Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0271: Das Geständnis


Wieder Freitag. Und schon wieder Liebesgeschichten. Ich weiß wirklich nicht, was mit mir gerade los ist. Die Botschaft des heutigen Hörspiels aber ist klar: Wenn so Liebesgeschichten die Freundschaft belasten, dann muss man alles, aber auch wirklich alles offen darlegen! So wie Georg.

Download der Episode hier.
Idee geklaut von: „Everything.“ von BriTANicKdotcom
Opener: „Alpha Centauri – Was ist der Urknall – Folge 38“ von TheLordOfDeath1000
Closer: „The Big Bang Theory – Penny & Leonard’s first kiss“ von BigBangTheoryTime
Background: “The Jazz Piano” – Composed and performed by Bensound / CC BY-NC-SA 3.0
Musik: „Boom Boom Baby“ von Boom Boom Beckett / CC BY-NC-ND 3.0

+Skript zur Sendung
Eine kleine Studentenbude in irgendeiner deutschen Stadt. Wir sehen Georg, wie er unruhig durch die Wohnung läuft. Er redet dabei leise mit sich selber. Manchmal bleibt er stehen, schüttelt den Kopf oder knabbert an seinen Fingernägeln. Plötzlich klingelt es an der Tür.

Jens: „Hello, hello, hello, ich bin’s nur, Bro!“
Georg: „Hi, Jens!“

Die beiden besten Freunde nehmen sich auf die verklemmte Art in den Arm, die nur heterosexuelle Europäer beherrschen. Es wird also viel Schulter geklopft.

Georg: „Komm rein, Mann, komm rein!“
Jens: „Hey, cool, Du hast ja aufgeräumt. Ich wusste gar nicht, dass Du Parkettboden hast!“
Georg: „Ja, hat mich auch überrascht. Und ich wohne schon zwei Jahre hier!“
Jens: „Und den Lehnstuhl, hast Du den schon immer!“
Georg: „Glaub’ schon, der war unter dem Klamottenberg.“

Georg: „Setz Dich. Willste erst einmal ein Bier?“
Jens: „Klar!“

Georg: „Ich hab’ Dich angerufen, weil ich Dir unbedingt etwas erzählen wollte…“
Jens: „Cool, schieß’ los!“
Georg: „Da war doch diese Party von der WG im fünften Stock. Weißt schon, die alle bei dieser Werbeagentur arbeiten. Und die hatten uns ja alle eingeladen. Aber Du warst auf Geschäftsreise. Erinnerst Du Dich?“
Jens: „Klar, das war letzte Woche. Wie war die Party denn?“
Georg: „Cool, die Party war cool. Die Anja war ja auch da, weißt Du schon, oder?“
Jens: „Klar, Mann. Das ist meine Freundin, klar hat die mir das erzählt!“

Georg: „Cool, cool, cool. Also, die Party war echt cool. Und ich war am Ende auch ganz schön abgefüllt. Also, nüchtern ist ‘was anderes, wenn Du weißt, was ich meine…“
Jens: „Ja, ich weiß durchaus, wie Du auf Partys so bist, mein Bester!“
Georg: „Eben. Und die Anja, die war auch echt gut voll, das kann ich Dir sagen!“
Jens: „Echt? Das hat sie so nicht erzählt…“
Georg: „Doch, echt hackedicht! Ohne Scheiss! Wir wussten eigentlich beide nicht, was wir so machen. Und, dann, haben wir, also ich und die Anja, nee, eigentlich die Anja und ich, also wir zwei, wir haben also, wir sind uns also körperlich nahe gekommen… Also, in einer intimeren Art und Weise…“
Jens: „Halt, halt, halt! Wie bitte? Du und die Anja! Ihr habt… Meine Freundin und mein bester Freund? Im Ernst? Wie… Wie… Wie konntest Du nur! Das hätte ich ja nie für möglich gehalten! Mein bester Freund!“

Schlagartig ist der Raum von einer bedrückenden Stille erfüllt. Eine Socke gleitet vom Couchtisch. Man kann das hören…

Georg: (kleinlaut) „Es, es, es, es tut mir so leid. Wir hatten beide soviel getrunken. Und…
Jens: (den Tränen nahe) „Nein, so einfach kommst Du mir nicht davon! Du musst mir alles erzählen!“
Georg: (erstaunt) „Alles? Wirklich alles?“
Jens: „Keine Geheimnisse! Ich will ALLES hören?“
Georg: „Wie? Alles? Seit dem Urknall, oder was?“
Jens: „Alles! Wehe, Du lässt etwas aus!“

Georg:
„Also, vor ca. 13 Milliarden Jahren, da gab es genau gar nichts. Bei Explosion mag man ja denken, etwas breitet sich sozusagen explosionsartig in einem Raum aus, aber vor dem Urknall gab es auch keinen Raum. Und keinerlei Materie. Und keine Zeit. Das kann man eigentlich ja nicht mit dem Verstand fassen, aber…

