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Geigen mit Holocaust-Geschichte


"Die Musik macht es uns einfacher, den Holocaust zu verstehen", sagt Amnon Weinstein. Dabei ist er kein Musiker, sondern Geigenbauer. In seiner Kellerwerkstatt in Tel Aviv restauriert er alte Instrumente. Und wie schon sein Vater sammelt der 76-Jährige Geigen mit Holocaust-Geschichte. Amnon Weinstein macht sie wieder spielbar und bringt sie zu Konzerten in aller Welt. "Ich gebe ihnen die Stimme wieder", sagt er. Die Geigen erklingen stellvertretend für ihre ermordeten Besitzer. Manches Instrument wurde noch im Konzentrationslager gespielt, andere im Ghetto. Dort rettete zum Beispiel eine der Violinen ihrem Eigentümer das Leben: Er spielte auf Hochzeiten und mit übriggebliebenem Essen konnte er seine ganze Familie durchbringen. Diese Geschichten erzählt Amnon Weinstein auch vor großem Publikum bei Konzerten, etwa in der Türkei, Italien oder in den USA. Sein Projekt, das er "Geigen der Hoffnung" nennt, nimmt seit den ersten Konzerten vor sieben Jahren immer größere Dimensionen an. Auf der ersten Reise mit seinen Geigen nach Deutschland spricht Amnon Weinstein offen über seine Befürchtungen, das Publikum dort könnte ihn und die Geschichten seiner Geigen nicht annehmen. Aber wenig später reist er sogar nach Berlin, die Berliner Philharmoniker spielen Anfang dieses Jahres auf seinen Geigen. Weltberühmte Solisten, Dirigenten, Politiker wie Außenminister Steinmeier, alle kommen in Weinsteins Kellerwerkstatt. Dort entstehen auch die Pläne für weitere Konzerte im Ghetto von Venedig oder in den USA. Weinsteins Ziel: Mehr Konzerte, mehr Geigen, solange er noch kann.


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 December 24, 2015  23m