Wir trinken weiße Burgundersorten aus bestem Stall und erleben kleine Überraschungen, obwohl uns eigentlich nichts mehr überraschen sollte.
Im Gespräch springen wir kreuz und quer und genießen den langsam einsetzenden Rausch. Im Glas haben wir zwei deutsche Weißweine aus Burgundersorten und beide widersprechen ihrer Papierform. Der im Alkohol leichte wirkt schwer und süß, die 14,5-Volt-Granate besticht mit Frische und Zug. Das passt zum Thema Selbsttäuschung. Wenn so viele Weine die gängigen Vorstellungen sprengen, ist eine niedrige Trefferquote in der Blindverkostung völlig normal, oder?
Molitors Chardonnay*** – schweres GeschützNur ein Fass gibt es von Markus Molitors ‚großem‘ Chardonnay Wehlener Klosterberg *** 2019 und wer die Alkoholangabe von 12,5% auf dem Etikett sieht, freut sich auf Frische und Zug. Doch was Sascha Felix ins schwarze Glas schenkt schmeckt wie säurearmer Chenin: die Frucht ist süß, die Anmutung cremig und die Frische fehlt. Das ist durchaus angenehm trinkbar, Begeisterung weckt es allerdings weder beim Spender noch beim Empfänger. Das kann sich ändern, wenn sich das enorm dominante Holz besser integriert und die Säure etwas mehr Wirkung entfaltet. Das kann aber auch einfach so bleiben.
Wehrheims Weissburgunder – Zug und Schmelz14,5 Prozent Alkohol wirken beim zweiten Wein des Abends dagegen erst einmal abschreckend, tauchen im Glas dann aber quasi nicht auf. Der Mandelberg Weissburgunder Großes Gewächs 2015 von Dr. Wehrheim bringt Schmelz und Wucht und ist kein Leichtgewicht, aber er hat auch viel Zug und Frische und lädt zum Trinken ein. Dieser Wein zieht seine Textur nicht aus üppigem Holzeinsatz, sondern aus Hefelager und Traubenreife. Das hat etwas Müheloses, das beide Blindflieger sehr glücklich macht. Heute hat die Pfalz die Nase vorn.
Viel Spaß bei einer neuen Episode unseres Podcasts.
Hier geht es zur Episodenübersicht.
Wenn Du diesen Podcast und Felix‘ weitere Arbeit unterstützen willst, werde Mitglied der Community bei Steady.
Blindflug gibt es auch auf Spotify…
‚Alexa, spiele Blindflug Weinpodcast‘ und ihr hört uns über Amazon.
Und natürlich gibt es uns auch auf YouTube.