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Leibniz‘ Grundsatz der prästabilierten Harmonie hat auch für die Betrachtung der verschiedenen Kulturkreise seine Bedeutung. Leibniz beobachtet, dass auf der Gegenküste der Welt, im fernen China, in ähnlicher Weise nach Mitte und Maß, dem Ausgleich des Einen und Vielen gesucht wird wie in Europa. So interpretiert er das Buch Tao-Te-King des Lao-Tse („Weg-Tugend-Buch) als Gegenstück zu Aristoteles Ethik mit ihrer Suche nach Mitte und Maß...
Leibniz‘ überragendes Genie überwand auch andere Grenzen: Er entwickelte einen universellen Logik-Kalkül, eine Begriffsschrift, die für alle Denkoperationen geeignet sein sollte. Zugleich aber studierte er die Pluralität der Sprachen und blickte mit Faszination auf China, die Gegenküste Europas. Leibniz ging von der „besten aller möglichen Welten“ aus, worin für ihn auch die Antwort auf die Theodizeefrage impliziert war...
Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) ist neben Descartes und Spinoza der dritte der großen rationalistischen Philosophen der Neuzeit. Kein Spinozanischer Monismus und kein Cartesischer Dualismus, sondern eine Metaphysik der unendlich vielen einzelnen Substanzen wird in seinem Denken expliziert. Die Dinge sind ihrem metaphysischen Wesen nach Monaden, fensterlos, aber, wie in barocken Spiegelsälen, einander ins Unendliche spiegelnd...
Philosophie ist dort, wo sie aufs Ganze geht, nicht nur Frage nach einzelnem Seienden, sondern nach der Welt im Ganzen. Und sie ist Frage nach Gott. Dies zeichnet sich seit Platon und Aristoteles ab; es durchdringt unter christlichem, aber eben auch jüdischem und islamischem Horizont die mittelalterlichen Transformationen des antiken Denkens. Dieser Fragezusammenhang von Gott und der Welt wird uns auch auf unserem exemplarischen Weg durch die neuzeitliche Philosophie begleiten...
Seit Platon und Aristoteles suchte die antike politische Philosophie nach dem guten Leben in gemeinsamen Institutionen. Seit der frühen Neuzeit vollzieht sich auch hier eine Entzauberung der Verhältnisse. Die Frage von Nicolo Machiavelli (1469-1527)richtet sich nicht auf die Qualität der bürgerlichen Gesellschaft, sondern auf Machterwerb und Machterhaltung. Thomas Hobbes (1588-1679) beschreibt im England der Konfessionskriege den Menschen als Wesen zwischen Furcht und Größenwahn...
Die neuzeitliche Rationalität hat offensichtlich mehrere Väter. Neben Decartes ist auch Francis Bacon(1561-1626) zu nennen. Er geht den Weg des Experiments und der methodisch kontrollierten Erfahrung. Sein ‚Novum Organon‘ ist die Antwort auf Aristoteles. Ein „non plus ultra“, eine letzte Grenze wissenschaftlicher Neugierde und Weltbefragung soll es gerade nicht geben...
Descartes Suche nach dem schlechthin gewissen Fundament führt zur Unterscheidung von Subjekt und Objekt, „Res cogitans“ und „res extensa“, Geist und Materie: einem neuzeitliches Denken tief prägenden Dualismus. Eine andere Konzeption ist aber möglich. Dies zeigt der faszinierende Anspruch von Baruch de Spinoza (1632-1677). Ihm zufolge gibt es nur eine Substanz: die Absolutheit Gottes. Denn einzig er ist aus sich selbst...
Das: ‚Ich denke‘ ist ein Fundament. Doch wie stabil ist die Gewissheit, die von ihm ausgeht? Descartes bleibt jedenfalls mit der überlieferten Metaphysik überzeugt, dass dieser endliche Absolutheitspunkt der Subjektivität nur Ausfluss des unendlichen Absolutheitspunkte ist. Deshalb bleibt der Gottesgedanke unhintergehbar...
Bei René Descartes (1596-1652) meinte Hegel, endlich festen Boden nach langer Fahrt auf den offenen Meeren des Denkens erreicht zu haben. Descartes erhebt in einer von wissenschaftlichen Innovationen reichen und von den Erschütterungen der Konfessionskriege gezeichneten Zeit den Anspruch, einen festen Punkt zu gewinnen. Letztbegründung, der Anspruch, die Philosophie als Wissenschaft zu fundieren, wird eindrucksvoll in seiner Suche nach dem „fundamentum inconcussum“ dokumentiert...
Formationen mittelalterlichen Denkens: Glaube und Vernunft, Unio mystica und das Problem des Nominalismus