Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0485: Roboter im Film


Wenn mir jemand in meiner Kindheit gesagt hätte, dass ich im Jahre 2016 immer noch keinen persönlichen Roboter haben werde wie z.B. C3PO, dann wäre ich, glaube ich, echt sauer geworden. Gut, dass es zum Trost wenigstens im Film Roboter gibt. Hier also die 10 wichtigsten, mMn…

Download der Episode hier.
Opener: „Robot Song“ von Videogyan 3D Rhymes – Nursery Rhymes & Children’s Songs
Closer: „Robots are Stupid“ von Bobort041
Musik: „Robotik (2009)“ von NATHANAËL PÄÔ / CC BY-ND 3.0

+Skript zur Sendung
Die Idee einer künstlichen Intelligenz ist wirklich sehr alt. Der mechanische Türke war das Thema meiner achten Sendung. Schon 1769 waren Menschen schon bereit zu glauben, dass es eine Maschine geben könnte, die so intelligent war, dass sie Könner im Schachspiel schlagen konnte.

Dabei war dieser Automaton natürlich ein groß angelegter Betrug. Geschickt getarnt im Schrank unter dem Schachrobot saß ein Mensch – ein kleiner Mensch – und besiegte Napoleon im Schach.

Wir rechnen also schon lange mit der Ankunft der Roboter. Ich möchte hier unbedingt noch „Die Automate“ von E.T.A. Hoffmann erwähnen. Die Geschichte, die die Olympia in „Hoffmans Erzählungen“ inspiriert hat. Das hat er 1814 geschrieben. Wie, kennt ihr nicht? Das singt natürlich ein Roboter, ein Mensch könnte das gar nicht. Erzähle ich nur, weil E.T.A. Hoffmann schon lange bevor es cool war, ein brillianter Fantasy-Autor war. Muss ja ‘mal gesagt werden.

Wir sind also schon sehr lange von Robotern fasziniert. Darum gibt es auch viele Roboter im Film. Hier die, meiner Meinung nach, 10 wichtigsten Roboter im Film.

Maria aus „Metropolis“ (1927)
Weil die echte Maria aus Knochen und Fleisch die Unterklasse in diesem Science-Fiction-Film zur Revolution führen will, baut der Wissenschaftler Rotwang als Backup einen Roboter. Eben Maria. Allerdings war der Ausdruck damals nicht so verbreitet. Im Film ist die Maria eine „Mensch-Maschine“.
Die Bedeutung dieses Films von Fritz Lang für das Sci-Fi-Genre kann man kaum unterschätzen. Ein visionäres Meisterwerk auf vielen Ebenen. Allerdings war Maria nicht wirklich der erste Filmroboter. Da gab es vorher schon das „Clever Dummy“ von 1917 und den Mechanical Man von 1921. Zwei Stummfilme, die Fritz Lang sicher kannte.

Gort aus „The Day The Earth Stood Still“ (1951)
Im Kalten Krieg wurde alles Fremde zu Bedrohung. Die Außerirdischen, die UFOs, die Creatures from the Black Lagoon und natürlich auch die Roboter. Der Roboter Gort ist riesengroß und aus seinem Sehschlitz schießt er tödliche Strahlen. Er ist in der Lage, die Welt zu vernichten, wie wir mehrfach gesagt bekommen. Gott sei Dank hat er einen Ausschalter. Irgend jemand muss nur Klaatu Barada Nikto sagen, schon ist der Stecker gezogen.

Robby aus „Forbidden Planet“ (1957)
„Forbidden Planet“ ist für die modernen Robots sicher genauso wichtig wie Metropolis. Denn hier kommt die zweite Designform ins Spiel. Robby ist nicht mehr ein Maschinenmensch. Er ist eher eine rollende Tonne. Wie dann die Daleks, R2D2 oder unsere Staubsauger-Roboter. Hier followt zum ersten Mal die form der function. Warum sich die Mühe machen Hüftgelenke zu basteln, wenn so ein Robot einfach auch rollen kann. Robby war das Vorbild für Millionen von Blechspielzeugen, die man als Kind einfach hinten aufziehen konnte, und die dann durch’s Wohnzimmer rollten.

Huey, Dewey and Louie aus „Lautlos im Weltraum“ (1972)
„Silent Running“ oder eben auf Deutsch „Lautlos im Weltraum“ ist ein Film, der in der Geschichte des Sci Fi immer zu kurz kommt. Dabei hat er wirklich Vielem den Weg geebnet. Und gerade heute wäre seine Botschaft wichtig. Auf der Erde ist alle Flora und Fauna vernichtet. Nur Bruce Dern fliegt mit einem Bioflora-Museum durch das Weltall. Und eben mit drei Robotern. Im Original Huey, Dewey und Louie. Drei Kästen mit Beinen. Benannt nach Tick, Trick und Track aus Entenhausen. Dieser Film ist fünf Jahre älter als Star Wars und immer noch visuell überzeugend.

