„Der Mensch wird am Du zum Ich“, schrieb der Religionsphilosoph Martin Buber. Durch und durch coronagezeichnet wird diesem Satz wohl keiner widersprechen. Sicher, wir haben Zoom – und wer da meine, eine digitale Lesung mit Kindern funktioniere nicht: Unfug! Das weiß Kirsten Boie nur zu gut. In dieser Folge spricht die Schriftstellerin aber auch von ergreifenden Erfahrungen, wenn Kinder, die nicht in die Schule gehen oder auf Spielplätzen toben können, Bücher nach Hause gebracht bekommen. Dann kommt es zu Treppenhaus-Lesungen und mit einmal werden Bücher eine richtige Attraktion. Ob die jungen Leserinnen und Leser auch später so begeistert vom Lesen bleiben werden, wer weiß das schon. Was wir aber wissen, ist, welch Pfeffer in Büchern steckt. Und ist es nicht tröstlich und aufregend zugleich, zu wissen, dass es immer wieder neue Bücher geben wird, die einen im Pakt mit eigenen Erinnerungen und Erfahrungen um den Finger wickeln werden? Ob man nun will oder nicht: Bücher, gerade Kinderbücher, können auch eine kleine Psychotherapie sein, meint Kirsten Boie. Und nein, diese Podcastfolge ist wohl keine Psychotherapie, wenngleich sie vom Ich, vom Du, vom Wir und den verbindenden Fäden dazwischen erzählt.
Song: Loreena McKennitt – Dante’s Prayer
Die Hamburger Ehrenbürgerin Kirsten Boie ist eine der renommiertesten, erfolgreichsten und vielseitigsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen, aus deren Feder bereits über hundert Bücher stammen. Zwei Dinge sind Kirsten Boie beim Schreiben besonders wichtig: Zum einen, dass Literatur für Kinder immer auch Literatur sein sollte; zum anderen, dass darüber nicht vergessen wird, an wen sie sich richtet, dass sie also Literatur für Kinder ist.