detektor.fm | Podcasts

Dieser Podcast ist für alle vielseitig interessierten Hörer. Denn hier sammeln wir alle Inhalte von detektor.fm in einem Ordner. Nie wieder etwas von uns verpassen.

https://detektor.fm/serien/podcasts

subscribe
share






Keine Angst vor Hits | Retropop und Futurismus


Neue Alben St. Vincent – Daddy’s Home

Annie Clark hat mit ihrem Musikprojekt St. Vincent eigentlich schon alles erreicht, was man als junge Musikerin so erreichen kann. Sie hat fünf viel gelobte Alben veröffentlicht, tonnenweise Preise abgeräumt, stand mit den Resten von Nirvana auf der Bühne und hat schon mit so unterschiedlichen Musikerinnern und Musikern wie den Gorillaz, Taylor Swift oder Sleater Kinney zusammengearbeitet. Trotz all dieser Erfolge hat ihre Leidenschaft für die Musik kein bisschen abgenommen. Das beweist sie sehr eindrücklich mit ihrem neuen Album „Daddy’s Home“. Den Schaffensprozess des Albums hat ganz entscheidend die Entlassung ihres Vaters aus dem Gefängnis geprägt. Vor allem die Soul und Funk-Musik der 70er, die Annie Clark früher viel mit ihrem Vater gehört hat, bildet das musikalische Fundament auf dem „Daddy’s Home“ entstanden ist. Und das ist auch Dank Annie Clarks Ausnahme-Stimme eine absolut mitreißende Platte geworden.

 

Aloa Input – Devil’s Diamond Memory Collection

Aloa Input gelten als „Soupergroup des bayrischen Experimental Pops“. Die drei Musiker Florian Kreier aka „Angela Aux“, Christoph „Cico“ Beck, der etwa für the Notwist auf der Bühne steht und Marcus Grassl von der Band Missent to Denmark zelebrieren ihren Hang zur musikalischen Weirdness auch auf ihrem neuen Album „Devil’s Diamond Memory Collection“ sehr exzessiv. Am Anfang der Platte stand die Frage, was man tun würde, wenn man der letzte Mensch auf der Welt wäre. Die Antworten, die etwa Besucherinnen und Besucher ihrer Konzerte darauf gegeben haben, haben dann die thematische Grundlage für diese kleine Futurismus-Pop-Perle geliefert. Trotz aller Scince-fictionhaften Sound-Experimente verliert sich „Devil’s Diamond Memory Collection“ nicht in der Beliebigkeit, sondern bleibt immer mit zumindest einem Bein fest auf dem Boden des songorientierten Indiepops.

 

Maurice Summen – PayPalPop

Der Staatsakt Labelchef und Die Türen Sänger Maurice Summen hat mit seinem neuen Solo-Album ein sehr ungewöhnliches Pop-Experiment gewagt. Schon die Bezeichnung Solo-Album passt an dieser Stelle nicht mehr so richtig. Die Tracks für „PayPalPop“ hat Maurice Summen nämlich nicht allein für sich im Studio aufgenommen, sondern quasi einfach im Internet bestellt. Songideen und passende Referenzen hat er an verschiedene anonyme Ghost-Producer auf der ganzen Welt geschickt und das (wahrscheinlich per PayPal bezahlte) Ergebnis dann zu einem recht eigenwilligen Album zusammengesetzt. In dieser globalen Kollektiv-Arbeit ist Maurice Summens musikalische Handschrift vor allem in Form seiner Texte erkennbar – pointierte Alltagserfahrungen aus dem Bioladen, dem Internet oder der Straße, zu denen man trotz aller Lakonik, sehr gut tanzen kann.

 

Neu auf der Playlist Maeckes – Emilia

Maeckes ist eigentlich fest verwurzelt in der HipHop-Szene: Auf Battles und Freestyle-Veranstaltungen hat er sich schon Anfang der 2000er in der Szene einen Namen gemacht. Was Songwriting und Live-Performance angeht, hat er neue Maßstäbe im deutschen Rap gesetzt – mit seinem Partner Bartek, als Teil der Orsons und auf zahlreichen Solo-Projekten. Da das „Rap-Game“ für ihn offenbar durchgespielt ist, widmet er sich in den letzten Jahren vermehrt eher experimentellem Songwriting. Die aktuelle Single „Emilia“ ht er gemeinsam mit Tua geschrieben, ebenfalls Orsons-Mitglied. Das erklärt auch die mehr oder weniger homöoapthische Dosis Kitsch, die eher für Tuas Musik typisch ist. Wohin Maeckes‘ Experimentierfreude ihn geführt hat, kann man am 11. Juni erfahren – dann erscheint sein Album „Pool“.

Sleater Kinney – Worry With You

„If I’m gonna worry, I’m gonna worry for you“ – eigentlich müsste bei Zeilen wie diesen die Anti-Kitsch-Polizei einschreiten. Bei Sleater Kinney ist das anders: Nicht nur wegen des lässigen Soundbilds, sondern vor allen Dingen wegen des Musikvideos. Die Zuschauenden begleiten ein Pärchen im Lockdown durch alle Höhen und Tiefen des Zusammenlebens. Man tritt sich gegenseitig aus dem Bett, versumpft zu zweit allein vorm Fernseher und streitet sich. Doch am Ende reicht man sich die Hand und falls nötig auch das Klopapier. So schön unkitschig kann Liebe sein. Das nächste Album des Duos, „Path of Wellness“ erscheint am 11. Juni.

 

Little Simz – Woman

Ursprünglich kommt die britische  Rapperin, Produzentin und Schauspielerin Little Simz ja aus der Grime-Szene. Grime verbindet basslastige, an Dubstep orientierte Beats mit aggressiven Raps – eine Spielart des HipHop, die es so in dieser Form fast nur im UK gibt. Soundtechnisch schlägt Little Simz mit ihrer aktuellen Single zartere Töne an: „Woman“ ist eine liebevoll-Rap Hymne an Ghana Girls, Brooklyn Ladies und andere Menschen, die es nicht nur wegen ihres Geschlechts, sondern auch ihrer Hautfarbe schwer haben. Von Schwermut spürt man allerdings nichts in diesem großartigen Stück: Woman ist Selbstermächtigung ohne Hass oder Aggression – und ein Appell an viele Hörerinnen, sich mit ihren afrikanischen Wurzeln zu befassen. Mit Black History kann man sich übrigens auch ungeachtet aller Hautfarben befassen: Da gibt’s noch einen ganzen Ozean an Wissen auszuschöpfen, wie Simz auf „Woman“ rappt. Und bis zum Album-Release von „Sometimes I Might Be Introvert“ am 3. September ist ja noch genug Zeit.

 

Unseren Musikpodcast „Keine Angst vor Hits“ könnt ihr hier hören und abonnieren. Und wer unserer gleichnamigen Spotify-Playlist folgt, bekommt noch mehr musikalischen Input.

 


fyyd: Podcast Search Engine
share








 May 14, 2021  33m