Psychologie für den Alltag

Hallo hier spricht Dr. Luciano Berti. Ich habe Psychologie und Medizin studiert, bin Facharzt für Psychosomatische Medizin und möchte Ihnen in diesem Podcast einzelne Artikel aus den vier von mir veröffentlichen Büchern ‚Psychologie für den Alltag‘ (Band 1-4) vortragen. In diesen Büchern geht es mir darum, eine Fülle von wertvollen Informationen und Anregungen zu vermitteln, die sowohl tiefgründig als auch zugleich alltagstauglich sind. Vielleicht gelingt es dem ein oder anderen dadurch, sein individuelles 'Sternenzelt' neu zu ordnen.

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episode 57: Psychologie für den Alltag - Dankbarkeit als Medizin


Die heute an vielen universitären Stellen vertretene wissenschaftliche Erforschung der Dankbarkeit (sogenannte Dankbarkeitsforschung) geht auf den Beginn der 2000er–Jahre zurück und ist insofern ein noch sehr junges Forschungsgebiet. Dies ist wohl auch dadurch bedingt, dass die Psychologie und Medizin es traditionell viel mehr gewohnt sind, negative Qualitäten unseres Seins zu untersuchen als sich mit positiven zu befassen. Anders verhält es sich mit den Fragen zur Dankbarkeit im Rahmen der Religionen oder auch der philosophischen Diskussionen. Hier gibt es weit zurückreichende Abhandlungen darüber. In diesem Kontext der Betrachtung war es z. B. wichtig zwischen dem Gefühl der Dankbarkeit, welches ausschließlich positiv ist und dem Gefühl einer Dankesschuld, welches negativ empfunden wird, zu unterscheiden. Letztere ist mit dem Gefühl verbunden sich einer Verpflichtung stellen zu müssen, da es darum geht, eine zuvor erhaltene Hilfe auf irgendeine Art zu vergüten. Insofern entspringt dieses Gefühl der Dankbarkeit dem Gewissen – im Gegensatz zum ersten, welches dem Herzen entspringt.

In allen Weltreligionen, wie der jüdischen, christlichen und islamischen, spielt die Dankbarkeit eine große Rolle und wird in vielfältiger Weise und an unterschiedlichsten Stellen thematisiert. So ist beispielsweise Dankbarkeit für Martin Luther „die wesentliche christliche Haltung“. Ebenso hat die Dankbarkeit im Hinduismus und auch im Buddhismus einen zentralen Stellenwert. Im Buddhismus ist der Gläubige z. B.  dazu angehalten, stets dankbar gegenüber dem Leben, seinen Geschenken und abverlangten Opfern zu sein. Zugleich sieht der Buddhismus in der Dankbarkeit einen wesent-lichen Weg aus dem Kreislauf der Schuld. Wobei es auch hier darum geht, sich von Herzen dieser Dankbarkeit verbunden zu fühlen und nicht aus Gewissensgründen.


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 March 4, 2021  21m