Gesamtlänge aller Episoden: 9 hours 31 minutes
Was bedeutet die Frage nach der Verflüssigung von Kirche in Bezug auf Gott? Wandelt sich Gott im Laufe der Zeit? Ist der Faktor Zeit also im innersten Wesen Gottes vorhanden? Mit dieser Episode bewegen wir uns in Bezug auf Fluidität an die äußerste theologische Grenze. Nach einer kurzen Einführung in Prozesstheologie und Ereignisdenken wird die Frage beantwortet, was an Gott stabil und was veränderlich ist.
Eine Lesereise durch das Buch „Der Sabbat“ von Abraham J. Heschel, 2022, Jüdische Verlagsanstalt Berlin GbR und Patmos Verlag.
Susannah Heschel schreibt in der Einführung, Seite 19:
„Mein Vater definiert das Judentum als eine Religion, deren zentraler Bezugspunkt die Heiligkeit der Zeit ist. Einige Religionen erbauen große Kathedralen oder Tempel, aber das Judentum erbaut den Sabbat, als eine Architektur der Zeit...
#27 Zweite Zwischenbilanz | Ernüchternde Denkwege und notwendige Folgerungen | Seit dem Neueinstieg nach der Podcast-Pause sind bereits elf neue Folgen online gegangen. Das ist der richtige Zeitpunkt für eine weitere Zwischenbilanz. Am Anfang habe ich nicht geahnt, wie tief uns das Thema "Fluide Kirche" in die innerste Steuerungslogik von "Kirche" führen wird. Und wie sich daran nachzeichnen lässt, welche Verschiebungen in Theologie und Kirchenverständnis stattgefunden haben...
Digitale Verflüssigungen | Von leichten Abschieden und neuen Gewohnheiten // Was bedeutet das Erleben von „Beschleunigung“ und „Vernetzung“ praktisch? Anhand von sechs kleinen Zeitreisen wird die rasante Entwicklung, in der wir leben, nachgezeichnet. Mit dieser Entwicklung gehen Verschiebungen im kommunikativen Verhalten und der Wahrnehmung von Wirklichkeit einher. Das, was früher undenkbar war, ist heute normal...
In dieser Episode kommen wir auf die drei Zeitmuster von Michael Schüßler "Ewigkeit, Geschichte, Ereignis" zurück. Speziell geht es um die Verschiebung ins Ereignis-Dispositiv. Im Verlauf der letzten Jahrzehnte hat sich das Verständnis von der einen großen Geschichte abgeschwächt. Stattdessen nimmt unser Bewusstsein in unserer medialen Kultur Zeit eher fragmentarisch, bildhaft und punktuell wahr...
Seit einiger Zeit haben apokalyptische Untergangsszenarien wieder Hochkonjunktur. Allerdings sollte das Apokalyptische nicht mit dem Messianischen verwechselt werden. Messianische Zeit hat eine eigene Struktur. Wenn wir Kirche als messianische Gemeinschaft in der Zeit verstehen, ist es wichtig, sich mit den Merkmalen der messianischen Zeit zu befassen. (1) Messianische Zeit ist ganz nah und zugleich flüchtig. (2) Messianische Zeit ist von Dringlichkeit gekennzeichnet...
Auch wenn in der Neuzeit das mittelalterliche Ewigkeitsdispositiv an Deutungsmacht verloren hat, finden sich in den christlichen Geschichtsdeutungen immer noch der Rückbezug zum normativen Ursprung. Selbst wenn von Heilsgeschichte gesprochen wird, kann damit eine Restauration des Anfangs gemeint sein. Es ist wichtig, sich diese Strukturmuster klarzumachen, um dem Sinn der christlichen Botschaft und der Gestalt einer „messianischen Gemeinschaft in der Zeit“ auf die Spur zu kommen.
Mit der Verschiebung von einem an der Ewigkeit zu einem an der Geschichte orientierten Zeitverständnis kommt die bisherige Form von Kirche enorm unter Druck. Die gestaltbare Zukunft findet Eingang in die diesseitige Welt. Menschen werden zu Akteuren und Gestalter:innen von Gottes neuer Friedenswelt. Hierarchien werden nicht mehr als gottgegeben und unhinterfragbar hingenommen. Biblische Texte werden historisch untersucht. Gott ist nicht mehr "über mir", sondern "vor mir"...
Das raumorientierte, eher statisch gedachte Kirchenverständnis liegt zu weiten Teilen im griechischen Begriff von "Ewigkeit" begründet. Häufig wird Ewigkeit dabei mit Unendlichkeit gleich gesetzt. Das ist aber irreführend. Nach althebräischem Verständnis geht es bei dem, was im Deutschen mit "Ewigkeit" übersetzt wird, eher um eine Intensivierung von Zeit...
Um das Besondere des heutigen Zeitverständnisses besser zu verstehen, ist es hilfreich, sich als Kontrast in das mittelalterliche Zeitempfinden hineinzuversetzen. Mit der Ausbreitung des Christentums in Europa wurde die Agrar-Zeit in eine Sakral-Zeit eingebettet. Damit wurde die zyklische Geschichtserfahrung auf ein Ziel hin ausgerichtet...