Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0253: Witz 2015


Seit ca. 10 Jahren habe ich nur insgesamt vier Witze im Gedächtnis. Und die hat nun auch wirklich jeder schon gehört. Aber das macht eigentlich nichts, dennes ist ja auch wirklich schwierig geworden, überhaupt noch einen Witz zu erzählen…

Download der Episode hier.
Opener: „How Not to Tell A Joke“ von Christopher Nubel
Musik: „Gnarly (feat. Devyn Rush)“ von David Amber / CC BY 3.0

+Skript zur Sendung
W1: „Also, ich kenne auch einen guten Witz!“
W2: „Oh je, das kann ja wieder was werden…“
W3: „Ist schon wieder Freitag?“

W1: „Also, da gehen ein Schwabe, ein Bayer und ein Hesse in diese Kneipe…“
W2: „In DIESE Kneipe hier?“
W1: „Nein, nicht in diese Kneipe. In irgendeine Kneipe. Ist völlig egal, in welche…“

W1: „Also, ein Schwabe, ein Bayer und ein Hesse gehen in irgendeine Kneipe…“
W3: „Warte mal!“
W1: „Was gibt’s?“
W3: „Bevor Du weiter erzählst, verspreche hiermit hoch und heilig: Ich werde in diesem Witz nicht versuchen, irgendwelche Dialekte zu imitieren.“
W1: „Was? Wieso? Ich kann das doch ganz gut! Resi, bringst mir no amoi a Hoibe!“
W3: „Versprich es!“
W1: „O.k., dann mach ich das halt nicht…“
W3: „Sprich die Worte!“
W1: „Was? Im Ernst?“
W3: „Sprich die Worte!“
W1: „O.k, o.k., ich werde keine Dialekte imitieren… Darf ich jetzt weiter erzählen?“
W3: „Go ahead!“

W2: „Warum sind das in den Witzen eigentlich immer drei Leute. Ein Russe, ein Amerikaner und ein Deutscher. Oder Putin, Merkel und Obama…“

W1: „Aber das ist doch nicht wichtig. Das könnten auch zwei Schwaben, zwei Bayern und drei Hessen sein! Das ist doch völlig egal!“

W3: „Und natürlich alle aus den alten Bundesländern. Das mit dem Zusammenwachsen Deutschlands wird sich noch ein paar Generationen hinziehen, denke ich…“
W1: „Im Ernst! Bloß, weil Du eine Wohnung am Prenzelberg gekauft hast, bist Du jetzt der Anwalt der Ex-DDR?“
W3: „Ich sag’ ja nur. Ist doch auffällig, oder?“

W1: „Oooch… Mein Gott! Na gut. Also: Da gehen zwei Schwaben, zwei Bayern, drei Hessen, vier Sachsen und ein Thüringer in dieses Kneipe…“
W2: „In DIESE Kneipe?“
W1: „NEIN. In IRGENDEINE Kneipe!“

W3: „Warum sind die alle aus Deutschland? Könnte da nicht auch ein Österreicher dabei sein?“
W1: „Nein, da könnte kein Österreicher dabei sein! Über die gibt’s auch so genug Witze!“
W3: „Eben. Das ist doch diskriminierend! Eine Art von Witz-Rassismus, oder?“
W1: „Im Ernst? Witz-Rassismus? Das ist Dein Ding?“
W3: „Warum nicht? Warum sollte man nicht die Welt in Witzen verbessern?“
W1: „Weil es egal ist!“
W3: „Eben. Wenn’s egal ist, dann könnten wir doch mit gutem Beispiel voran gehen, oder?“
W1: „Meinetwegen. Aber lasst mich ‘mal weiter erzählen, o.k.?“

