54:41 Genau. Zu diesem Zeitpunkt kam es aber zu diesen Einschränkungen in Australien. Und die haben sich dann angeschaut: Wie ist die wöchentliche Anzahl an RSV- und Influenza-Fällen bei Kindern im Vergleich zu den acht Saisons davor, also vor SARS-CoV-2, auch mit so einer Surveillance-Testung. Sie haben Kinder bis 16 Jahre eingeschlossen, die ab 2012 entweder einen Antigen- oder PCR-Test bekommen haben. Was man da gesehen hat, war, dass die im Mittel um die 630 Fälle pro Woche hatten und der Peak bei Woche 27 war. In dem Jahr 2020 war es so: In der Woche eins bis 13 waren nur 29 Fälle RSV und 24 Fälle von Influenza. Also eine deutliche Reduktion der Fälle. Dann ab der Woche 14 bis 35, wo es noch Einschränkungen gab, gab es nur zehn Fälle RSV und ein Fall von Grippe, wo heraus sie errechneten, dass es eine 98-, 99-prozentige Reduktion war. Sie haben dann auch gleich gesagt, dass das nicht daran liegt, dass man weniger getestet hätte, sondern man hat sogar mehr Proben als in den Vorjahren untersucht, sodass das als Grund ausscheidet, sondern dass das Virus weniger zirkulierte. Sie haben dann – das waren die ersten Daten, die publiziert wurden – gesagt, dass Schulkinder oder kleine Kinder bei der Übertragung von RSV und Influenza eine zentrale Rolle spielen und haben auch gesehen, dass es vier Monate nach der Schulöffnung zunächst keinen Anstieg der Fälle gab. Also dass es nicht sofort nach Schulöffnung dann zu einem veränderten Nachweis von RSV und Influenza kommt. Und machten sich aber schon in der Diskussion in dem ersten Paper Sorgen, dass das dazu führt, dass Kinder, die normalerweise im ersten Lebensjahr oder in den ersten Lebensjahren diese Erstinfektion von RSV durchmachen, das im Moment aufgrund der Kontaktbeschränkungen ausfällt, also dass das wahrscheinlich später durchgemacht wird. Und dass es möglich ist, dass durch diese Einschränkungen in der Pandemie die nächste RSVSaison mit mehr Fällen und intensiver für die Pädiater verlaufen könnte. Ein weiteres Problem ist, dass es schwierig ist, einen Grippe-Impfstoff gegen Influenza für die nächste Saison zu entwickeln. Dann haben sie in einer zweiten Korrespondenz berichtet, wie es dann weiterging. Wie gesagt, bis Woche 35 haben sie eigentlich keine erhöhte Aktivität gesehen. Und ab Woche 44 dann, also außerhalb der normalen Saison von RSV und Influenza in Australien, kam es zu einem wirklich deutlichen Anstieg der Fälle. Normalerweise ist der Peak bei Woche 27 und die haben das erst nach Woche 44 gesehen. Und das fiel dann zusammen oder nachdem die Kontaktbeschränkungen aufgehoben wurden. Dieser Peak war deutlich höher als sonst. Sonst hatten die einen Peak bei 40 Fällen pro Woche und jetzt bei 100 Fällen, wobei das Plateau oben noch nicht erreicht war, wenn man sich in dieser Korrespondenz die Abbildung anschaut. Sie sagen, dass die Testung gleichgeblieben ist. Aber was noch auffiel ist das mittlere Alter der Patienten. In den Jahren zuvor waren die sieben bis zwölf Monate, also wirklich im ersten Lebensjahr. Das hatte sich verschoben auf durchschnittlich 18 Monate. Das zeigt, dass die Kinder im ersten Lebensjahr durch diese Kontaktebeschränkungen anders Viren gegenüber ausgesetzt waren und das sozusagen nachgeholt haben, nachdem diese Kontaktbeschränkungen aufgehoben wurden. Jetzt ist natürlich die Frage, was bedeutet das? Ich denke, das kann man gar nicht unterbinden. Das ist ja normal, dass Babys und Kinder mit Viren Kontakt haben. Aber ich glaube, dass das Gleiche auch bei uns passieren kann. Und zwar sieht man das schon in Frankreich an ersten Daten, dass die RSV-Saison gerade startet, obwohl sie normalerweise jetzt zu Ende geht. Bei uns, wie gesagt, ist das auch in den nächsten Wochen möglich, wenn die Kontaktbeschränkungen weiter gelockert werden, dass es zu deutlichen Anstiegen der Infektion mit RSV kommt, gerade bei ganz jungen Kindern. Da müssen die Pädiater einfach dran denken und darauf vorbereitet sein. Ich habe mit einigen von denen gesprochen und die machen sich schon Gedanken und so ein bisschen auch Sorgen darum, was das genau für Auswirkungen auf ganz kleine Kinder und auch auf die Zahlen von RSV-Infektionen hat, die wir in den nächsten Monaten hier in Deutschland sehen können. Denn normalerweise sehen wir die nur im Winter. Jetzt erwarten wir, dass das möglich ist, dass wir die im Frühjahr oder Sommer sehen. Man muss dazu wissen, dass gerade
Frühchen oder Risikokinder eine Prophylaxe bekommen. Also einen monoklonalen Antikörper, der vor einer Infektion mit RSV am Anfang schützen soll. Den gibt man zu einer bestimmten Jahreszeit, nämlich in dieser RSV-Saison. Das ist natürlich jetzt ganz wichtig, dass man schaut, dass diese RSV-Saison sich wahrscheinlich verschieben kann und man diese Prophylaxe nicht nur von Oktober bis März oder so gibt, sondern gegebenenfalls das genau beobachten muss und diese Prophylaxe auch im Sommer geben muss. Es zeigt einfach noch mal schön, wie das Zusammenspiel zwischen Viren und Menschen sind und dass durch diese künstlichen Bedingungen der Kontaktbeschränkungen hat das auch Einfluss auf andere Viruserkrankungen und die Häufigkeit. Und dass man das dann künstlich verschiebt.