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Dass wir “nach Jahrhunderten des Gemetzels andere Wege des Austauschs gefunden haben“ ist für den Violinisten Michael Barenboim eine zentrale Errungenschaft des europäischen Projekts. Musik spielt dabei eine zentrale Rolle. Als Konzertmeister des Kammerorchesters "West-Eastern-Divan-Projekts" zeigt Michael Barenboim, zeigen Israelis und Palästinenser, was möglich ist, wenn man Grenzen und Vorurteile überwindet.
"Europa ist so reichhaltig an kulinarischen Möglichkeiten", schwärmt Léa Linster, die als bislang einzige Frau den berühmten Kochwettbewerb Bocuse d’Or gewonnen hat. Die Luxemburgische Spitzenköchin plädiert dafür, gerade in Krisenzeiten die Esskultur hochzuhalten und europäisch-regionale Spezialitäten konsequent zu schützen: "Wenn wir wissen, wo die Wurzeln sind, ist es auch leichter, wieder ins Lot zu kommen."
"Ich bin etwas desillusioniert, was Europa angeht", sagt die Autorin und Klimaexpertin Elisabeth Weydt. Es gebe zu wenig Bewusstsein, dass der eigene Wohlstand oft auf dem Leid anderer beruhe. Weydt fordert kritische Aufarbeitung und ein Verhältnis auf Augenhöhe zum Globalen Süden. Nur so sei Veränderung mit Blick auf die Klimakrise möglich: "Ich sehe auch die Kraft und die Macht, die von Europa ausgeht. Man hört auf Europa."
"Im Grunde ist das der gelebte europäische Traum, man lebt ein bisschen in einer Idee", sagt die Österreicherin Ellen Dunne, die seit 2011 in Dublin zu Hause ist, unter vielen "Multinationals", die die Arbeitsmöglichkeiten bei den großen Digitalkonzernen nach Irland gelockt haben. "Europa bedeutet, Grenzen zu überschreiten", meint die Schriftstellerin, und das kennzeichne sowohl ihre Kriminalromane wie auch ihr Leben.
"Im Moment habe ich einen sehr sorgenvollen Blick auf Europa", sagt Joybrato Mukherjee, Rektor der Universität zu Köln und Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Europa brauche mehr Einigkeit und Kooperation, um in Zukunft bestehen zu können - und da könne sein Metier Wege in die Zukunft weisen: "Die Wissenschaft belegt ganz deutlich, wie erfolgreich Europa sein kann, wenn man sich noch stärker zusammen tut."
"Ich glaube, dass es uns noch nie so gut ging in Europa - frage mich aber, ob das allen auch so bewusst ist", sagt der Komiker, Moderator und Autor Christian Schulte-Loh. Als "German Comedian" hat er zunächst in England Karriere gemacht, mittlerweile ist er in ganz Europa gefragt: "Ich bin in fast allen europäischen Ländern aufgetreten, und irgendwie fühle ich mich immer zu Hause, nie fehl am Platz."
"Europa ist ständig in Bewegung. Ein Prozess. Und deshalb gibt es auch Möglichkeiten, die europäische Zukunft zu gestalten", sagt die deutsch-französische Politikwissenschaftlerin und Militärstrategin Florence Gaub. Sie fordert "Zukunftskultur", auch als Basis einer gemeinschaftlichen EU-Außenpolitik. "Will Europa die Zukunft nicht nur ertragen, sondern auch mitgestalten, muss es seine Rolle darin neu definieren."
Bei der Aufarbeitung der Kolonialzeit müsste in Deutschland und Europa noch viel mehr geschehen, sagt die Künstlerin, Kuratorin, Autorin und Wissenschaftlerin Natasha A. Kelly. Die Feministin mit britisch-karibischen Wurzeln, Mitbegründerin des Black European Academic Network, fordert mehr Sichtbarkeit für die afroeuropäische Community: "Wir sind eine Brücke zwischen Afrika und Europa."
"Europa sonnt sich zu unrecht im Gefühl moralischer Überlegenheit", kritisiert der Schriftsteller Ilija Trojanow. Als Friedensprojekt sei die Union allerdings ein historischer Erfolg. Trojanows Utopie von Europa ist die eines post-nationalen Gebildes, in dem sich die Mitgliedsstaaten noch intensiver verbinden: "Wir müssen das Lokale und Regionale stärken in Europa - und gleichzeitig das Nationale schwächen."
"Europa muss sich damit auseinandersetzen, warum die Populisten so erfolgreich sind - für mich hat das vor allem soziale Gründe", sagt der Schauspieler und Regisseur Michael Witte. "In Vielfalt geeint", das Motto der europäischen Union, sieht Witte auch als einen Auftrag, die Errungenschaften des europäischen Projekts zu sichern und zu bewahren - "damit wir nicht eines Tages im Alptraum erwachen in Europa."