W1: „Also. Da gehen zwei Schwaben, zwei Bayern, drei Hessen, vier Sachsen, ein Thüringer, zwei Österreicher und ein Schweizer in diese… nein, in irgendeine Kneipe. Und fragen den Kellner: Haben Sie einen Tisch für… Moment mal… zwei, drei, vier, eins, zwei und eins… für dreizehn Personen?“
W3: „Eigentlich könnten da ja auch Menschen aus der Dritten Welt dabei sein, oder? Wenn wir schon die Witze-Welt verbessern, dann wäre das doch nur gerecht, meinst Du nicht?“

W1: „OH MEIN GOTT! Darf ich nicht einfach den Witz erzählen?“
W3: „Klar, aber Du hast ja selbst gesagt, dass es egal ist…“
W1: „FEIN! Gehen zwei Schwaben, zwei Bayern, drei Hessen, vier Sachsen, ein Thüringer, zwei Österreicher,ein Schweizer, zwei Nigerianer, zwei Kenianer, und ein Sierra-Lyoner, oder wie man die nennt in diese Kneipe…“
W2: „In DIESE Kneipe?“
W1: „Nein, nicht in diese Kneipe! In IRGENDEINE Kneipe…“
W2: „Ich dachte schon, Du hättest etwas an dem Witz geändert….“
W1: „Etwas an dem Witz geändert? Im Ernst? Neeeein, ich würde doch nie etwas an eine Witz ändern! Kann ich jetzt bitte endlich weiter erzählen?“
W2: „Tschuldigung. Aber man wird doch einmal fragen dürfen…“

W1: „Also. Noch einmal. Gehen zwei Schwaben, zwei Bayern, drei Hessen, vier Sachsen, ein Thüringer, zwei Österreicher,ein Schweizer, zwei Nigerianer, zwei Kenianer, und ein Sierra-Lyoner in IRGENDEINE Kneipe und fragen den Kellner: Haben Sie einen Tisch für 13, 15, 16 Personen? Sagt der Kellner…“
W3: „Wisst ihr, was mir gerade für ein Gedanke durch den Kopf geht?“
W1: „Was? Dir geht ein Gedanke durch den Kopf? Oh, mein Gott! Wie fühlt sich das an für Dich? Ist doch ein neues Erlebnis für Dich, oder?“
W3: „Jetzt sei nicht so! Wir sind doch voll die Witze-Chauvis! 16 Männer gehen in ein Restaurant! Männer! Warum keine Frauen?“
W1: „Fein, fein. Gut. Ich verstehe…“
W3: „Ja, das wird gut. Versuch’s noch einmal!“

W1: „Also. Gehen zwei Schwaben, zwei Schwabinnen, zwei Bayern, zwei Bayerinnen, drei Hessen, drei Hessinnen, vier Sachsen, vier Sächsinnen, ein Thüringer, eine Thüringerin, zwei Österreicher, zwei Österreicherinnen, ein Schweizer, eine Schweizerin, zwei Nigerianer, zwei Nigerianerinnen, zwei Kenianer, zwei Kenianerinnen, ein Sierra-Lyoner und eine Sierra-Lyonerin in diese Kneipe…“
W2: „In DIESE Kneipe“
W1: „JA! IN DIESE VERDAMMTE SCHEISSKNEIPE!“
W3: „Psscht! Sonst werfen die uns wieder raus hier!“
(Pause)
W1: „Die gehen also alle in DIESE Kneipe! Ja! Damit das ein für alle Mal klar ist! Und fragen den Kellner: Haben Sie eigentlich überhaupt einen Tisch, an den 32 Personen passen? Da sagt der Kellner: Ja, natürlich, da hinten in der Ecke…“

