Anders & Wunderlich: Der Geschichten-Podcast

Der Mensch hat die Sprache beim Geschichtenerzählen erfunden. Geschichten erklären die Welt. Sie können uns Mut oder Angst, Freude oder Trauer fühlen lassen, uns Wissen oder Weisheit vermitteln. Eine Geschichte ist kein Werk, sondern ein Akt. Wir denken, schreiben, sprechen und Du hörst uns zu – so kommt sie erst in die Welt. Wir haben über 75 Stunden im Archiv, professionell produziert und kostenlos zu hören. Viele Geschichten sind phantastisch, die meisten regen zum Nachdenken an, einige sind Erlebniserzählungen und hin und wieder sind sie auch komisch. Alle Geschichten sind exklusiv für unseren Podcast geschrieben, gesprochen, aufgenommen, geschnitten und abgemischt. Wir machen keine Werbung, haben keinen Sponsor und es gibt weder Paywall noch Abonnement. Um unabhängig zu bleiben und unsere Arbeit zu finanzieren, suchen wir allerdings nach Unterstützer*innen und haben uns für ‚Steady‘ aus Berlin entschieden. Wer uns monatlich ein paar Euro widmet, kann uns im Blog oder im eigenen Feed zuhören, wie wir uns nach der Aufnahme einer Geschichte über die Hintergründe, Gedanken und Ideen dazu unterhalten. (Gut. Das ist zu hochgestochen und klingt langweiliger, als es ist...

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Expl0496: 7 vergessene Stars


Eine der großen psychischen Belastungen als Schauspieler in Hollywood muss sein, dass man nie weiß, wie lange so eine Karriere dauert. Vielleicht ruft morgen der Agent an und sagt: „Du bist Vergangenheit!“ Hier also sieben Stars, die diesen Anruf wohl bekommen haben. Und die ich mir aber zurückwünsche.

Download der Episode hier.
Beitragsbild: By Gerald Geronimo, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15934429
Opener: „8 Former Stars In Desperate Need Of A Comeback“ von Nicki Swift
Closer: „The Best Nicolas Cage Impressions“ von NotYaMa
Musik: „Your Cage (2012)“ von Utah Raptors / CC BY-ND 3.0

+Skript zur Sendung
Hollywood ist wie ein Bauernhof. Die Kühe, die den besten Ertrag haben, gewinnen Preise. Dann werden sie so lange gemolken, wie es geht. Und wenn die Leistung nachlässt, dann kommen sie in die Wurst. Klar, manche Menschen schaffen ein Comeback, falsche Metapher. Aber darüber berichten wir deshalb immer so staunend, weil es sooo selten ist.

Hier also meine Liste mit sieben Hollywood-Stars, die irgendwo in der Versenkung verschwunden sind. Und denen ich ein Comeback wünschen würde.

Fangen wir mit John Travolta an. Schon alleine, weil der ja die berühmte Ausnahme ist. Wer es nicht erlebt hat, kann sich nicht vorstellen, wie groß „Saturday Night Fever“ 1977 war. Die Art zu tanzen, der weiße Anzug, die Meerschweinchenstimmen der Bee Gees und natürlich John Travolta. Ganz klar Bravo-Starschnitt-Material. Der Durchbruch für Discomusik in Europa. Und „Grease“ war der nächste Riesenerfolg im Jahr darauf und ist mittlerweile sicher ein Klassiker.

Aber dann ging’s rasant abwärts. Irgednwann produzierte er nur einen „Hör ‘mal, wer da spricht“-Misserfolg nach dem anderen. 1994 kommt aber Quentin Tarantino und gibt ihm die Rolle des Vincent Vega in „Pulp Fiction“ und -zack! – er war wieder da. Das hat ihm sogar eine Oscar-Nominierung eingebracht.

2000 dann nahm der Schauspieler sein ganzes Geld um den Science Fiction-Roman seines Sektengründers zu verfilmen. L. Ron Hubbards „Battlefield Earth“. Eine Katastrophe. Dieser Film machte ihn zum Gespött auf der ganzen Welt und schon ging die Achterbahn wieder hinunter. Mittlerweile ist er in der Hölle der Direct-To-Videos angekommen.

So wie auch Brandon Fraser. Der aus der „Mumie“, Teil 1, 2 und 3. Und aus „Joe, der aus dem Dschungel kam“. Der hatte mit seinem bübischen Lächeln, seiner Schlagfertigkeit und seiner athletischen Körpersprache alles, was man in einer Actionkomödie braucht.

Und jetzt muss er einen Mist nach dem anderen drehen. Dabei ist er erst 46. Unsere heutigen Actionstars aber heißen Sylvester Stallone, Harrison Ford oder Bruce Willis. Alle auf direktem Weg in ihr siebtes Lebensjahrzehnt. Wenn „Indiana Jones 5 2019“ in die Kinos kommt, wird Harrison Ford 77 Jahre alt sein. Arbeitstitel: „Indiana Jones und der Rollator aus einer anderen Dimension.“

Excellent! Was uns zu „Wayne’s World“ bringt. Oder, um genau zu sein, zu Mike Myers. Das war 1992 ein Überraschungserfolg und ist mittlerweile ein Kultfilm. Der hat auch noch für meinen Sohn funktioniert. Drehbuch und Hauptrolle: Mike Myers. Und dann gab es noch Austin Powers, der immer noch einige geniale Szenen hatte. Und natürlich Shrek, dem er die Stimme lieh.

