Am 14. Januar 2011 floh der tunesische Präsident Ben Ali aus Tunis, die tunesische Bevölkerung ging in Massen auf die Straßen, der Tag ist heute ein Feiertag im Land. Es ist einer von vielen erinnernswerten Tagen im bei uns so genannten Arabischen Frühling, ausgelöst durch den Tod von Mohamed Bouazizi. Der junge Mann betrieb einen mobilen Marktstand, der immer wieder geschlossen wurde, er erlebte die Willkür der Behörden, wurde auf der Polizeiwache geschlagen. Im Dezember 2010 sah er keinen Ausweg mehr und steckte sich selber in Brand. Sein Tod berührte viele Tunesier, weil sie darin auch ihr eigenes Schicksal erkannten: Korruption, politische Repression, hohe Jugendarbeitslosigkeit. Immer mehr Menschen schlossen sich zu Protesten zusammen - nicht nur in Tunesien, sondern bald auch in Marokko und Ägypten, Libyen und Syrien und anderen Ländern der arabischen Welt. Studenten, Blogger, Ärzte und Künstler versammelten sich auf den Plätzen von Kairo, Tunis und Aleppo, um friedlich für Demokratie und soziale Gerechtigkeit zu demonstrieren. Und sie hatten anfangs tatsächlich auch Erfolg: Machthaber wurden aus dem Amt gejagt, weggeputscht. Vor allem im Westen gab es die Hoffnung auf einen Wandel zur Demokratie in der arabischen Welt. Zu früh oder zu Unrecht. Denn bei den Wahlen triumphierten konservative und islamistische Kräfte. Die alten autoritären Regime wurden von neuen ersetzt, nur in Tunesien hält sich die Demokratie über Wasser. Wo stehen die Länder heute? Gibt es den Geist der Rebellion noch, oder hat man sich mit den neuen Zuständen abgefunden? Resignation wäre verständlich, denn abgesehen vom medialen Daumendrücken hatte Europa den Helden der Arabellion wenig zu bieten.