Ein Filmarchiv

Jeden Monat erscheinen frisch aufbereitete Klassiker und vergessene Filmperlen auf Blu-ray, zumeist bei mit Herzblut kuratierten Reihen von Boutique-Labels. Knut Brockmann und Jochen Ecke picken sich die Werke heraus, die sie besonders interessant finden, und sie reden darüber: über die Form, die filmhistorische Einordnung und filmische Besonderheiten.

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episode 181: Die mit der Liebe spielen (L'avventura), 1960


Als L’AVVENTURA 1960 in Cannes aufgeführt wird, erntet der Film nicht nur einen Jury-Preis, sondern sowohl Jubel als auch Buh-Rufe aus dem Publikum. Knut versteht beides, und so begeben wir uns in die Schönheit der Langeweile, die der Film bewusst transportiert, die atemberaubende Bildkonstruktion, und wir erfreuen uns an Schauspiel und der Abwesenheit von Wertung, wenn Antonioni das Jetset zeigt, wie es in seinem Selbstbildnis gemeinsam vereinsamt – Vereinzelung und Ennui als die wahre Moderne. Denn das Ganze ist existenziell schön, nur die Bilder der menschenleeren Neubau-Siedlungen, durch die unsere Figuren streifen, sind da noch schöner. Kritik oder gar Satire überlässt Antonioni seinen Kollegen, zum Beispiel Federico Fellini, der mit dem auch im Setting nicht unähnlichen LA DOLCE VITA gleich mal die Palme d’Or im selben Jahr abräumt.

Was uns trotz Podcast-Aufgaben fast sprachlos zurücklässt ist auch die Aktualität der Themen und die bis heute greifbar moderne Ästhetik, mit der Antonioni seine Zeitgenossen regelrecht geschockt haben dürfte. Uns dagegen schockt nur der sagenhaft falsche deutsche Titel, denn mit Liebe hat das Dasein der Figuren in diesem Film rein gar nichts zu tun. Jochen ist sich zudem sicher – gib der großartigen Monica Vitti und ihren Kollegen ein paar Smartphones in die Hand, auf Instagram oder TikTok wären sie gar nicht so fehl am Platze. Auch Sophia Coppola dürfte uns zustimmen und schaut ganz genau hin.

Daten & Verfügbarkeit L’avventura (de.: Die mit der Liebe spielen), I 1960, Regie: Michelangelo Antonioni

Wir haben die britische Blu ray der Criterion Collection gesehen. Atemberaubend gut aufgemacht, technisch einwandfrei und mit tollen Extras. Der Audiokommentar ist so gut, dass wir gerne über einige Aussagen diskutieren wollen. Einige Essays von Antonioni werden uns von Jack Nicholson himself vorgelesen.

Rechtliches

Für den Podcast wurden Soundeffekte der Seite Freesound.org verwendet (Beschreibungen in Englisch):

  • Film Projector Countdown.flac by qubodup, licensed under Creative Commons 3.0 Attribution, the original file was edited (shortend) and is part of a mix of several sound layers.
  • zeissIkon_4ton.mp3 by al_sub, licensed under Creative Commons 3.0 Attribution, the file was not changed, but is part of a mix of several sound layers.
  • film_static_03.wav by joedeshon, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)
  • Old Film optical track Surface Noise by JohnsonBrandEditing, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)
  • sonVidage2.WAV by gouvradou, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)

Thanks to all creators and the community of freesound.org!

Special Thanks

Ein besonderer Dank geht an Florian Hoffmann, der unseren bescheidenen Intro-Text wie ein Ereignis hat klingen lassen. Alle unsere Versuche, ihn mit Nachbearbeitung auf unser Niveau herabzuziehen, sind zum Glück fehlgeschlagen.

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 May 16, 2021  58m