Eine medizinische Behandlung kann schon einmal auch darin bestehen, dass einem der Behandelnde empathisch zuhört. Wie man das auch in dieser Hörspielfolge gut hören kann.
Download der Episode hier.
Closer: „You Can Be A Doctor Too“ von Disney Junior UK
Musik: „Docteur (2007)“ von yannick f / CC BY-NC-ND 3.0
P: Und wie oft bekommen Sie diese Anfälle?
D: Normalerweise so drei Mal die Woche. Aber diese Attacke ist die schlimmste seit langem!
P: Das könnte zusammenhängen mit ihrem hohen Blutdruck zusammenhängen. Da hat sich ja noch nicht viel daran geändert…
D: Ja, das hatte ich mir auch schon überlegt.
P: Wie schaut’s denn mit dem Schlafen aus? Bekommen Sie denn wenigstens sieben Stunden Schlaf am Stück?
D: Hach, das wäre toll. Aber mehr als vier Stunden kommen nicht zusammen. Und auch die nicht am Stück.
P: Woran liegt das denn?
D: An den ständigen Alpträumen! Ich wache jede Nacht mehrere Mal auf. Manchmal laut schreiend vor Angst. Dann muss ich erst wieder stundenlang rumspazieren, bis die Panik abklingt. Und dann kann ich vielleicht noch einmal ein Stückchen schlafen. Und so geht das jede Nacht.
P: Vielleicht brauchen wir doch noch eine zusätzliche Medikation?
D: Ich glaube ja eher, ich nehme schon viel zu viele verschiedene Medikamente.
P: Das glaube ich allerdings auch. Erzählen Sie mir noch etwas von den Alpträumen…
D: Wenn ich da so hochsckrecke, dann bin ich völlig außer Atem und in Panik. Zum Teil wedele ich wild mit den Armen herum und mein Herz schlägt heftig wie ein Hammer gegen die Brust!
P: Das ist ja schrecklich. Aber das könnte trotzdem alles vom Stress kommen! Vielleicht sollten Sie ihren Beruf wechseln?
D: Das ist ja nun ein bisschen zu spät, oder? Nach all’ der Zeit und dem Geld, die ich investiert habe? Oder? Ich würde nur hoffen, der Druck würde irgendwann ‘mal nachlassen. Nur ein bisschen. (weint ein bisschen)
P: Das ist ja furchtbar. Sie Arme! Wie wäre es mit einer Tasse Tee?
D: Nein, lieber nicht. Ich glaube, ich könnte die Tasse nicht einmal ruhig halten. Schauen Sie ‘mal!
P: Oh je, die Arthritis wird auch immer schlimmer!
D: Das können Sie laut sagen, ich kann ja zur Zeit kaum ein Glas Wein in der Hand halten!
P: Hatten Sie nicht versprochen, mit dem Trinken aufzuhören, als die Fettleber bei Ihnen diagnostiziert wurde?
D: Ich habe es drastisch reduziert! Heute morgen, bevor ich hergekommen bin, hatte ich nicht einmal eine ganze Flasche Chardonnay!
P: Ja, kann man riechen. Die Fahne überdeckt fast Ihren Mundgeruch.
D: Ja, jetzt weiß ich genau, wann ich aufhören muss. Es ist genau der Moment, wo mir so schwindlig wird und ich ohnmächtig werde.
P: Das geht so nicht mehr lange weiter. Wenn Sie nur ein paar Euros auf der Bank haben, dann sollten Sie sich zügig Gedanken machen, wie Sie schnellstmöglich in den Ruhestand kommen. Sonst erleben Sie den nämlich gar nicht mehr! Dann haben Sie den ganzen Stress unnötig durchgemacht. Wollen Sie das denn wirklich?
D: Sie haben vielleicht recht. Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen…
P: Sie werden ja auch nicht alleine sein, sie haben doch Familie. Sie können sich ja mit Hobbies beschäftigen. Wie fit ist ihr Mann denn noch so? Der ist doch recht anziehend?
D: Mein Mann? Anziehend? Na ja, vielleicht wirkt er so auf Motten. Dessen besten Zeiten sind auch schon lange her…
P: Und ihre Kinder, können die Sie nicht unterstützen? Ihr Sohn soll doch ein Teufelskerl sein, stimmt’s?
D: Da haben Sie die Gerüchte eher falsch gehört. Eher ein Feuerteufel – oder spielen Sie gar nicht drauf an, dass er Pyromane ist?
P: Oh! Nein, das wusste ich gar nicht! Und ihre Tochter? Vielleicht kann die ja helfen!
D: Na ja, die ist halt recht naiv. Die dachte neulich, ein Pick-Up-Artist sei jemand, der Transportwägen bemalt. Jetzt sitzt sie gerade in einem Zug nach… Ach, lassen wir das…
P: Es gibt solche Phasen im Leben. Da kommt alles irgendwie zusammen…
D: Phasen. Im Leben. (seufzt) Tut mir leid, aber weder im Beruf noch privat läuft’s irgendwie und ich dachte mir, sie könnten mir helfen.
P: Verstehe ich gut. Tut mir leid, dass ich nicht mehr tun kann. Aber ich denke mir, Sie sollten wirklich die Tabletten weiter nehmen.
D: Ja, das ist wohl das Einzige, was ich tun kann.
P: Tut mir leid.
D: Schon gut. Ich weiß, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin. Aber, ehrlich gesagt, jetzt geht’s mir schon ein bisserl besser.
P: Das ist doch schon einmal ‘was. Sie schauen auch ein bisschen besser aus als vor einer Stunde, als Sie in die Praxis gekommen sind!
D: Ja, danke, dass Sie mir Ihre Schulter zum Ausweinen geliehen haben. Das ist manchmal einfach die beste Medizin.
P: Ja. Genau. Machen wir dann weiter?
D: Das sollten wir. Es gibt genug zu tun, oder?
P: Ja, allerdings. (ins Off) Der Nächste, bitte!
P: Ah, Herr Preussler! Ja, Ihr Ausschlag schaut ja schon viel besser aus! Gehen Sie einfach durch ins Behandlungszimmer. Die Frau Doktor ist jetzt bereit, Sie zu empfangen!