Meine Oma und mich trennen 58 Jahre unseres Lebens, eine gesamte Generation und das ein oder andere Weltanschauungsbild. Dennoch verbindet uns unglaublich viel. Als ich mit #BuntHinterDenOhren gestartet habe war es für mich klar, dass ich meine Solo-Episoden nutzen möchte, um Menschen und Wegbegleiter_innen vors Mikrofon zu holen, ihnen Danke zu sagen und mit ihnen übers Leben zu reden.
Ich habe mir oft vorgenommen mich mit meinen Großeltern zum großen hölzernen Familientisch zu setzen und ihnen all die Fragen zu stellen, die mir auf der Zunge liegen. Doch es verging Jahr für Jahr und somit auch die Chance das zu tun. Meine Oma ist die letzte Überlebende meiner Großeltern und somit meine letzte Chance ihren Blick auf die Welt in einer Episode einzufangen. Wir reden über ihre Kindheit im Krieg, ihren sicheren Hafen, dem Glauben, das Glück der Familie und über das Sterben.
Mein Highlight war weniger die Episode selbst, sondern viel mehr die Vorfreude und Aufregung meiner Oma vor der Aufnahme. Kurz bevor wir gestartet haben ist sie nochmal schnell in ihr Zimmer, um einen Blazer anzuziehen. Zwar ist es unmöglich ein ganzes Leben in eine Podcast-Episode zu packen, dennoch ist es mir ein Anliegen, dass wir generationsübergreifend von einander lernen, uns zu hören und einander verstehen wollen. Nach 83 Jahren bekommt die Frau, die jeden immer ein volles Teller und einen Platz auf ihrem Tisch angeboten hat, endlich die Bühne, die sie schon lange verdient hat. Also Bühne frei für meine Oma Grete.
Episode 26 von Bunt Hinter den Ohren widme ich meinen Großeltern.
Ich sage danke - für alles,
Julia
@juliagremsl
@bunthinterdenohren