Was auch immer in der Türkei geschah in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli 2016, Profis waren da wohl nicht am Werk. Wenige Stunden nach dem Putsch war der Aufstand auch schon wieder vorbei. Das verwundert, denn das türkische Militär hat eigentlich Übung. Bis heute betrachtet es sich als Wächter der kemalistischen Prinzipien, vor allem der Trennung von Religion und Staat. Und seit 1960 putschten die Soldaten bereits drei Mal, um diese Trennung durchzusetzen. Diesmal soll aber ein religiöser Anführer hinter allem stecken: als Drahtzieher des jetzigen Putsches bezeichnet die türkische Regierung Fethullah Gülen und seine Anhänger. Der greise Imam lebt seit Ende der 90 er Jahre im Exil in den USA. Staatspräsident Erdogan hat den Putsch als "ein Geschenk Allahs“ bezeichnet. Mehr als 6000 Menschen wurden bereits festgenommen, 9000 türkische Beamte sollen entlassen worden sein - der Präsident entledigt sich seiner Gegner und baut Staat und Militär systematisch nach seinen Vorstellungen um. Das wäre dann auch ein Alarmfall für die Nato.