deutschen kein Wort dafür.“ Ist die reine Wahrheit, Vellichor dient nur diesem Zweck.

Wort 14: Effervescence
Das lässt sich gut mit Sprudeln oder Überschäumen übersetzen. Beschreibt eigentlich nur die Blasen in einer Flüssigkeit und wird metaphorisch anders verwendet. So wie: Klimts Malerei führte zur Effervescence des österreichischen Jugendstil. Und Sprudeln kann der Jugendstil ja schlecht.
Aber ja, klar, ihr könnt das auch bei Sekt oder Cola anwenden, wenn ihr wollt.

Wort 15: Incadescence
Das übersetzen Google und Leo beide mit „Glühend“. Stimmt aber auch nicht. Denn eigentlich geht es nur um das spezielle Licht, das entsteht, wenn Objekte stark erhitzt werden. Das Glühen ist ja nur die Ursache für das dabei entstehende Licht, oder?

Wort 16: Supine
Auch sehr schön! Das ist eine Mischung aus Trägheit und Rückenlage. Ein Adjektiv, dass das Gefühl beschreibt irgendwo entspannt auf dem Rücken zu liegen. Aber nicht auf den Bauch drehen! Denn da gibt’s kein Wort mehr für!


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 September 1, 2015  12m