Gesamtlänge aller Episoden: 7 days 1 hour 43 minutes
Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin, und jage die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr...
Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün, Reseden und Astern im Verblühn, Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht, Der Herbst ist da, das Jahr wird spät. Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht – Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt! Banne die Sorge, genieße, was frommt, Eh Stille, Schnee und Winter kommt.
-- Theodor Fontane (1819 - 1898)
Der Herbst, der Herbst, der Herbst ist da und so auch unsere verspätete September-Ausgabe...
Beim Regen
Liebe Sonne, scheine wieder, Schein' die düstern Wolken nieder! Komm mit deinem goldnen Strahl Wieder über Berg und Tal!
Trockne ab auf allen Wegen Überall den alten Regen! Liebe Sonne, lass dich sehn, Dass wir können spielen gehn!
-- August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)
Nach der Fußball WM in Russland ächzt ganz Deutschland unter der Hitze des Juli...
Die Gäste der Buche
Mietegäste vier im Haus Hat die alte Buche. Tief im Keller wohnt die Maus, Nagt am Hungertuche.
Stolz auf seinen roten Rock Und gesparten Samen sitzt ein Protz im ersten Stock; Eichhorn ist sein Namen.
Weiter oben hat der Specht Seine Werkstatt liegen, Hackt und zimmert kunstgerecht, Dass die Späne fliegen.
Auf dem Wipfel im Geäst Pfeift ein winzig kleiner Musikante froh im Nest. Miete zahlt nicht einer...
Der Mai ist gekommen
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus, da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus! Wie die Wolken dort wandern am himmlischen Zelt, so steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt.
Herr Vater, Frau Mutter, dass Gott euch behüt! Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht. Es gibt so manche Straße, da nimmer ich marschiert, es gibt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert...
Frühling
Nun ist er endlich kommen doch In grünem Knospenschuh; »Er kam, er kam ja immer noch«, Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum, Nun treiben sie Schuss auf Schuss; Im Garten der alte Apfelbaum, Er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz Und atmet noch nicht frei, Es bangt und sorgt: »Es ist erst März, Und März ist noch nicht Mai...
Er ist's
Frühling lässt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte; Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen. — Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist's! Dich hab' ich vernommen!
-- Eduard Mörike (1804 - 1875)
Der Frühling kommt. Nachdem uns vor kurzem noch der Wintereinbruch überrascht hat, kommen nun endlich die ersten warmen Sonnenstrahlen zu uns...
Der Winter
Das Feld ist kahl, auf ferner Höhe glänzet Der blaue Himmel nur, und wie die Pfade gehen, Erscheinet die Natur, als Einerlei, das Wehen Ist frisch, und die Natur von Helle nur umkränzet.
Der Erde Stund ist sichtbar von dem Himmel Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben, Wenn hoch erscheint von Sternen das Gewimmel, Und geistiger das weit gedehnte Leben...
Der Eislauf
Der See ist zugefroren Und hält schon seinen Mann. Die Bahn ist wie ein Spiegel Und glänzt uns freundlich an.
Das Wetter ist so heiter, Die Sonne scheint so hell. Wer will mit mir ins Freie? Wer ist mein Mitgesell?
Da ist nicht viel zu fragen: Wer mit will, macht sich auf. Wir geh'n hinaus ins Freie, Hinaus zum Schlittschuhlauf...
Neujahrslied
Mit der Freude zieht der Schmerz traulich durch die Zeiten. Schwere Stürme, milde Weste, bange Sorgen, frohe Feste wandeln sich zu Zeiten.
Und wo eine Träne fällt, blüht auch eine Rose. Schon gemischt, noch e wir's bitten, ist für Throne und für Hütten Schmerz und Lust im Lose.
War's nicht so im alten Jahr? Wird's im neuen enden? Sonnen wallen auf und nieder, Wolken gehn und kommen wieder und kein Mensch wird's wenden...