Und dann folgt „Der Love Guru“. Von 2008. Ein unglaublich schlechter Film. Der gewann gleich 3 Razzie-Preise. Schlechtestes Drehbuch, schlechtester Film des Jahres und schlechtester Schauspieler. Aber bitte, Mike, komm’ zurück! Mach’, wenn es sein muss, „Wayne’s World 3“. Dana Carvey könnte einen Erfolg auch gut brauchen. Aber lass’ uns nicht alleine in einer Welt, wo Adam Sandler immer noch Pups- und Pinkelfilme machen darf!

Aber natürlich fehlen uns die Frauen. Zum Beispiel Sharon Stone. Ja, die aus „Basic Instinct“, ja mit der berühmten Beine-Übereinanderschlagen-Szene. Doch ihren Oscar hat sie ja nicht für laszive Tricks bekommen, sondern für „Casino“ von 1995. Ach, die ist zu alt, sagt ihr. Hm. Das ist ein Problem für Frauen, sagt ihr. Na ja, in „Broken Flowers“ von Jim Jarmusch war sie auf jeden Fall verzaubernd. Und sie ist auch nur 10 Jahre älter als Julia Roberts, und die ist ja noch gut im Geschäft. Ich würde mich für neue, gute Rollen für sie freuen – schon alleine aus feministischen Gründen. Ja, ich meine Dich, Harrison Ford!

Und dann gäbe es noch Nicole Kidman. Die ist zwar eigentlich nicht wirklich weg vom Fenster, die produziert fleißig im Bereich Indie und artsy fartsy. Aber ihre letzten großen Studiofilme waren alle nicht so richtige Erfolge. „Verliebt in eine Hexe“ – au weh. Und „Der goldene Kompass“ hätte New Line Cinema beinahe das Leben gekostet. Richtig, die Firma, die die ganzen Tolkienfilme macht, aber den Tolkiens keinen Dollar gibt. Im Jahr darauf dann das Epos „Australia“, das nicht einmal ein Drittel seiner Kosten einspielte. Die meisten Filme, die sie jetzt macht, erreichen aber Europe schon gar nicht mehr richtig.

Auch Nicole Kidman ist ohne Zweifel eine großartige Schauspielerin. Aber ihr letzter, richtig großer Erfolg war wohl „Moulin Rouge“ aus dem Jahre 2001. Vielleicht will sie ja nicht mehr so große Dinger drehen, aber falls schon: Ich drücke die Daumen!

Und da wäre noch Kristen Stewart. Die ist ja nun wirklich nicht zu alt mit zarten 26 Jahren. Klar, nicht jeder liebt Twilight. Viele Kinokucker, mich eingeschlossen, hassen die Trilogie im Vierepack sogar leidenschaftlich. Aber auch, wenn ihr es nicht glaubt: Sie kann durchaus schauspielern, selbst wenn man das in Twilight nicht wirklich merkt.

Ihre Karriere hat mit neun Jahren angefangen und sie hat ihr Können in vielen Produktionen vor Twilight auch leidlich unter Beweis gestellt. Aber seit 2012 ist es sehr, sehr ruhig geworden. Klar, sie hat in „Still Alice“ mitgespielt, das war 2014. Aber das war ja kein Vehikel für sie, sondern für die großartige Julianne Moore. Die übrigens auch schon 55 Jahre alt ist.

Zum Abschluss möchte ich noch über Nicolas Cage reden. Es ist peinlich, ich weiß. (kichert unsicher) Zugegeben. Dessen Image ist ziemlich kaputt. Und auch zugegeben: Der hatte schon immer eine sehr seltsame Auswahl bei seinen Drehbüchern. Abwechselnd drehte er gute, sehr gute, schlechte und richtig, richtig miese Filme. Sollte sich wahrscheinlich einen anderen Agenten suchen.

Seine letzte große Hollywood-Produktion, die wohl Geld abgeworfen hat, dürfte wohl „National Treasure“ sein. Bei uns „Das Vermächtnis des geheimen Buchs.“ Keine so große schauspielerische Anstrengung, aber doch ein Erfolg. Von da an ging’s abwärts. Über den zweiten Ghost Rider legen wir freundlich einen Schweigeschleier. Das war 2011. Und seitdem: Willkommen in der Direct-To-Video-Hölle.

Aber der Mann kann auch schauspielern. Ich erinnere z.B. an „Leaving Las Vegas“, „The Weather Man“, „Arizona Junior“, „Wild at Heart“, den großartigen „Lord of War“ von 2005 oder den völlig unterbewerteten „Orchideen-Dieb“.

Klar, gerade macht das Internet sich über ihn lustig, weil er zum Over-Acting neigt. So what! Wer hört schon auf das Internet. Braucht halt einen guten Regisseur1 Mir persönlich fehlt er aber und ich wünsche ihn mir zurück. So. Jetzt ist es raus.


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 August 4, 2016  12m