…man denkt heute, es ist praktisch auf der Fährte dieser Tiere gewesen, dass der Cro-Magnon-Mensch nach Europa eingewandert ist. Wo es ja schon Neanderthaler gab. Die in etwa ausgesehen haben, wie unser alter Physiklehrer. Erinnerst Du Dich noch an Herrn Böing? Der mit dem…

…ist eine irreführende Bezeichnung. Denn auch jetzt gibt es in Griechenland Menschen über 50. Das sind ja eigentlich die alten Griechen. Also sollte man die Griechen dieser Epoche eigentlich korrekterweise die Schon-lange-toten-Griechen nennen. Aber Geschichte ist ja nicht wirklich eine Wissenschaft, man kann da ja schlecht Experimente machen…

…beinahe an der Explosion gestorben. Das Interessante ist ja, dass das Schießpulver in China schon lange bekannt war. Für Feuerwerkskörper haben die das eingesetzt, aber natürlich dem Rest der Welt nichts verraten, weil speziell in der Ming-Dynastie ein großer Wunsch der war…

…sinkt das Schiff im Hafen. Der Stolz von Gustav Adolf. So. In jedem anderen Land außer Schweden wäre jetzt der Bauherr einen Kopf kürzer gewesen. Aber nicht so in Schweden. Wahrscheinlich wusste der König, dass seine größenwahnsinnigen Wünsche daran schuld waren, dass der Schwerpunkt des Schiffes…

…für das Natürlichste und Traditionellste gehalten wird, eigentlich eine moderne Erfindung ist. Man könnte Tofu auch künstlich fermentierten Sojabohnenmilchquark nennen, das würde deutlicher zum Ausdruck bringen, dass das eigentlich nichts ist, was man essen sollte. Aber weil es so wichtig war im Nachkriegschina, Eiweiss in die Bevölkerung zu kriegen…

…kam das Gerücht auf, Paul sei tot. Alle Indizien auf dem Cover konnten, wenn man genug Phantasie hatte, so umgedeutet werden. Paul McCartney streitet ja bis heute ab, tot zu sein. Aber das ausgerechnet er und Ringo die letzten Beatles sind, das ist seltsam, oder. Auf der Website „PaulisDead.com“ steht deswegen auch ganz richtig…

…weswegen auchgerechnet Herr Schäuble jetzt ein verbissener Anhänger dieses Neoliberalismus ist. Obwohl genau diese Regierung 2008 bei der Finanzkrise genau das Gegenteil gemacht hat und massiv Geld in die Wirtschaft gepumpt hat. Denke nur ‘mal an die Abwrackprämie! Das ist Keynes pur! Eigentlich eine bigotte Art und Weise, wenn man drüber nachdenkt…

…und so habe ich dann doch noch das Bier-Ping-Pong mitgemacht. Und war deswegen so blau. So! Reicht das jetzt?“

Jens: „Nein. Das ist ja schön und gut. Aber da sind auch Dinge, die Du mir einfach nicht erzählen willst, oder?
Georg: „Und das willst Du auch hören?“
Jens: „Alles. Ich will alles wissen. Das bist Du mir schuldig!“

Georg: Oh Mann!

„…und in der letzten Staffel von Game of Klones stirbt dann auch noch der Jeremy an einer Infektion, die zu blutigem Stuhlgang führt. Und wie immer in der Serie: Die Kamera hält voll drauf! Das ist so schwer zu ertragen! Aber dann kommt der nächste Spoiler, halte Dich fest…

…und deswegen pinkle ich immer und überall im Sitzen. Und das ist auch nicht unmännlich, sondern praktisch. Ich finde im-Stehen-Pinkeln eigentlich sogar eklig. Ist ja gar nicht nötig, da sein Teil anzupacken. Und dann die letzten Tropfen das Bein hinunterrinnen spüren ist ja auch…

…und der Hammer ist: Der Nervenarzt, der das Mädchen behandelt ist selber schon tot. Also eigentlich ein Geist. Und auf einmal bekommt der Film dadurch einen ganz anderen Sinn. Darum ist niemand sonst aufgefallen, dass das Mädchen, immer wenn es…

…und ich wusste, das die Kellnerin in Dein Glas gespuckt hat, weil ich es gesehen habe. Aber ich habe nichts gesagt, weil ich das selber so lustig fand. Tut mir echt leid. So, das war jetzt alles!“

Jens: „Die Party! Erzähl’ mir alles von der Party!“
Georg: „Aber ich hab’ Dir schon alles erzählt! Wir waren richtig, richtig blau und jeder hatte die Augen verbunden. Und ich dachte die Anja wäre meine Freundin und hab’ sie geküsst!“
Jens: „Wie? Das war alles?“
Georg: „Jahaa!“
Jens: „O.k., cool! Kann ich noch ein Bier haben?“


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 August 28, 2015  13m