W3: „Sind die eigentlich alle heterosexuell? Das klingt ja schon sehr wie die Arche Noah. Aber, wenn da schon 32 Leute sind, da müssten ja statistisch 1,6 Personen mindestens homosexuell sein…“
W2: „Ja, oder bisexuell. Oder transsexuell…“
W1: „Aber es ist doch völlig egal, welches Geschlecht die haben oder bevorzugen! Es geht doch um etwas ganz anderes! Warum sollten wir uns dafür interessieren?“
W2: „Na ja, woher sie kommen, ist ja auch egal, hast Du gesagt. Aber das haben wir ja jetzt auch geregelt, oder?“
W1: (weinerliche Stimme) „Oh, mein Gott! Warum hast Du mir solche Freunde gegeben? Habe ich im letzten Leben Babies gebraten?“
W3: „Hey, hey, hey! Also, jetzt pass’ aber auf, was Du da so sagst!“
W1: (atmet schwer)
W3: „Jetzt komm! Ist doch einfach nur ein Witz. Versuch’s noch einmal!
W1: (fasst sich langsam…) O.k. Ihr. Habt. Natürlich. Recht. Wie immer.

Also: (gefährlich ruhig) Gehen also zwei Schwaben, zwei Schwabinnen, zwei Bayern, zwei Bayerinnen, drei Hessen, drei Hessinnen, vier Sachsen, vier Sächsinnen, ein Thüringer, eine Thüringerin, zwei Österreicher, zwei Österreicherinnen, ein Schweizer, eine Schweizerin, zwei Nigerianer, zwei Nigerianerinnen, zwei Kenianer, zwei Kenianerinnen, ein Sierra-Lyoner und eine Sierra-Lyonerin in diese verdammte Homosexuellen-Scheisskneipe, weil 5% der Freunde nämlich entweder lesbisch, schwul, transsexuell oder bisexuell sind. Einige sind auch drogenabhängig, weswegen die Freunde auch Crack dabei haben. Und eine Pistole haben sie auch dabei, denn einer ist kriminell. Rollstuhlfahrer und Taubstumme gibt’s auch. Einer hat Tourette und ein andere nässt sich immer ein. Einige sind auch schon über 80 und zwölf Kinder aus Asien, Australien, Amerika und selbstverständlich auch der Antarktis umspringen den Menschenauflauf fröhlich und singen dabei Lieder vom Frieden. Und von Freude. Und von Scheiss-Eierkuchen auch noch! Natürlich aus fair gehandelten Bio-Eiern gebacken. Und wie sie da so im Licht des Regenbogens stehen und den puertoricanischen Kellner und die indonesische Kellnerin, die aus Solidarität ihre Kleidung getauscht haben, fragen…
W2: „Also mir gefällt der Witz!“
W3: „Na ja, lustig ist ja was anderes..“
W1: (Schreit) Wie sie also die Scheisskellner fragen: Haben Sie einen Tisch für 59 Personen, nein für 58 Personen, denn wir wollen ja keine Primzahlen diskriminieren, da sagt der Kellner und die Kellnerin…
W3: „Wisst ihr, was mir gerade einfällt?“
W1: „Nein! Schnauze! Jetzt erzähle ich einen Witz! Da sagt der Kellner. Und die Kellnerin, die sagt das auch. Gleichzeitig sagen die das. Ach, was! Die singen das! Die singen also: Nein, ihr Arschlöcher! Verpisst euch!“

W1: „Und genau das mache ich jetzt auch! Lebt wohl!“
(Schritte, Türknallen…)

Ihr ahnt es, liebe Hörende. Eine betretene Stille tritt ein. Von der Wand der Kneipe löst sich ein Zettel auf dem jemand eine Putzhilfe sucht und segelt zu Boden. Man kann das hören…

W2: „Also, das war echt kein guter Witz.“
W3: „Ja, wann wird er endlich einsehen, dass er keine Witze erzählen kann.“
W2: „Ja, er ist einfach kein lustiger Mensch.“
W3: „Nein, wirklich nicht. Jeden Freitag der gleiche Ärger…“

Closer:

W3: „Da fällt mir ein guter Witz ein. Geht also dieser schwarze, schwule Jude ins Puff und sagt…“
W2: „Kenn’ ich schon…“


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 July 31, 2015  13m