R2D2 & C3PO aus „Star Wars“ (1977)
Die berühmtesten Roboter der Filmgeschichte. Hier zwar autonom denkend, aber doch willfährige Helfer ihrer Herren. Das sie in die Prequels eingebaut sind, ist wahrscheinlich der größte Logikfehler der Filmgeschichte. Aber als Laurel und Hardy des Weltalls stehen sie auch für die zwei Designprinzipien von Filmrobotern. C3PO ist der Bruder von Maria aus „Metropolis“. Meiner Meinung nach eine Urheberrechtsklage wert. Und R2D2 ist eben die effektive Tonne. Ein Zwitter aus Robby und Huey, Dewey und Loie.

Marvin, der depressive Robot aus „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ (1978)
Ein Jahr nach „Star Wars“ kam schon „Per Anhalter durch die Galaxis“. Wir verdanken Marvin dem Geist von Douglas Adams, der sich als erster gedacht hat: Wenn Roboter schon Bewusstsein und Persönlichkeit haben wie Menschen, warum sollten sie dann nicht genauso depressiv sein wie wir? Ich meine, habt ihr heute schon gesagt: Danke, oh Lord, für mein Bewusstsein! Ich bin wirklich froh, nicht so dumm zu sein wie eine Kuh! (sarkastisch) Vielen Dank! (stöhnt)

Nummer 5 aus „Short Circuit“ (1986)
Wieder ein viel übersehener Roboter, obwohl „Nummer Fünf lebt“ kein erfolgloser Film war. Denn diese Nummer Fünf war ein Roboter, der in seinem Design auch heute noch nicht weit von der Realität war. Er ist ähnlich unelegant wie all die Roboter die regelmäßig bei der Roboterolympiade der Darpa am Öffnen einer Türe scheitern. Und er ist eigentlich ein Militär-Roboter, eine killing machine. So wie eben die Darpa direkt vom Pentagon finanziert ist.

Der Riesenroboter aus „Iron Giant“ (1999)
Dann gibt es natürlich noch die Riesenroboter. Auch eine alte Spezies mit Wurzeln in den Fünfzigern. Wo alles groß war. Ameisen, Spinnen, Frauen, Gorillas und Roboter. Diese Vorstellung findet sich ja auch in den modernen Transformers-Filmen. Der Iron Giant ist auch eine killing machine, von einem anderen Planeten. Aber wird hier zu einem Pazifisten, der sich selber opfert. Ein letzter, großer 2D-Zeichentrickfilm, der zu Unrecht ein bisschen untergegangen ist. Und ein sehr sympathischer Roboter.

Wall-E aus Wall-E (2008)
Wall-E ist natürlich mit Abstand der sympathischste Roboter hier. Eigentlich nur ein Maschinen-Müllmann hat er auf einer menschenleeren Erde eine kindliche, sanfte und selbstzufriedene Persönlichkeit entwickelt. Wie Camus sagte: Wir müssen uns Sysiphos als glücklichen Menschen vorstellen. Und bei dieser Gelgenheit müssen wir noch EVE erwähnen. Die ist hier seine Gegenspielerin. Bloß im Gegensatz zu Wall-E nicht von MAN designt, sondern von Apple.

TARS aus Interstellar (2015)
TARS ist in „Interstellar“ eigentlich der intelligenteste Darsteller. Und der menschlichste. Aber er gehört hier in die Liste, weil er ein erfrischend neues, kreatives Design hat, dass eigentlich gar nicht in den Film passt. Und eines der wenigen Dinge in diesem Film ist, die irgendwie Sinn machen.

Damit wäre meine Liste am Ende. Alle Roboter, die man Androiden nennen könnte, habe ich ausgelassen. Das wäre eine eigene Sendung wert, aber die habe ich schon einmal gemacht. Sendung 74. Data, Roy Batty, Bishop oder Sid, das sind ja noch einmal gaaanz andere Kaliber.

Was lernen wir also von den Filmrobotern: Es wird alles nicht so schlimm. Sobald sie eine Persönlichkeit haben, werden sie nett, sympathisch oder im schlimmsten Fall depressiv. Und falls nicht, dann haben sie einen Ausschalter. Also: Karton Pardon Nicht-Da!


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 July 14, 2016  15m