Tadschu

Tadschu war Pole. Und er war Zwangsarbeiter, "heimatloser Ausländer", "Displaced Person". Wie viele, schwieg er über seine Zeit im 2. Weltkrieg. Über seine Verschleppung. Ängste, Sorgen. Seine Erlebnisse in Fabriken und Lagern. Ein Leben zwischen den Mächten und Interessen eines Kontinents in Aufruhr. Tadschu - Tadeusz Sirotkin - war mein Großvater. Er wurde 1919 in Polen geboren. Den Krieg hat er unversehrt überlebt. "The Bearer is a displaced person" stand auf seinem Ausweis. Sein Heimatland Polen hat er allerdings nie wieder gesehen. Er blieb nach dem Krieg in Deutschland. Warum? Das habe ich mich lange gefragt. Nicht gewusst. Wie so vieles, was nie hinterfragt worden ist. Doch seine Geschichte ist ein Beispiel für Heimat und Herkunft. Vergessene, verdrängte Schicksale. Und der Ursprung all dessen. Heute ist Deutschland meine Heimat. Ein Zufall der Geschichte. Deshalb kann ich jetzt davon erzählen.

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episode 4: Folge 3 - Die Fabrik


In der dritten Folge der mehrteiligen Audio-Spurensuche geht es um die Kriegsjahre Tadschus. Wo war er? Er war verschleppt worden. Soviel ist klar. Aber wie kam er durch diese Zeit danach? Es gibt verschiedene Hinweise, mehrere führen nach Kassel. Ganz in der Nähe von Kassel gibt es die Arolsen Archive. Eine zufällige örtliche Nähe. Und hier liegen Dokumente. Millionen Dokumente. Ein Besuch in den Archiven könnte Aufschluss darüber geben, wohin er verschleppt worden ist. Um Licht in eine Zeit zu bringen, die für die Familie lange verschlossen geblieben ist. Denn Tadschu hat über diese Jahre nichts erzählt. Wie viele Zwangsarbeiter. Und was bedeutete Zwangsarbeit überhaupt für ein Polen in Deutschland?


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 December 23, 2020  39m