Gesamtlänge aller Episoden: 1 day 13 hours 14 minutes
Neue Bestimmungen verbieten den Bewohnern Kemerovos, ihre Häuser zu verlassen. Wer kann, verlässt die Stadt oder fährt auf die Datscha. Zurück bleiben Studenten aus Kasachsten, Zentralasien und ich, eingesperrt in einem Wohnheim, dessen Innenleben ich erst jetzt so richtig kennen lernen kann... Schnell merke ich, dass die Ausgangssperre recht annehmbar werden dürfte.
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Dies ist Jubiläumsfolge #10...
Die Regierung hat die zweiwöchige Quarantäne verlängert, die sich langsam aber sicher nach großen Ferien anfühlt. Genug für Ausflüge in die Region, ausgedehnte Spaziergänge, neue Bekanntschaften und wochendliche Gelage... Über alledem steht der hereinbrechende Frühling, der die ganze Stadt, endlich, mit Leben erfüllt
Das Coronavirus hat mittlerweile auch Russland erreicht. Mit diesmal etwas angezogenem Erzähltempo berichte ich über die Geschehnisse der letzten Wochen: Ich werde langsam heimisch in Kemerovo, Schritt für Schritt mache ich mich an die verzwickte Aufgabe, mir eine Existenz aufzubauen...
Das erste Wochenende in Kemerovo könnte sich abwechslungsreicher kaum gestalten, denn die Stadt und seine Menschen zeigen sich von ihrer besten Seite, nehmen mich bei der Hand, um mir die Schätze ihrer Stadt zu zeigen...
Die ersten Tage an der Universität bedeuten die Bekanntschaft mit unzähligen Menschen, Stress und stetiges Herumirren im unübersichtlichen Gewirr dutzender Flure. Auch die Art der Vorlesungen irritiert mehr, als das sie bildet. Währenddessen wird die Stadt von Schneestürmen erschüttert, ich erkunde die brutal anmutenden Schlafstädte Kemerovos mit ihren riesigen Wohnblocks...
Bei einem ausgedehnten Spaziergang entdecken wir in menschenverachtender Kälte sitzend die sibirischen Fischer auf dem Eis des zugefrorenen Toms. Anschließend ein Spaziergang mit Polina, bei dem ich viele interessante Dinge über Stadt, Land und Leute erfahre...
Schon früh am Morgen erreicht der Kusbassexpress Kemerovo, fast unglücklich verlasse ich meinen behaglichen Zug, um mein neues Zuhause anzusehen. Tiefverschneite Straßen, Plattenbauten und ein Hauch von Kohle in der Luft, der erste Eindruck ist rustikal und abweisend...
Von Moskau bis Kemerovo sind es fast viertausend Kilometer, eine Strecke, die der Kusbass-Express zwei Mal wöchentlich zurücklegt, sechzig Stunden braucht er dafür. Über eine unvorstellbar entspannte Zugfahrt, die man sich mit Mittagsschläfchen, Blicken aus dem Fenster, Büchern und Keksen vertreibt...
Moskau ist die größte Stadt Europas und ist dekadent, chaotisch und voller Menschen. Wir unternehmen Abstecher zum Kreml, in die gewaltigen Schlafstädte und auf die Märkte der Stadt und lassen uns treiben auf ihren chaotischen Straßen...
Der große Tag ist gekommen, mit gepackten Koffern stehe ich an den Bahnsteigen vieler Länder, auf Züge wartend, die mich nach Moskau bringen... Über eine Begegnung mit der Zeit.